In einem umstrittenen Schritt hat das US-Justizministerium (DOJ) die Verfolgung von Bestechungsvorwürfen gegen die ehemalige Gouverneurin von Puerto Rico, Wanda Vázquez Garced, deutlich entschärft. Dies geschah in einer Zeit, in der die politischen Verbindungen zu Präsident Donald Trump immer mehr in den Fokus rücken. Ankläger, die auf einen bedeutenden Bestechungsprozess vorbereitet waren, erhielten den Auftrag, einen milderen Vergleich zu erreichen, so mehrere anonyme Quellen, die mit den Verhandlungen vertraut sind.
Die Verteidiger von Vázquez Garced, einschließlich des prominenten Anwalts Christopher Kise, argumentierten, dass der langwierige Korruptionsfall eine Waffe der politischen Verfolgung darstelle. Diese Argumentation fand Gehör in den Büros von Vize-Justizminister Todd Blanche, der ebenfalls in einem Fall gegen Trump tätig war. Die Intervention des DOJ führte dazu, dass die ursprünglichen Ankläger, die schwerwiegende Vorwürfe wegen Bestechung und Betrugs in Betracht zogen, unter Druck gesetzt wurden, um einen Vergleich zu erzielen.

Hintergründe und Kontext
Der Fall gegen Vázquez Garced und ihre Mitangeklagten, darunter der ehemalige FBI-Agent Mark Rossini und der venezolanische Banker Julio Herrera Velutini, steht im Mittelpunkt eines Skandals, der die Verflechtungen zwischen lokalen Politikern und mächtigen Interessen beleuchtet. Die Anklage, die im August 2022 erhoben wurde, behauptete, Herrera habe 300.000 US-Dollar an Wahlkampfspenden an Vázquez Garced gezahlt, um im Gegenzug Einfluss auf die Ernennung des Finanzkommissars von Puerto Rico zu gewinnen.
Dieser Kommissar war zum Zeitpunkt der Ermittlungen für etwa 10 Milliarden US-Dollar an Transaktionen verantwortlich, die über die von Herrera gegründete Bank Bancredito Bank Holding Corp. verarbeitet wurden. Die Vorwürfe werfen ein grelles Licht auf die Praktiken der politischen Einflussnahme in Puerto Rico, einem US-Territorium, das seit Jahren mit finanziellen und politischen Krisen zu kämpfen hat.
Die Korruptionsermittlungen wurden von der öffentlichen Integritätsabteilung des DOJ gemeinsam mit den Staatsanwälten von Puerto Rico durchgeführt. Der Hauptstaatsanwalt von Puerto Rico, Stephen Muldrow, der 2019 von Trump nominiert wurde, hatte zuvor die Meritorik des Falls betont. Doch eine plötzliche Wende kam, als Muldrow und sein Team unter Druck gerieten, nach dem Rücktritt mehrerer Anwälte im Februar 2023, die gegen eine Anweisung zur Einstellung von Verfahren gegen den Bürgermeister von New York, Eric Adams, protestiert hatten.

Investigative Enthüllungen
Die Entscheidung der DOJ-Führung, die Ankläger zu beeinflussen, könnte als Teil einer breiteren Strategie zur Milderung von Korruptionsvorwürfen gegen Personen mit Verbindungen zum Weißen Haus interpretiert werden. So zeigen die neuesten Entwicklungen, dass das DOJ in Fällen, die prominente Trump-Anhänger betreffen, zunehmend nachsichtiger agiert. Diese Tendenz wurde bereits in anderen Fällen beobachtet, wie etwa bei den Ermittlungen gegen den ehemaligen Präsidenten selbst.
Die Verteidigung von Vázquez Garced nutzte geschickt die Narrative um politische Verfolgung und versuchte, die Glaubwürdigkeit der Anklage als politisch motiviert darzustellen. Ein Insider, der anonym bleiben wollte, berichtete, dass die DOJ-Führung nicht vollständig von der Argumentation der Verteidigung überzeugt war, aber dennoch Druck auf die Ankläger ausübte, um vor einem bevorstehenden Prozess einen Deal zu erzielen. Diese Dynamik innerhalb der Justizbehörde ist besorgniserregend und fügt sich in ein Muster ein, das den Eindruck erweckt, dass die Unabhängigkeit der Justiz in Gefahr sein könnte.
Ein ehemaliger Staatsanwalt, der an dem Fall gearbeitet hatte, zog sich am 27. Juni 2023 überraschend aus der Sache zurück und verließ das DOJ. Diese plötzliche Abgang wirft Fragen über die internen Spannungen innerhalb des DOJ auf und darüber, ob der Druck von oben die Entscheidungen der Staatsanwälte beeinflusst hat. Der Abgang des Staatsanwalts könnte auch auf Unzufriedenheit mit der Handhabung des Falls hinweisen.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind weitreichend, nicht nur für Vázquez Garced, sondern auch für das öffentliche Vertrauen in die Integrität des rechtlichen Systems. Viele Bürger Puerto Ricos äußern Bedenken, dass dieser Fall und die Art und Weise, wie er behandelt wird, eine Botschaft senden könnte, dass Einfluss und Geld letztlich über Recht und Ordnung stehen.
Die neuen Vergleichsvereinbarungen, die nun auf die Genehmigung eines Richters in San Juan warten, könnten die rechtlichen Konsequenzen für Vázquez Garced und ihre Mitangeklagten erheblich mildern. Anstatt der drohenden Haftstrafen von bis zu 20 Jahren, die mit den schwerwiegenden Anklagen verbunden sind, könnten sie nun auf ein einfaches Vergehen plädieren, das keine Gefängnisstrafe zur Folge hat.
Die Reaktionen auf diesen Fall sind gemischt. Während einige die Entscheidung als pragmatisch und notwendig ansehen, um die Belastung des Justizsystems zu verringern, sehen andere darin eine gefährliche Präzedenz für künftige Korruptionsfälle. Die Befürworter der Gerechtigkeit fordern eine gründliche Untersuchung der Umstände, die zu dieser Entscheidung geführt haben.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Schritte in diesem Fall werden entscheidend sein. Das DOJ muss nun nicht nur die Genehmigung des Richters für die neuen Vergleichsvereinbarungen abwarten, sondern auch die öffentliche Reaktion und mögliche politische Konsequenzen berücksichtigen. Sollte der Richter den Vergleich genehmigen, könnte dies erneut Fragen zur Fairness und Transparenz in der Strafverfolgung aufwerfen.
Zusätzlich wird erwartet, dass die politischen Verbindungen von Vázquez Garced und ihren Mitangeklagten weiterhin unter die Lupe genommen werden. Beobachter vermuten, dass diese Entwicklungen das öffentliche Interesse an der Korruption in Puerto Rico weiter anheizen könnten. In einem Land, das von finanziellen Schwierigkeiten geplagt ist, könnte dieser Fall eine neue Welle von Protesten und Forderungen nach mehr Transparenz und Verantwortung im politischen System auslösen.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Entscheidung des DOJ eine Ausnahme oder Teil eines gefährlicheren Trends in der amerikanischen Justiz darstellt. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Integrität der Strafverfolgung steht auf dem Spiel, und die politischen Implikationen könnten weitreichend sein.