Am Donnerstag, dem 26. Juni 2025, trafen sich die Verteidigungsminister von Iran und Russland in der ostchinesischen Stadt Qingdao. Dieses Treffen fand vor dem Hintergrund anhaltender Konflikte im Nahen Osten und einem kürzlich abgehaltenen NATO-Gipfel in Europa statt, bei dem die Mitgliedsstaaten beschlossen, ihre Militärausgaben zu erhöhen. Die chinesische Regierung hat die 10 Mitglieder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) als ein Gegengewicht zu westlich geführten Machtstrukturen positioniert und strebt eine verstärkte Zusammenarbeit in Politik, Sicherheit, Handel und Wissenschaft an.
Die Gespräche in Qingdao finden in einer Zeit statt, in der ein fragiler Waffenstillstand zwischen Israel und Iran nach 12 Tagen intensiven Kampfes zwischen den beiden Rivalen besteht. Gleichzeitig steht die geopolitische Ausrichtung Chinas, das sich als neutrale Partei im Russland-Ukraine-Konflikt präsentiert, im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit.

Hintergründe und Kontext
Das Treffen der Verteidigungsminister ist Teil der Bemühungen Chinas, die SCO als bedeutende Plattform für sicherheitspolitische Zusammenarbeit zu etablieren. Beijing hat seit langem den Anspruch, sich als stabilisierende Kraft in der Region zu positionieren, insbesondere in Anbetracht der wachsenden Spannungen zwischen westlichen und östlichen Mächten. Laut Channel News Asia sind die Beziehungen zwischen China und Russland in den letzten Jahren enger geworden, was auf gemeinsame Interessen bei der Eindämmung westlicher Einflussnahme hinweist.
Die geopolitischen Spannungen haben sich im Laufe der letzten Jahre verstärkt, nicht zuletzt aufgrund der US-amerikanischen Außenpolitik. Der NATO-Gipfel in Den Haag, der einen Tag vor dem Treffen in Qingdao stattfand, hat die Bereitschaft der Mitgliedsstaaten unterstrichen, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Diese Entwicklung könnte als direkte Reaktion auf die militärischen Aktivitäten Russlands in der Ukraine interpretiert werden.
Die Rolle Chinas in dieser Dynamik ist komplex. Das Land hat sich bemüht, als neutraler Akteur aufzutreten, während es gleichzeitig enge diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu Russland pflegt. Diese Beziehungen bieten Moskau inmitten der Sanktionen, die es aufgrund seiner Aggression gegen die Ukraine erhält, eine wichtige wirtschaftliche Unterstützung. In einem kürzlichen Bericht von France 24 wird darauf hingewiesen, dass China und Russland gemeinsam darauf abzielen, die von den USA dominierte internationale Ordnung in Frage zu stellen.

Investigative Enthüllungen
Chinas Verteidigungsminister Dong Jun unterstützte diese Einschätzung und bezeichnete das Treffen als eine Gelegenheit, das Engagement der SCO als „Stabilitätsanker“ in einer von „Turmoil und Wandel“ geprägten Welt zu betonen. Seine Äußerungen werfen jedoch Fragen über die tatsächlichen Absichten Chinas auf, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die SCO oft als Plattform für den Austausch von Militärtechnologie und -taktiken genutzt wird.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Frage nach Chinas Unterstützung für den Iran. Trotz der engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern hat China in der Vergangenheit auf eine zurückhaltende diplomatische Unterstützung im Konflikt zwischen Iran und den USA gesetzt. Laut Baidu wird die chinesische Unterstützung für Iran vor allem in Form von verbalen Bekundungen erfolgen, ohne dass konkrete militärische Hilfe geleistet wird. Diese Zurückhaltung könnte auf Chinas Bestreben zurückzuführen sein, die Beziehungen zu den USA nicht weiter zu destabilisieren.

Auswirkungen und Reaktionen
Die aktuellen Entwicklungen in Qingdao könnten weitreichende Folgen für die geopolitische Landschaft im Nahen Osten haben. Die Gespräche betreffend den Waffenbedarf Irans könnten sowohl für Israel als auch für die USA als provokant angesehen werden. Experten wie Andrea Ghiselli von der Universität Exeter warnen davor, dass eine militärische Zusammenarbeit zwischen China und Iran als potenzielle Bedrohung wahrgenommen werden könnte, was die Spannungen in der Region weiter anheizen würde.
Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm, betonte die Notwendigkeit einer kollektiven Strategie der SCO-Mitglieder zur Bewältigung der Herausforderungen in einer sich schnell verändernden Welt. Singh hob hervor, dass die Globalisierung, die die Länder einst näher zusammenbrachte, nun unter Druck steht, was auf ein zunehmendes Gefühl der Unilateralität und des Protektionismus hinweist.
Die Reaktionen auf die Entwicklungen in Qingdao werden auch von den USA genau beobachtet. Die amerikanische Regierung hat in der Vergangenheit Chinas wachsenden Einfluss in der Region kritisiert und wird wahrscheinlich nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Entwicklungen zu konterkarieren. Die geopolitischen Spannungen könnten möglicherweise zu einem erneuten Wettrüsten führen, ähnlich wie in den Zeiten des Kalten Krieges.
Zukünftige Entwicklungen
In Anbetracht der komplexen geopolitischen Landschaft wird es entscheidend sein, wie China, Russland und Iran auf die wachsenden Spannungen im Nahen Osten reagieren werden. Die SCO könnte sich als entscheidender Akteur in zukünftigen Konflikten erweisen, insbesondere wenn es darum geht, militärische Kooperationen zwischen den Mitgliedsstaaten auszubauen.
Die nächsten Schritte werden zeigen, ob China bereit ist, seine diplomatische Zurückhaltung aufzugeben und sich militärisch stärker im Nahen Osten zu engagieren oder ob es weiterhin einen vorsichtigen Kurs gegenüber den USA und deren Verbündeten einhalten wird. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Beziehungen zwischen diesen Mächten entwickeln und welche Auswirkungen dies auf die internationale Sicherheit haben könnte.