Einleitung
Die jüngsten Äußerungen von Robert F. Kennedy Jr., dem Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten, haben für Aufsehen gesorgt. In einem Podcast drohte er, Regierungswissenschaftler daran zu hindern, ihre Forschungen in führenden medizinischen Fachzeitschriften zu veröffentlichen, darunter das New England Journal of Medicine, das Journal of the American Medical Association und The Lancet. Diese Äußerungen werfen Fragen auf über die Unabhängigkeit wissenschaftlicher Veröffentlichungen und die Einflussnahme der Pharmabranche auf die medizinische Forschung.

Hintergrund und Anlass der Äußerungen
Kennedy kritisierte die genannten Fachzeitschriften als "korrupt" und behauptete, sie seien eng mit der Pharmabranche verbunden. Seine Kommentare erfolgten kurz nach der Veröffentlichung eines Berichts, den er leitete, der besagt, dass übermäßig verschriebene Medikamente möglicherweise zu einem Anstieg chronischer Krankheiten bei Kindern führen könnten. Der Bericht legt nahe, dass der Einfluss der Pharmaindustrie und eine Angstkultur unter Ärzten und Wissenschaftlern dazu führen, dass die Ursachen chronischer Krankheiten nicht ausreichend untersucht werden [1].

Die Reaktionen der Fachwelt
Kennedy steht jedoch nicht allein. Sein NIH-Direktor, Jay Bhattacharya, hat sich für die akademische Freiheit ausgesprochen, was bedeutet, dass Wissenschaftler unabhängig von den Meinungen ihrer Vorgesetzten veröffentlichen sollten. Dies zeigt eine Kluft zwischen den Ansichten innerhalb der Gesundheitsbehörden auf [2].
Die führenden Fachzeitschriften, die von Kennedy ins Visier genommen wurden, haben in der Vergangenheit stark unter dem Druck gestanden. Sowohl das JAMA als auch das NEJM erhielten kürzlich Briefe vom US-Justizministerium, in denen sie aufgefordert wurden, Informationen über ihre redaktionellen Praktiken bereitzustellen [3].

Auswirkungen auf die europäische und deutsche Forschung
Die Entwicklungen in den USA könnten auch Auswirkungen auf die europäische Forschung haben. In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie von großer Bedeutung. Die Diskussion um die Unabhängigkeit medizinischer Journale könnte dazu führen, dass auch in Europa verstärkt über die Transparenz von Forschungsfinanzierungen nachgedacht wird.
- Einfluss auf die Forschung: Sollten ähnliche Maßnahmen wie die von Kennedy in den USA in Europa eingeführt werden, könnte dies die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Pharmaunternehmen belasten.
- Vertrauen der Öffentlichkeit: Ein möglicher Rückgang des Vertrauens in die medizinische Forschung könnte zu einer Skepsis gegenüber Impfungen und anderen medizinischen Interventionen führen.
Schlussfolgerung
Die Äußerungen von Robert F. Kennedy Jr. eröffnen eine wichtige Debatte über die Unabhängigkeit wissenschaftlicher Forschung und die Rolle der Pharmaindustrie. Die Entwicklungen in den USA sollten auch in Deutschland und Europa aufmerksam verfolgt werden, da sie potenziell die Wahrnehmung und das Vertrauen in die medizinische Forschung beeinflussen können. Es bleibt abzuwarten, wie die Fachwelt auf diese Herausforderungen reagieren wird und ob neue Standards für Transparenz und Unabhängigkeit in der medizinischen Forschung gesetzt werden.
Quellen
- [1] RFK Jr. threatens to bar government scientists from publishing in ... (https://www.politico.com/news/2025/05/27/rfk-jr-nih-scientists-medical-journals-jama-lancet-nejm-00371349)
- [2] Medical journals hit with threatening letters from Justice ... - NPR (https://www.npr.org/sections/shots-health-news/2025/05/02/nx-s1-5374993/medical-journals-hit-with-threatening-letters-from-justice-department)
- [3] RFK Jr.'s report had a surprise target: Your doctor - POLITICO (https://www.politico.com/news/2025/05/23/rfk-kennedy-report-maha-doctor-disease-00366718)
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.