Einleitung
Die Schweizer Regierung hat am Freitag strengere Kapitalvorschriften für Banken, insbesondere für den Finanzgiganten UBS, vorgeschlagen. Diese neuen Regelungen sind eine Reaktion auf die Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch UBS im Jahr 2023 und könnten erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Bank sowie auf die europäischen Märkte haben.

Hauptteil
Neue Kapitalanforderungen
Die vorgeschlagenen Maßnahmen erfordern, dass UBS zusätzlich 26 Milliarden US-Dollar an Kernkapital hält. Dies ist Teil eines umfassenden Plans, der auch die vollständige Kapitalisierung ausländischer Tochtergesellschaften und möglicherweise eine Reduzierung von Aktienrückkäufen zur Folge haben könnte.
Die Schweizer Regierung erklärte: „Der Anstieg der Anforderungen an das laufende Geschäft muss mit bis zu 26 Milliarden US-Dollar an CET1-Kapital erfüllt werden, um die AT1-Anleihebestände um etwa 8 Milliarden US-Dollar zu reduzieren“ [1]. Dies bedeutet, dass UBS im Wesentlichen 26 Milliarden US-Dollar zusätzliches Kernkapital benötigt, jedoch nur 18 Milliarden US-Dollar an neuem Kapital erforderlich sind. Dies liegt 2 Milliarden US-Dollar unter den 20 Milliarden, die von JP Morgan in der Vorwoche geschätzt wurden.

Reaktionen von UBS und Marktanalysten
Nach der Bekanntgabe der neuen Regelungen stiegen die Aktien von UBS um 6 % und notieren zuletzt etwa 4 % höher. UBS hat zwar erklärt, dass sie „im Prinzip“ die meisten regulatorischen Vorschläge unterstützt, lehnt jedoch den „extremen“ Anstieg der Kapitalanforderungen entschieden ab. Nach den Ergebnissen des ersten Quartals 2023 würde die Bank insgesamt rund 42 Milliarden US-Dollar an zusätzlichem CET1-Kapital halten müssen [2].
Die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter betonte, dass die Maßnahmen die Stabilität der Bank erhöhen und sie in Bereichen wie dem Asset Management attraktiver machen würden. Sie äußerte jedoch auch Bedenken, dass das Wachstum im Ausland teurer werden könnte [3].
Analyst Johann Scholtz von Morningstar bezeichnete die Situation als „so schlecht, wie es für UBS wird“. Er bemerkte, dass UBS nun für einige Zugeständnisse lobbyieren und Maßnahmen ergreifen könne, um die Auswirkungen zu mildern, beispielsweise durch die Umleitung von überschüssigem Kapital aus ihren Tochtergesellschaften [4].

Langfristige Perspektiven
Die Analysten von JPMorgan, angeführt von Kian Abouhossein, stellten fest, dass die lange Übergangszeit von sechs bis acht Jahren, die UBS für die Erfüllung der Kapitalanforderungen benötigt, ein „positives“ Ergebnis für die Bank darstellt. Die endgültige Umsetzung wird voraussichtlich um 2027 abgeschlossen sein, was UBS mehr Zeit gibt, sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten [5].
Schlussfolgerung
Die neuen Kapitalvorschriften der Schweizer Regierung stellen eine erhebliche Herausforderung für UBS dar, könnten jedoch auch langfristig zu einer stabileren und wettbewerbsfähigeren Bank führen. Für den deutschen und europäischen Markt könnte dies bedeuten, dass UBS in der Lage sein wird, sich besser zu positionieren, während gleichzeitig das Wachstum im Ausland möglicherweise gebremst wird. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, wie UBS auf diese regulatorischen Veränderungen reagiert und welche Auswirkungen sie auf den gesamten Finanzsektor haben werden.
Quellen
- Swiss government proposes requiring banks to hold more capital
- UBS faces tough new Swiss banking sector rules
- UBS Faces $26 Billion Capital Demand From Swiss Bank Reforms
- Switzerland Hits UBS With $26 Billion Added Capital Requirement; Shares Rise
- UBS shares rise: Swiss government proposes tough new capital rules
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.