Einleitung
Die Schweizer Regierung hat entschieden, den Einsatz von Eseln zum Schutz von Schaf- und Ziegherden vor Wolfsangriffen zu verbieten. Dieses kontroverse Thema wirft nicht nur Fragen zur Tierschutzgesetzgebung auf, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft in der Schweiz und darüber hinaus. Insbesondere in der nördlichen Jura-Region, wo die Wolfspopulation zunimmt, sehen sich Landwirte zunehmend bedroht.

Hintergrund und rechtliche Grundlagen
Das Verbot folgt einem Postulat des Jura-Parlaments, das eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz von Eseln gefordert hatte. Der Kanton Jura hatte den Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (OSAV) um eine rechtliche Stellungnahme gebeten. Die Antwort war jedoch eindeutig: Die Praxis sei unzulässig, da die Haltung von Eseln allein gegen die Bundesverordnung über den Tierschutz verstoße. Diese schreibt vor, dass Esel Kontakt zu Artgenossen haben müssen, um ihre Rolle als Schutztiere wahrnehmen zu können.

Praktische Herausforderungen
Zusätzlich zu den rechtlichen Aspekten hat das OSAV auch praktische Hindernisse identifiziert:
- Die Herkunft der Esel aus ariden Regionen macht sie anfällig für die feuchten Bedingungen in den Jura-Weiden.
- Sie benötigen spezielle Futtermittel, die in Höhenlagen schwer zu beschaffen sind.
- Ein täglicher Zugang zu frischem Trinkwasser ist ebenfalls erforderlich.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Die Entscheidung der Regierung hat direkte Auswirkungen auf Landwirte, die in der Vergangenheit Esel erfolgreich als Schutzmaßnahme eingesetzt haben. Trotz der bisherigen Erfolge in der Verwendung von Eseln als Herdenschutzhunde, stellt die Jura-Regierung klar, dass diese Praxis künftig nicht mehr zulässig sein wird.
Die Anzahl der Wolfsangriffe in der Schweiz steigt, und landwirtschaftliche Verbände befürchten, dass ohne geeignete Schutzmaßnahmen die Existenz vieler Betriebe gefährdet ist. Im Jahr 2022 wurden mehr als 1.000 Wolfangriffe auf Nutztiere prognostiziert [1]. Dies führt zu einem wachsenden Spannungsfeld zwischen Tierschutz, Landwirtschaft und Naturschutz.
Alternative Schutzmaßnahmen
Um die Herausforderungen, die durch die Wolfspopulation entstehen, zu bewältigen, gibt es alternative Ansätze, die in Betracht gezogen werden sollten:
- Einsatz von großen Herdenschutzhunden, die sich als effektiver in der Abwehr von Wölfen erwiesen haben.
- Installation von elektrischen Zäunen, um das Eindringen von Wölfen in Weidegebiete zu verhindern [5].
- Aufklärung und Schulung der Landwirte in der Anwendung dieser Schutzmaßnahmen.
Schlussfolgerung
Das Verbot des Einsatzes von Eseln zum Schutz von Herden stellt eine Herausforderung für die Schweizer Landwirtschaft dar. Während die rechtlichen Rahmenbedingungen und praktischen Herausforderungen berücksichtigt werden müssen, bleibt die Frage, wie Landwirte effektiv geschützt werden können, angesichts der zunehmenden Wolfspopulation. Es ist entscheidend, dass die Behörden und die Landwirtschaft gemeinsam Lösungen finden, um sowohl den Tierschutz als auch die wirtschaftlichen Interessen der Landwirte zu wahren.
Quellen
- [1] Swiss parliament gives greenlight to wolf culling - SWI swissinfo.ch
- [2] Wolves win against farmers as Swiss cull put on hold - BBC
- [3] Switzerland's culling of wolves draws national and international condemnation - The European Nature Trust
- [4] Whose views, science, or laws matter when deciding to kill wolves in Switzerland? - Environmental Rights Review
- [5] Switzerland wants to slay Europe's wolves - WWF
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.