Das Pilotprogramm Südkoreas für ausländische Hausangestellte steht vor einer ungewissen Zukunft. Nach Monaten voller Verzögerungen und interner Streitigkeiten gibt es unter der neuen Regierung, die in der Vergangenheit Bedenken gegenüber dem System geäußert hat, keinen klaren Weg nach vorn. Der Vizearbeitsminister Kim Min-seok stellte kürzlich fest, dass es „nicht einfach“ sein wird, innerhalb dieses Monats über das Pilotprojekt hinaus zu expandieren.
Das im September 2024 gestartete Programm zielte darauf ab, den Druck auf berufstätige Eltern zu reduzieren, indem 100 ausgebildete Hausangestellte aus den Philippinen eingestellt wurden, um mit der Kinderbetreuung und der Hausarbeit in Seoul zu helfen. Es wurde als Antwort auf Südkoreas Rekordtief bei den Geburtenraten und die wachsenden Belastungen für Doppelverdienerfamilien ins Leben gerufen.
Ursprünglich wurde das Projekt von dem ehemaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol unterstützt, doch nach seiner Absetzung im April ist das Vorhaben nun ungewiss. Sein Nachfolger, Lee Jae-myung von der Demokratischen Partei, trat am 4. Juni 2025 sein Amt an und vertritt eine Partei, die wiederholt Bedenken hinsichtlich dieser Initiative geäußert hat.

Hintergründe und Kontext
Die Einführung des Programms war nicht ohne Kontroversen. Bereits zu Beginn gab es Kritik an den hohen Kosten und der unzureichenden Aufsicht. Südkorea ist Unterzeichner internationaler Arbeitsabkommen, die verlangen, dass ausländische Arbeitnehmer die gleichen Mindestlohnrechte wie koreanische Arbeitnehmer genießen. Dies führte dazu, dass die Servicegebühr auf 13.940 Won pro Stunde (etwa 10,20 USD) festgelegt wurde, was Mindestlohn, Versicherung und andere verpflichtende Kosten einschloss. Ab 2025 stieg dieser Satz auf 16.800 Won oder 12,29 USD.
Diese hohen Gebühren haben zur Folge, dass das Programm vor allem für wohlhabende Haushalte zugänglich ist. Laut städtischen Daten kamen 43 Prozent der Anträge aus lediglich drei der wohlhabendsten Bezirke Seouls: Gangnam, Seocho und Songpa. Dadurch wird das ursprüngliche Ziel des Programms, eine breitere Unterstützung für arbeitende Familien zu bieten, in Frage gestellt.
Zusätzlich sahen sich die Stadtbehörden mit wachsenden Problemen von Seiten der Arbeiter konfrontiert. Viele berichteten von verspäteten Löhnen und darüber, dass sie gebeten wurden, Aufgaben zu übernehmen, die nicht durch ihre Verträge gedeckt waren, wie etwa die Pflege von Haustieren oder das Nachhilfegeben in Englisch. In einer letzten Woche aufgetauchten Meldung wurde behauptet, dass zwei Arbeiter, die wegen unentschuldigten Fehlens abgeschoben wurden, während ihres Aufenthalts hier schwer ausgebeutet wurden. Vorwürfe waren unter anderem überlange Arbeitszeiten und die Weigerung der Behörden, auf die Probleme einzugehen. Das Ministerium wies die Beschuldigungen in einer offiziellen Erklärung zurück.

Investigative Enthüllungen
Im Mai erkannte Vizearbeitsminister Kim die Herausforderungen an und stellte fest, dass die Zufriedenheit unter den teilnehmenden Familien bei 84 Prozent lag, jedoch blieben Probleme mit Löhnen und unklaren Beschäftigungsgrenzen ungelöst. Die Arbeitsgruppen, darunter die Korean Confederation of Trade Unions, forderten eine Pause und eine vollständige Überprüfung des Programms.
„Es gibt weiterhin ernsthafte Probleme mit verspäteten Löhnen, unklaren Jobbeschreibungen und mangelnder Aufsicht“, erklärte die Gruppe nach der Ankündigung der Regierung, das Pilotprojekt im Februar um ein Jahr zu verlängern. Diese Skepsis wird von der durch das Programm hervorgerufenen Unordnung verstärkt, die die Lebensbedingungen der Beschäftigten beeinträchtigt.
Die Kritiken gehen über die aktuellen Missstände hinaus. Im Jahr 2023 äußerte die Sprecherin der Demokratischen Partei, Lee So-young, Bedenken hinsichtlich der grundlegenden Logik solcher Programme und führte an, dass ausländische Hausangestellte in Städten wie Hongkong und Singapur nicht zu einer Verbesserung der Geburtenzahlen beigetragen hätten. Diese Argumentation könnte die Unterstützung für das Programm weiter untergraben, insbesondere unter den neuen politischen Führern.
Die Unsicherheiten in der Regierung und die politischen Turbulenzen haben jedoch auch einen Schatten auf die aktuellen Hausangestellten geworfen. Trotz der politischen Gegenströmungen wird erwartet, dass die derzeit in Korea beschäftigten Hausangestellten bleiben, da ihre Beschäftigungserlaubnisse bis Anfang 2026 verlängert wurden. Ein Beamter des Arbeitsministeriums erklärte: „Selbst wenn dieses Programm endet, können diejenigen mit erneuerten Verträgen als Hausangestellte weiterarbeiten und grundsätzlich anderen Dienstleistungsjobs in erlaubten Bereichen wie Hotellerie oder Gastronomie zugeordnet werden.“

Auswirkungen und Reaktionen
Die Unsicherheiten und die anhaltenden Probleme haben auch in der Öffentlichkeit und im politischen Diskurs für Aufsehen gesorgt. Während das Programm ursprünglich als notwendige Maßnahme zur Unterstützung von Familien in einem sich verändernden sozialen und wirtschaftlichen Umfeld angesehen wurde, wächst jetzt die Besorgnis über die langfristige Tragfähigkeit und die ethischen Implikationen der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte in solchen Rollen.
Arbeitsrechtsaktivisten und Menschenrechtsorganisationen haben sich lautstark gegen die bestehenden Bedingungen ausgesprochen und fordern radikale Änderungen im Umgang mit ausländischen Hausangestellten. Diese Forderungen sind nicht nur auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen gerichtet, sondern auch auf die Gewährleistung gerechter Löhne und sozialer Sicherheit für die Arbeiter.
Einige Experten warnen, dass die Ungewissheit, die durch den Regierungswechsel und die damit verbundenen politischen Spannungen hervorgerufen wird, die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen den Arbeitern und den Arbeitgebern weiter belasten könnte. Ein Bericht von Korea Herald deutet darauf hin, dass die Unsicherheit über die Zukunft des Programms bei den betroffenen Familien Besorgnis ausgelöst hat.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft des Programms für ausländische Hausangestellte in Südkorea bleibt im Moment ungewiss. Während sich die neue Regierung positioniert und ihre Prioritäten festlegt, steht zu befürchten, dass die Bedürfnisse der vielen Familien, die auf die Unterstützung durch diese Arbeitskräfte angewiesen sind, in den Hintergrund gedrängt werden. Es ist zu hoffen, dass die Debatten über die Arbeitsbedingungen und die Rechte der Arbeiter nicht nur zu einer weiteren Verzögerung führen, sondern auch einen positiven Wandel herbeiführen.
Das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung hat angekündigt, die Pläne für die endgültige Ausgestaltung des Programms bis Mitte 2025 abzuschließen. Dennoch bleiben die Zweifel an der Realisierbarkeit und der politischen Unterstützung für das Vorhaben bestehen. Ohne eine klare Linie und ohne das Engagement der Regierung für die Verbesserung der Bedingungen könnte das Pilotprogramm letztendlich in der Bedeutungslosigkeit versinken und die Familien, die auf die Unterstützung angewiesen sind, im Stich lassen.
In einer Zeit, in der Südkorea mit sinkenden Geburtenzahlen und dem Druck auf arbeitende Eltern konfrontiert ist, wird die Notwendigkeit eines durchdachten und fairen Ansatzes zur Lösung dieser Herausforderungen immer dringlicher. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob die Regierung in der Lage ist, eine Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Familien als auch den Rechten der Arbeiter gerecht wird.