170 Wohltätigkeitsorganisationen und NGOs fordern Stopp der von den USA und Israel unterstützten Hilfslieferungen nach Gaza
In einem beispiellosen Aufruf haben sich 170 Wohltätigkeitsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) gegen die von den USA und Israel unterstützten Hilfslieferungen nach Gaza ausgesprochen. Diese Organisationen, darunter namhafte Einrichtungen wie Amnesty International und Oxfam, kritisieren die Humanitarian Foundation for Gaza (GHF) und werfen den israelischen Streitkräften vor, gezielt auf Palästinenser zu schießen, die Hilfe annehmen wollen. In weniger als vier Wochen sind mehr als 500 Palästinenser getötet und fast 4.000 verletzt worden, während sie versuchten, Nahrungsmittel zu erhalten oder zu verteilen.
Die Hilfsorganisationen beschreiben die Verteilung von Hilfsgütern in Gaza als „Todesfallen“ und fordern ein sofortiges Ende des Programs, das etwa zwei Millionen Menschen zwingt, sich auf gefährlichen Wegen durch Konfliktzonen zu bewegen. „Diese Gebiete sind zu Schauplätzen wiederholter Massaker geworden, in eklatanter Missachtung des internationalen humanitären Rechts“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Organisationen.

Der humanitäre Kontext in Gaza
Die humanitäre Lage in Gaza ist katastrophal. Nach einem dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begann die GHF Ende Mai mit ihrer Arbeit in der Region. Laut Vereinten Nationen leidet die Bevölkerung unter extremen Lebensmittelengpässen und gesundheitlichen Risiken, die durch den anhaltenden Konflikt verstärkt werden. Die palästinensische Gesundheitsbehörde hat erklärt, dass allein seit dem Beginn der GHF-Aktivitäten 583 Menschen ums Leben kamen.
Die Vorwürfe gegen die israelische Armee, sie habe gezielt auf Zivilisten geschossen, wurden von der IDF (Israel Defense Forces) vehement zurückgewiesen. In einer Stellungnahme an NBC News erklärte die GHF hingegen, sie sei täglich damit beschäftigt, Millionen von Mahlzeiten direkt an die Bedürftigen in Gaza zu liefern. „Wir würden es begrüßen, wenn andere humanitäre Organisationen sich uns anschließen würden, um die Menschen in Gaza zu versorgen“, so ein Sprecher.
Die akuten Probleme werden durch die militärische Strategie Israels verschärft, die darauf abzielt, den Einfluss von Hamas zu minimieren. Israel argumentiert, dass die GHF eine direkte Hilfe für die Zivilbevölkerung leistet, während sie gleichzeitig sicherstellt, dass keine Hilfsgüter in die Hände von Hamas gelangen. Dies hat jedoch zu einem verstärkten Konflikt zwischen der israelischen Regierung und den humanitären Organisationen geführt, die die derzeitigen Bedingungen als unhaltbar betrachten.

Kritik an der Hilfsorganisation GHF
Die Kritik an der GHF und den dabei involvierten Regierungen ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit haben Human Rights Watch und andere Organisationen die Praktiken der GHF als gefährlich eingestuft. Die Vorwürfe, dass die Hilfszentren zu „Todesfallen“ geworden seien, die durch militärische Präsenz und unzureichenden Schutz von Zivilisten gekennzeichnet sind, werden durch immer neue Berichte untermauert.
Ein internes Dokument, das The Guardian zugespielt wurde, zeigt, dass es zahlreiche Vorfälle gegeben hat, bei denen Zivilisten bei der Nahrungsmittelverteilung verletzt wurden. „Die Menschen müssen um ihr Leben fürchten, während sie versuchen, sich eine Mahlzeit zu sichern“, heißt es in dem Dokument. Die Aussagen der GHF, dass sie die Bedürfnisse der Menschen in Gaza erfüllen, stehen in starkem Widerspruch zu den realen Bedingungen vor Ort.
Angesichts dieser Situation fordert die internationale Gemeinschaft, einschließlich der UNICEF, eine grundlegende Überprüfung der Hilfsmechanismen in der Region. „Die Menschen in Gaza sind nicht nur hungrig, sie sind in Lebensgefahr“, so ein Sprecher der UN.

Reaktionen und Folgen
Die Reaktionen auf den Aufruf der 170 Wohltätigkeitsorganisationen waren gemischt. Während einige Regierungen und NGOs die Bedenken unterstützen, gab es auch harsche Kritik seitens der israelischen Regierung, die das Vorgehen der GHF und die Unterstützung durch die USA verteidigen. In einem aktuellen Statement hat das israelische Außenministerium behauptet, dass es Hamas ist, die die Zivilbevölkerung an den Hilfszentren angreift, um die Schuld auf die IDF zu schieben.
Die BBC berichtete, dass die israelische Regierung plant, die Sicherheitsvorkehrungen an den Hilfsstellen zu verschärfen, um Zivilisten zu schützen und die Vorwürfe über Angriffe auf Hilfsempfänger zu überprüfen. „Wir werden neue Zäune und Beschilderungen hinzufügen, um den Zugang zu verbessern“, hieß es in einer Erklärung.
Die Situation bleibt angespannt, da die humanitären Organisationen weiterhin auf die Notlage in Gaza hinweisen. Der Druck auf die internationale Gemeinschaft wächst, um eine Reform der Hilfspolitik zu fordern, die den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung gerecht wird.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Schritte in dieser Krise sind entscheidend. In einer Zeit, in der der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu in Washington Gespräche mit Präsident Donald Trump führen wird, könnte sich die geopolitische Landschaft verändern. „Ich bin nächste Woche in den USA, um über die Situation in Gaza zu sprechen“, bestätigte Netanyahu. Die Gespräche werden sich voraussichtlich auch auf mögliche Vereinbarungen zur Rückführung von Geiseln konzentrieren, die von Hamas gehalten werden.
Die anhaltende Gewalt und die humanitäre Krise in Gaza müssen dringend angegangen werden. Die internationalen Organisationen drängen auf eine Reform der Hilfssysteme und auf eine Ende der militärischen Angriffe auf Zivilisten. „Wir sind an einem kritischen Punkt, an dem menschliches Leben auf dem Spiel steht“, sagte ein Sprecher von Roten Kreuz.
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein für das Schicksal der Menschen in Gaza. Es bleibt zu hoffen, dass die Stimmen der Zivilgesellschaft Gehör finden und dass politische Lösungen gefunden werden, die zu einem Ende des Konflikts und zu humanitären Verbesserungen führen.