Im Iran wachsen die Ängste vor einer möglichen antisemitischen Verfolgung, nachdem mehrere Rabbiner und jüdische Führer in den Städten Teheran und Schiras festgenommen wurden. Diese Festnahmen, die im Kontext eines verschärften politischen Klimas stattfinden, sind von der Sorge begleitet, dass dies der Beginn einer systematischen Verfolgung der bereits stark geschrumpften jüdischen Gemeinschaft im Land sein könnte. Berichten zufolge wurden die Festgenommenen beschuldigt, enge Kontakte zu Israel zu haben, was in der gegenwärtigen geopolitischen Lage als schweres Vergehen gilt.
Die Warnungen wurden zuerst von der französisch-iranischen Gruppe für Frauenrechte "Femme Azadi" laut, die die Verhaftungen als Zeichen für eine dramatische Wende in der Behandlung der jüdischen Minderheit in Iran interpretiert. Diese Ansichten wurden auch von der israelischen Nachrichtenplattform Ynet aufgegriffen, die berichtete, dass mehrere Mitglieder derselben jüdischen Familie festgenommen und ihre elektronischen Geräte konfisziert wurden. Die Frauen wurden schließlich freigelassen, während die Männer, darunter auch ein Rabbi, immer noch inhaftiert sind.
Zusätzlich berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars, dass seit dem 13. Juni, dem Tag der israelischen Angriffe auf das iranische Nuklearprogramm, etwa 700 Personen aufgrund angeblicher Verbindungen zu Israel festgenommen wurden. Diese Zahl wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Repressionen, die in der aktuellen politischen Lage im Iran zunehmen.

Hintergründe und Kontext
Die jüdische Gemeinde im Iran ist eine der ältesten der Welt. Vor der Islamischen Revolution von 1979 zählte die Gemeinschaft schätzungsweise 100.000 Mitglieder. Heute wird ihre Zahl auf zwischen 9.000 und 15.000 geschätzt. Die drastische Reduktion ist nicht nur auf Emigration, sondern auch auf die zunehmend restriktiven Maßnahmen der iranischen Regierung zurückzuführen. Experten betonen, dass die jüdischen Bürger in Iran zwar formal als religiöse Minderheit anerkannt sind, ihre Rechte jedoch in der Praxis stark eingeschränkt sind.
Laut Israel Hayom gibt es derzeit mindestens 30 aktive Synagogen im Iran, zumeist in Teheran, Schiras und Isfahan. Diese Städte sind die Zentren der jüdischen Bevölkerung im Iran. David Nissan, ein Experte für iranische Angelegenheiten, der in Teheran geboren und aufgewachsen ist, erklärt, dass die jüdische Gemeinschaft zwar rechtlich geschützt ist, sich jedoch in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Religionsfreiheit und den restriktiven Gesetzen des Landes bewegt.
Der derzeitige jüdische Vertreter im iranischen Parlament, Homayoun Sameh, wurde 2020 gewählt und hat sich in der Vergangenheit kritisch zu den Aggressionen Israels geäußert. In Interviews hat er betont, dass die Angriffe Israels "keine Unterscheidung zwischen Nationalität, Religion oder Glauben treffen". Seine Äußerungen stehen im Widerspruch zu den realen Ängsten, die viele Juden im Iran empfinden, und werfen die Frage auf, inwieweit solche politischen Aussagen tatsächlich die Meinung der jüdischen Gemeinschaft widerspiegeln.

Investigative Enthüllungen
Die Situation für Juden im Iran ist komplex und von Widersprüchen geprägt. Während offizielle Erklärungen darauf hinweisen, dass Juden in Iran nicht unter Verfolgung leiden und ihre Religionsausübung ohne Störungen durchführen können, zeigen Berichte von Menschenrechtsorganisationen ein anderes Bild. Lior Sternfeld, ein assoziierter Professor für Geschichte und jüdische Studien an der Pennsylvania State University, hat in einem Interview mit Forward die rechtlichen und sozialen Einschränkungen für Juden im Iran detailliert beschrieben.
Sternfeld hebt hervor, dass iranische Gesetze islamischen Rechts folgen, was bedeutet, dass Nicht-Muslime in vielen zivilrechtlichen und rechtlichen Angelegenheiten benachteiligt werden. So können Juden beispielsweise keine hohen Regierungspositionen einnehmen oder als Richter fungieren. Ihre Zeugenaussagen haben im Vergleich zu denen von Muslimen geringere rechtliche Gültigkeit. Der Professor weist darauf hin, dass Juden im Iran auch rechtlich davon abgehalten werden, nach Israel zu reisen, da der iranische Pass dies ausdrücklich verbietet.
Inmitten dieser komplexen Realität ist es für jüdische Führer in Iran oftmals schwer, eine klare Position zu den politischen Entwicklungen einzunehmen. Einige haben sich gegen die israelische Regierung ausgesprochen, was zwar als aktiver Widerstand gegen die Aggressionen Israels interpretiert werden kann, aber auch das Risiko birgt, die eigene Gemeinschaft in Gefahr zu bringen. Diese Spannungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft verdeutlichen die prekäre Lage, in der sich viele Juden im Iran befinden.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Festnahmen und die provozierte Angst innerhalb der jüdischen Gemeinschaft haben bereits zu einer verstärkten Fluchtbewegung geführt. Viele iranische Juden ziehen es vor, das Land zu verlassen, aus Angst vor Repressalien oder Verhaftungen. Dies könnte die Gemeinschaft weiter schwächen und die kulturelle und religiöse Identität der jüdischen Gemeinschaft im Iran gefährden. Die soziale und politische Isolation der Juden in Iran könnte zudem auch zu einer verstärkten Diskriminierung führen, die sich in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens äußert, sei es im Bildungswesen oder im Zugang zu sozialen Dienstleistungen.
In Reaktion auf die Festnahmen und die allgemeine Verschlechterung der Lage haben verschiedene Menschenrechtsorganisationen Alarm geschlagen. Die Human Rights Watch und Amnesty International haben die iranische Regierung aufgefordert, die Rechte der jüdischen Minderheit zu respektieren und die sofortige Freilassung der willkürlich festgenommenen Personen zu fördern. Diese Appelle bleiben jedoch oft unbeantwortet, und die internationale Gemeinschaft sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, angemessene Maßnahmen gegen ein Regime zu ergreifen, das systematisch Menschenrechte verletzt.
Zukünftige Entwicklungen
Die Situation für Juden im Iran bleibt angespannt und ungewiss. Experten warnen davor, dass ein weiterer Anstieg der Spannungen zwischen Iran und Israel zu einer noch riskanteren Lage für die jüdische Gemeinschaft führen könnte. Die zunehmenden politischen Repressionen und die Verhaftungen könnten nicht nur die jüdischen Bürger, sondern auch andere religiöse Minderheiten im Iran betreffen.
Die Frage bleibt, wie die internationale Gemeinschaft auf diese Entwicklungen reagieren wird und ob es langfristige Lösungen geben kann, die die Menschenrechte im Iran schützen. Angesichts der geopolitischen Komplexität und der tief verwurzelten politischen Konflikte ist es jedoch unklar, ob eine positive Veränderung für die jüdische Gemeinschaft im Iran in naher Zukunft möglich ist.
Die Herausforderungen, vor denen die jüdische Gemeinschaft im Iran steht, sind nicht nur rechtlicher Natur, sondern betreffen auch die soziale und kulturelle Identität in einem Land, das sich in einem ständigen Zustand politischer Unruhe befindet. Die aktuelle Lage ist ein eindringlicher Appell zur Solidarität und zum Schutz der Menschenrechte für alle, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit.