In einer schockierenden Wende nach dem tragischen Absturz eines Air India Flugzeugs vor einer Woche hat der Vorsitzende der Airline, N Chandrasekaran, bestätigt, dass eines der Triebwerke des Boeing 787-8 Dreamliners neu war. Dies wirft neue Fragen über die Sicherheit und die Wartung der Flotte auf, die mit einer Tragödie konfrontiert ist, bei der mindestens 270 Menschen, die meisten davon Passagiere, ums Leben kamen. Diese Erkenntnisse kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die Fluggesellschaft und die indische Luftfahrtbehörden unter Druck stehen, die genauen Umstände des Unfalls zu klären.
Der Flug AI171 war am Donnerstag kurz nach dem Start vom Flughafen Ahmedabad in Westindien abgestürzt. Chandrasekaran berichtete in einem Interview mit einem indischen Nachrichtensender, dass das rechte Triebwerk im März 2025 neu eingebaut wurde, während das linke Triebwerk zuletzt im Jahr 2023 gewartet wurde und seine nächste Inspektion erst im Dezember 2025 fällig ist. Laut dem Vorsitzenden hatten beide Triebwerke eine „saubere“ Vorgeschichte, was die Spekulationen über mögliche technische Probleme weiter anheizt.
Hintergründe und Kontext
Der tragische Vorfall hat die Aufmerksamkeit auf die Sicherheitspraktiken in der indischen Luftfahrtindustrie gelenkt. Während Air India sich bemüht, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, wird die Frage, wie sicher die modernen Flugzeuge tatsächlich sind, immer drängender. Der Airbus 787-8 Dreamliner, mit seinen hochmodernen Genx-1B-Triebwerken, gilt als eines der fortschrittlichsten Flugzeuge auf dem Markt. Doch wie sicher sind diese Triebwerke wirklich?
Technische Details über die Genx-1B-Triebwerke sind entscheidend für das Verständnis dieses Vorfalls. Diese Triebwerke sind mit einem digitalen Steuerungssystem ausgestattet, das als Full Authority Digital Engine Control (FADEC) bekannt ist und die Leistung und den Zustand des Triebwerks kontinuierlich überwacht. Solch ein fortschrittliches System sollte potenzielle Probleme in Echtzeit erkennen, was zu der Annahme führte, dass neue Triebwerke immer in einwandfreiem Zustand sind.
Dennoch ist die Realität der Triebwerkswartung komplexer. Der ehemalige Ermittler des indischen Luftunfalluntersuchungsausschusses, Kishore Chinta, weist darauf hin, dass das Alter eines Triebwerks nicht unbedingt dessen Gesundheitszustand bestimmt. „Die Altersangabe spielt keine Rolle für den Gesundheitszustand des Triebwerks, insbesondere bei den Genx-1B-Triebwerken“, erklärt er. Das bedeutet, dass ein neues Triebwerk nicht unbedingt auch in einem einwandfreien Zustand sein muss.
Investigative Enthüllungen
Die Ermittlung des genauen Unfallhergangs ist in vollem Gange. Die indischen Behörden haben die Zivilluftfahrtbehörde beauftragt, zusätzliche Sicherheitsprüfungen an der gesamten Boeing 787-Flotte von Air India durchzuführen. Diese Maßnahmen sind als präventive Sicherheitsvorkehrungen gedacht, um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu verhindern. Während die Untersuchung voranschreitet, bleibt unklar, ob technische Mängel oder menschliches Versagen zum Absturz geführt haben.
Ein entscheidender Punkt, den Chinta anspricht, sind die sogenannten Life Limited Parts (LLPs), die eine festgelegte Lebensdauer zwischen 15.000 und 20.000 Zyklen haben. Diese Teile sind entscheidend für die Sicherheit des Triebwerks und müssen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. „Jeder Start und das Ausschalten des Triebwerks zählen als ein Zyklus“, erklärt er weiter. Dies wirft die Frage auf, inwieweit Air India alle Wartungsprotokolle eingehalten hat.
Die Tragödie hat auch die internen Abläufe bei Air India in den Fokus gerückt. Nach dem Absturz hat die Airline angekündigt, ihre internationalen Operationen mit Großraumflugzeugen bis Mitte Juli um 15% zu reduzieren. In einer Erklärung beschrieb die Airline die Entscheidung als Reaktion auf „verschärfte Sicherheitsüberprüfungen“ und eine allgemeine Vorsicht seitens der Crews und des Bodenpersonals.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf den Absturz und die anschließenden Meldungen über die Triebwerke waren gemischt. Während einige Sicherheitsanalysten die schnelle Reaktion von Air India loben, um die Sicherheit der Flotte zu gewährleisten, warnen andere vor den langfristigen Folgen für die Airline, die sich erst vor wenigen Jahren in private Hände begeben hat. Tata Sons, das Konglomerat, das die Airline 2022 von der indischen Regierung übernommen hat, steht unter Druck, das Vertrauen in die Marke wiederherzustellen.
„Dies könnte eine ernsthafte Auswirkung auf die Bemühungen von Air India haben, sich von einem in Schwierigkeiten befindlichen Staatsunternehmen zu einer privat geführten Linienstrecke zu transformieren“, sagt ein Branchenexperte. „Die Airline muss sich nicht nur mit den unmittelbaren Folgen des Unfalls auseinandersetzen, sondern auch mit dem langfristigen Vertrauen der Passagiere.“ Die aktuelle Situation hat das Image von Air India in den Augen der Öffentlichkeit erheblich geschädigt.
Zukünftige Entwicklungen
Die Ermittlungen dauern an, während die Luftfahrtbehörden weiterhin die Sicherheitspraktiken von Air India und anderen Fluggesellschaften in Indien genau beobachten. Die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung könnten Monate in Anspruch nehmen, und bis dahin bleibt die Unsicherheit über die Ursachen des Absturzes bestehen.
Inmitten dieser Herausforderungen zeigt die jüngste Ankündigung von Air India, die Ausweitung der Sicherheitschecks auf ihre gesamte Flotte von Boeing 787-8 und 787-9 zu konzentrieren, dass das Unternehmen bereit ist, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Allerdings bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Maßnahmen sind und ob sie das Vertrauen der Passagiere zurückgewinnen können.
Die Luftfahrtindustrie und die Öffentlichkeit werden weiterhin auf die Ergebnisse der Ermittlungen und die Reaktionen der Airline warten, während die Fragen nach der Sicherheit in der Luftfahrt und der Verantwortung von Fluggesellschaften in Bezug auf technische Wartung und Sicherheit weiterhin im Vordergrund stehen.
