Am Abend des 7. Mai 2025 schwebten drei Hubschrauber des New York Police Department (NYPD) über dem Campus der Columbia University in Morningside Heights, Upper Manhattan. Kurz darauf trafen Polizeiwagen ein; uniformierte Beamte umzingelten das Gebiet und sperrten die Straßen ab. Zuvor, kurz nach 15 Uhr, hatten etwa 100 Studentenprotestler den Hauptraum der Butler Library betreten, eine mit Kronleuchtern geschmückte Halle mit hohen Decken hinter der kolonnadierten Fassade des neoklassizistischen Gebäudes im Herzen des Campus. Im Inneren erklommen sie die Tische und riefen mit Megaphonen Sprechchöre zur Unterstützung Palästinas.
Zwei Stunden später, gegen 17 Uhr, setzte die Universität Dutzende von Sicherheitskräften ein, Teil von Columbias privatem Sicherheitsapparat. Sie blockierten den Zugang zur Bibliothek, verschlossen die Haupttür von innen und sicherten sie mit Handschellen. Sie gingen gewaltsam gegen die Protestler vor und zerrten einen von ihnen die Treppe hinunter und durch den Flur. Laut dem Columbia Daily Spectator, der von studentischen Journalisten geführt wird, "drückten mindestens sechs Sicherheitskräfte ihn zu Boden." Als die Protestler versuchten zu gehen, sagten die Beamten ihnen, dass sie sich vor dem Verlassen mit ihren Ausweisen anmelden müssten. Einige der Protestler sollen darüber gelacht haben.
Claire Shipman, die amtierende Präsidentin von Columbia, verkündete in einer E-Mail an das Personal und die Fakultät, dass sie "den notwendigen Schritt unternommen habe, die Anwesenheit der NYPD zu beantragen, um das Gebäude und die Sicherheit unserer Gemeinschaft zu sichern... Columbia verurteilt Gewalt auf unserem Campus, Antisemitismus und alle Formen von Hass und Diskriminierung, von denen wir heute einige erlebt haben."
Fünfzehn Minuten später schrieb der demokratische Bürgermeister von New York City, Eric Adams, auf X: "Auf schriftliche Anfrage der Columbia University betritt die NYPD den Campus, um Personen zu entfernen, die sich unerlaubt aufhalten. Wir werden Hass oder Gewalt in unserer Stadt in keiner Form tolerieren." Polizisten in Riot-Gear der Strategic Response Group des NYPD, der Einheit, die für die Eindämmung von Protesten verantwortlich ist, betraten die Butler Library und verhafteten rund 80 Studenten, stopften sie dutzendweise in Polizeiwagen und brachten sie zum Polizeipräsidium. Zwei erhielten Vorladungen; alle anderen erhielten einen Gerichtstermin.

Hintergründe und Kontext
Die Studenten hatten guten Grund, misstrauisch gegenüber der Offenlegung ihrer Identitäten gegenüber der Universität zu sein, die beschlossen hatte, die Proteste als "Gewalt" und Kritik an Israel als "Antisemitismus" zu betrachten. Die Verwaltung hatte alle ihre Ressourcen, von Disziplinarverfahren über Suspendierungen bis hin zu Räumungsbescheiden für Wohnheime, gegen abweichende Stimmen auf dem Campus eingesetzt. Polizeisirenen, die über den Campus von Columbia und den angeschlossenen Colleges dröhnen, sind seit dem 7. Oktober 2023, als Militante der Hamas und des Islamischen Dschihad den Grenzzaun zwischen Israel und Gaza durchbrachen, israelische Militärstützpunkte und Städte in Grenznähe angriffen, fast 1.200 Menschen töteten und mehr als 250 Geiseln mitnahmen, zu einer bedrückenden Konstante geworden.
Diese jüngsten Proteste erinnern an eine lange Tradition von Studentenbewegungen an der Columbia University, die bis ins Jahr 1968 zurückreichen, als Studenten gegen die Beteiligung der Universität am Vietnamkrieg und gegen Rassendiskriminierung protestierten. Wie damals sieht sich die Universität heute erneut mit der Herausforderung konfrontiert, den Balanceakt zwischen akademischer Freiheit und öffentlicher Ordnung zu bewältigen.
Die Proteste von 1968 wurden zu einem Wendepunkt in der Geschichte der Universität, der zu einem umfassenden Wandel in der Verwaltungspolitik führte. Doch trotz der Lehren aus der Vergangenheit scheint die Universität erneut ihre Verpflichtung zur Unterstützung der Meinungsfreiheit zu vernachlässigen, indem sie auf Polizeigewalt zurückgreift, um interne Konflikte zu lösen.
Die Ereignisse an der Columbia University sind Teil eines größeren Phänomens, das in den letzten Jahren an vielen amerikanischen Universitäten zu beobachten ist. Laut Experten der Washington Post wächst die Besorgnis über den Zustand der akademischen Freiheit in den USA, insbesondere angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten und deren Auswirkungen auf die Campusdiskurse.

Investigative Enthüllungen
Ein tieferes Verständnis der Ereignisse zeigt, dass die Entscheidung der Universitätsleitung, die NYPD hinzuzuziehen, nicht allein auf den Vorfällen vom 7. Mai beruhte. Vielmehr scheint sie Teil einer systematischen Strategie zu sein, um Dissens zu unterdrücken und die Kontrolle über den Campus zu behalten. Berichte aus internen Quellen deuten darauf hin, dass die Verwaltung seit Monaten an Richtlinien arbeitet, die darauf abzielen, studentischen Widerstand einzudämmen.
Die Entscheidung der Universität, die Proteste als antisemitisch zu bezeichnen, hat nicht nur die Spannungen auf dem Campus verschärft, sondern auch die Debatte über die Grenzen der Meinungsfreiheit weiter angeheizt. Kritiker argumentieren, dass die Universität auf diese Weise legitime Kritik an der israelischen Politik kriminalisiert und somit eine gefährliche Präzedenzfall schafft.
Darüber hinaus ist die Einbeziehung der NYPD in den Campus-Alltag ein kontroverses Thema, das sowohl von Studenten als auch von Fakultätsmitgliedern kritisch betrachtet wird. Viele protestierende Studenten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass die Polizeipräsenz auf dem Campus ein Klima der Angst schaffe und das Vertrauen in die Verwaltung beschädige.
Die Rolle der Bundesregierung unter der Trump-Administration verdient ebenfalls Beachtung. Die Drohung mit Inhaftierung und Abschiebung von protestierenden Studenten wirft Fragen über die Einmischung der Politik in akademische Angelegenheiten auf und stellt die Neutralität der Hochschulen infrage.

Auswirkungen und Reaktionen
Die unmittelbaren Auswirkungen der Ereignisse auf dem Campus von Columbia sind weitreichend. Die Verhaftung von rund 80 Studenten hat zu einer Welle von Solidaritätsbekundungen innerhalb und außerhalb der Universität geführt. Studentenorganisationen und Bürgerrechtsgruppen haben die Reaktion der Universität scharf kritisiert und fordern eine Untersuchung der Polizeigewalt.
Auch internationale Aufmerksamkeit wurde auf die Situation gelenkt, da die Proteste im Kontext des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten stehen. Menschenrechtsorganisationen werfen der Universität vor, ihre Unparteilichkeit zu verlieren und sich auf die Seite politischer Interessen zu stellen.
Intern hat die Reaktion der Verwaltung zu Spannungen innerhalb der Fakultäten geführt. Einige Professoren haben öffentlich ihre Unterstützung für die Studenten bekundet und die Entscheidung der Universität, die Polizei einzusetzen, in Frage gestellt. Diese inneruniversitären Konflikte spiegeln die breitere gesellschaftliche Debatte über das Recht auf Meinungsfreiheit und die Rolle der Institutionen in politischen Fragen wider.
Zukünftige Entwicklungen
Die zukünftige Entwicklung der Situation an der Columbia University bleibt ungewiss. Während die Studenten auf ihren Gerichtstermin warten, ist klar, dass die Debatte über Meinungsfreiheit und Polizeigewalt weitergeht. Die Verwaltung steht unter Druck, ihre Politik zu überdenken und einen Dialog mit den Studenten zu führen, um Konflikte friedlich zu lösen.
Diese Ereignisse könnten als Katalysator für umfassende Reformen in der Hochschulpolitik dienen, insbesondere in Bezug auf die Behandlung von Protesten und den Umgang mit politisch sensiblen Themen. Die Kapitulation von Columbia vor Protesten hat bereits Bedenken über die Gefährdung der akademischen Freiheit in den USA geweckt, und es bleibt abzuwarten, wie andere Institutionen auf ähnliche Herausforderungen reagieren werden.