Die Anzahl neuer Einstiegsjobs im Vereinigten Königreich hat seit der Einführung von ChatGPT im November 2022 um erstaunliche 32% abgenommen, wie die neuesten Forschungsergebnisse der Jobbörse Adzuna zeigen. Diese drastische Reduktion betrifft Stellenangebote für Absolventen, Ausbildungsplätze und Praktika, was die besorgniserregenden Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf den Arbeitsmarkt verdeutlicht. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass die verfügbaren Einstiegsjobs nun nur noch 25% des gesamten Arbeitsmarktes ausmachen, ein Rückgang von 28,9% im Jahr 2022.
Unternehmen setzen zunehmend auf KI, um ihre Effizienz zu steigern und Personal abzubauen. Der CEO von BT, Allison Kirkby, ließ kürzlich verlauten, dass Fortschritte in der KI tiefere Stellenstreichungen im Telekommunikationsunternehmen nach sich ziehen könnten. Bereits vor zwei Jahren hatte BT angekündigt, zwischen 40.000 und 55.000 Arbeitsplätze abzubauen. Diese Entwicklung wirft Fragen über die Zukunft der Arbeit auf und ob KI letztendlich mehr Arbeitsplätze schaffen oder zerstören wird.

Hintergründe und Kontext
Die Forschung von Adzuna zeigt nicht nur die unmittelbaren Auswirkungen von ChatGPT auf den Arbeitsmarkt, sondern auch einen breiteren Trend zur Automatisierung. Immer mehr Unternehmen, darunter auch große Namen wie Klarna und IBM, nutzen KI-Technologie, um Aufgaben zu übernehmen, die traditionell Menschen vorbehalten waren. Klarna hat berichtet, dass ein KI-gestützter Assistent mittlerweile zwei Drittel aller Kundenanfragen bearbeitet. IBM hingegen hat KI-Agents eingesetzt, um die Arbeit von hunderten HR-Mitarbeitern zu übernehmen, auch wenn sie dabei gleichzeitig die Anzahl der Programmierer und Vertriebsmitarbeiter erhöht haben.
Die Auswirkungen dieser Automatisierung sind weitreichend. In einem Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird geschätzt, dass 60% der Arbeitsplätze in hochentwickelten Volkswirtschaften wie dem Vereinigten Königreich und den USA der KI ausgesetzt sind, wobei die Gefahr besteht, dass die Hälfte dieser Arbeitsplätze negativ betroffen sein könnte. Während das Tony Blair Institut darauf hinweist, dass mögliche Arbeitsplatzverluste durch die Schaffung neuer Rollen im privaten Sektor ausgeglichen werden könnten, bleibt die Realität für viele Arbeitnehmer alarmierend.
Die Situation wird durch die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt noch verschärft. Laut einem Bericht von Indeed sehen sich Universitätsabsolventen mit dem härtesten Arbeitsmarkt seit 2018 konfrontiert, mit einem Rückgang der ausgeschriebenen Stellen für Absolventen von 33% im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Rückgang trifft insbesondere die jüngeren und weniger erfahrenen Arbeitnehmer, die traditionell auf Einstiegsjobs angewiesen sind, um ihre Karriere zu beginnen.

Investigative Enthüllungen
Die Zahlen von Adzuna sind besorgniserregend und werfen ein Schlaglicht auf die zunehmende Abhängigkeit von KI am Arbeitsplatz. Dario Amodei, Chef des KI-Entwicklers Anthropic, warnte kürzlich, dass die Technologie in den nächsten fünf Jahren die Hälfte aller Einstiegsjobs im Büro beseitigen und die Arbeitslosigkeit um 10% bis 20% erhöhen könnte. Diese düstere Vorhersage hebt die potenziellen Risiken hervor, die mit der zunehmenden Automatisierung verbunden sind.
Es ist jedoch nicht nur die KI, die Veränderungen im Arbeitsmarkt bewirken kann. Der PwC-Bericht stellt fest, dass Arbeitnehmer mit KI-Kenntnissen im letzten Jahr 56% mehr verdienten als solche ohne Kenntnisse über diese Technologie. Dies deutet darauf hin, dass die Nachfrage nach speziellen Fähigkeiten steigt, aber auch, dass es für viele Arbeitnehmer zunehmend schwieriger wird, mit diesen Anforderungen Schritt zu halten.
Die Tatsache, dass die Mischung der gesuchten Fähigkeiten in Berufen, die stark von KI betroffen sind, 66% schneller wechselt als in weniger betroffenen Berufen, wie etwa Physiotherapeuten, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass der Arbeitsmarkt sich verändert. Arbeitnehmer müssen sich anpassen und weiterbilden, um relevant zu bleiben, was für viele eine enorme Herausforderung darstellt.
In diesem Kontext hat Peter Kyle, der Technologiesekretär, die Unternehmen und Arbeitnehmer aufgefordert, “jetzt zu handeln”, um sich mit KI auseinanderzusetzen, oder das Risiko einzugehen, zurückgelassen zu werden. Er betonte: “Ich denke, die meisten Menschen gehen mit Besorgnis an dieses Thema heran. Sobald sie anfangen [KI zu verwenden], verwandelt sich die Besorgnis in Begeisterung, denn es ist viel einfacher, als die Leute denken, und es ist viel lohnender, als sie erwarten.”

Auswirkungen und Reaktionen
Der Rückgang der Einstiegsjobs und die damit verbundenen Herausforderungen haben bereits zu einer wachsenden Besorgnis unter den Arbeitnehmern geführt. Insbesondere junge Menschen, die den Übergang von der Ausbildung in den Beruf vollziehen wollen, sehen sich einer unsicheren Zukunft gegenüber. Die Erfahrung von vielen Absolventen zeigt, dass die Hürden, um in den Arbeitsmarkt einzutreten, immer höher werden.
Einige Stimmen innerhalb der Gemeinschaft fordern bereits Maßnahmen von der Regierung, um den betroffenen Arbeitnehmern zu helfen. Initiativen zur Förderung von Weiterbildungsprogrammen und zur Unterstützung des Übergangs in die digitale Arbeitswelt könnten entscheidend sein. In Ländern wie Deutschland und Schweden gibt es bereits erfolgreiche Modelle, die den Arbeitnehmern helfen, sich auf die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes einzustellen.
Die Reaktionen aus der Wirtschaft sind gemischt. Während einige Unternehmen die Vorteile der Automatisierung und der KI-Technologie betonen, warnen andere vor den sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Die Debatte über die Rolle von KI in der Zukunft der Arbeit wird in den kommenden Monaten und Jahren an Intensität gewinnen, da die Technologie weiterhin rasant voranschreitet.
Zukünftige Entwicklungen
Der Arbeitsmarkt im Vereinigten Königreich steht an einem Scheideweg. Die aktuelle Situation verdeutlicht die dringende Notwendigkeit einer fundierten politischen Diskussion über den Einsatz von KI und deren Auswirkungen auf Arbeitsplätze. Die Herausforderungen, die mit der Automatisierung einhergehen, erfordern ein Umdenken in der Art und Weise, wie Bildung und berufliche Qualifizierung organisiert werden.
Die Frage bleibt, ob KI letztendlich mehr Arbeitsplätze schaffen oder zerstören wird. Dies hängt nicht nur von der Technologie selbst ab, sondern auch von der Fähigkeit der Gesellschaft, sich anzupassen und neue Möglichkeiten zu schaffen. In der Zwischenzeit müssen Unternehmen und Regierungen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die kommenden Veränderungen vor allem den Arbeitnehmern zugutekommen und nicht zu einer weiteren Spaltung in der Gesellschaft führen.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie Unternehmen und Arbeitnehmer auf diese Herausforderungen reagieren. Es bleibt abzuwarten, ob die politischen Entscheidungsträger die notwendigen Schritte unternehmen, um die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt zu steuern und die Interessen der Arbeitnehmer zu schützen.
In einem sich schnell verändernden Wirtschaftsklima ist es von größter Bedeutung, dass alle Akteure – von den Unternehmen über die Regierungen bis hin zu den Arbeitnehmern – proaktiv handeln, um in dieser neuen Realität erfolgreich zu sein.