In einem wegweisenden Urteil hat ein Bundesberufungsgericht der Trump-Administration vorerst die Kontrolle über mehrere tausend Nationalgardisten in Kalifornien zugesprochen. Dies geschah, nachdem ein unterer Gerichtshof entschieden hatte, dass die Nationalisierung der Gardisten durch Präsident Donald Trump unrechtmäßig war. Das Urteil des 9. US-Berufungsgerichts, das am Donnerstagabend erlassen wurde, erlaubt es der Regierung, mindestens 4.000 kalifornische Nationalgardisten und einige hundert Marines weiterhin in Los Angeles einzusetzen, während die rechtlichen Strömungen um die Autorität des Präsidenten weiter untersucht werden.
Die Entscheidung des Berufungsgerichts kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, an dem sich die Spannungen in Los Angeles aufgrund von Einwanderungs- und Zollvollzugsmaßnahmen (ICE) zuspitzen. Trotz der Bedenken der kalifornischen Staatsführung, die den militärischen Einsatz als unnötig und eskalierend einschätzen, bleibt die Präsenz der Nationalgarde bis zu einer weiteren Anhörung, die für Dienstag angesetzt ist, bestehen.
Staatsanwalt Charles Breyer hatte zuvor eine einstweilige Verfügung erlassen, die den Einsatz der Truppen in Los Angeles vorübergehend stoppte. Breyer stellte fest, dass die Bundesregierung nicht über die erforderliche Autorität verfüge, um die Nationalgarde Kaliforniens zu nationalisieren. Seine Entscheidung stellt eine erhebliche Rückschlag für die Trump-Administration dar, die in den letzten Tagen die Anzahl der Nationalgardisten unter ihrem Kommando um Tausende erhöht hatte.

Hintergründe und Kontext
Die Entscheidung des Berufungsgerichts bringt eine Vielzahl von rechtlichen und politischen Fragen mit sich. Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, ein Demokrat, hat sich entschieden gegen Trumps Entscheidung ausgesprochen. Er argumentierte, dass die Präsenz militarisierter Kräfte nur die Proteste verstärken würde und dass die Bundesregierung nicht im Einklang mit dem Bundesrecht gehandelt habe, als sie die Kontrolle über die Gardisten übernahm.
Newsom wies in einem Brief an die Bundesbehörden darauf hin, dass die erforderliche Genehmigung durch das Büro des Gouverneurs nicht erteilt wurde. „Das Verteidigungsministerium hat diese Anweisung nicht an das Büro des Gouverneurs übermittelt, noch wurde sie vom Gouverneur von Kalifornien genehmigt oder angeordnet“, schrieb Newsom und forderte die Administration auf, die Kontrolle über die Truppen zurückzugeben.
In der Folge reichte Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta eine Klage ein, die die Einsetzung der Truppen vor einem Bundesgericht anfocht. Dies geschah, um die Bedenken des Gouverneurs zu formalisieren, dass die Administration nicht die gesetzlichen Vorschriften für die Nationalisierung der Nationalgarde befolgt hatte. Diese Vorschriften sind in der relevanten bundesstaatlichen Gesetzgebung festgelegt.

Investigative Enthüllungen
Das Urteil des Richters Breyer ist ein starkes Signal gegen die autoritären Tendenzen, die viele in der Trump-Administration wahrnehmen. Der Richter stellte fest, dass die Handlungen des Präsidenten „illegal“ waren, da sie sowohl die Grenzen seiner gesetzlichen Befugnisse überschritten als auch gegen den zehnten Zusatzartikel der US-Verfassung verstießen. „Er muss daher die Kontrolle über die kalifornische Nationalgarde unverzüglich an den Gouverneur von Kalifornien zurückgeben“, so Breyer in seinem Urteil.
Die Entscheidung wirft auch die Frage auf, inwieweit der Präsident in Krisensituationen militärische Mittel einsetzen kann, ohne die Zustimmung der Bundesstaaten einzuholen. Dies ist besonders relevant in einem Land, das sich zunehmend polarisiert und in dem der Einsatz von Militär gegen Zivilisten an Sensibilität gewinnt. In einer Zeit, in der Proteste gegen die Einwanderungspolitik und Rassismus zunehmen, könnte die Mobilisierung der Nationalgarde als Provokation angesehen werden.
Der Bundesanwalt argumentierte, die Administration habe die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, die festlegen, wann die Nationalgarde in den Bundesdienst berufen werden kann. Doch Breyer stellte klar, dass die Zustimmung des Gouverneurs erforderlich ist, und dass die Trump-Administration diese nicht eingeholt hatte. Dies wirft Fragen zur Rechtsstaatlichkeit und zu den politischen Motiven hinter der Entscheidung auf.

Auswirkungen und Reaktionen
Die politische Reaktion auf die Entscheidung war heftig. Gouverneur Newsom bezeichnete den Tag als „einen großen Tag für die Verfassung der Vereinigten Staaten“ und „unsere Demokratie“. Er drückte die Hoffnung aus, dass dies der Beginn eines neuen Kapitels sei, in dem sich die Menschen gegen die übergriffigen Praktiken einer Administration wehren, die die Grenzen überschreitet. „Wir stellen uns diesen autoritären Tendenzen eines Präsidenten entgegen, der die Grenzen ausgereizt hat“, sagte Newsom auf einer Pressekonferenz.
Die Verlagerung der nationalen Sicherheitsstrategie unter Trump hat jedoch auch in den Reihen der Republikaner und innerhalb der nationalen Sicherheitsgemeinschaft Besorgnis ausgelöst. Viele Experten warnen, dass die Militarisierung von Polizeikräften und der Einsatz von Militär in zivilen Angelegenheiten nicht nur eine Gefährdung der Bürgerrechte darstellt, sondern auch das Vertrauen in die Institutionen der Regierung untergräbt. Laut einem Bericht von Los Angeles Times könnte die nationale Sicherheit langfristig untergraben werden, wenn diese Taktiken nicht kritisch hinterfragt werden.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Schritte in diesem Fall werden entscheidend sein. Ein weiterer Gerichtstermin ist für Dienstag angesetzt, und es bleibt abzuwarten, wie die Richter des Berufungsgerichts die Argumente der Parteien abwägen werden. Juristische Experten sind der Ansicht, dass die endgültige Entscheidung des Gerichts weitreichende Auswirkungen auf die Befugnisse des Präsidenten haben könnte, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz des Militärs in zivilen Angelegenheiten.
Die Diskussion um die Rolle der Nationalgarde und ihren Einsatz in Kalifornien wird auch Auswirkungen auf die bevorstehenden Wahlen haben. Politische Analysten sind sich einig, dass die Art und Weise, wie die Trump-Administration mit dieser Situation umgeht, ein Schlüsselthema in den kommenden Kampagnen sein wird. Die Wähler werden die Entscheidungen der Politiker in Erinnerung behalten, die sich für oder gegen die Militarisierung der Polizei und die Rechte der Bundesstaaten ausgesprochen haben.
Insgesamt bleibt die Frage im Raum, wie sich die politischen und rechtlichen Strömungen entwickeln werden und welche Konsequenzen dies für die Demokratie in den Vereinigten Staaten haben könnte. Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Bundes- und Landesregierungen ist es unerlässlich, dass diese Entwicklungen kritisch beobachtet werden.