Ein Bundesberufungsgericht hat entschieden, dass Präsident Donald Trump die Kontrolle über Tausende von Mitgliedern der Nationalgarde Kaliforniens behalten kann. Diese Entscheidung des 9. US-Berufungsgerichts hebt vorübergehend ein Urteil eines niedrigeren Gerichts auf, das Trump angewiesen hatte, die Kontrolle über rund 4.000 Gardisten zurückzugeben. Dieser Schritt war Teil von Trumps Bemühungen, die Sicherheit in Los Angeles zu verstärken, während die Stadt mit Unruhen über Einwanderungspolitiken zu kämpfen hatte.
In der nicht unterzeichneten Entscheidung erklärte das Gericht, dass es wahrscheinlich sei, dass der Präsident seine gesetzliche Befugnis rechtmäßig ausgeübt habe. Diese Entscheidung steht im Widerspruch zu den Argumenten des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom, der behauptete, Trump habe gegen Bundesgesetze verstoßen, als er Teile der Miliz seines Bundesstaates in Anspruch nahm.

Hintergründe und Kontext
Die Situation in Kalifornien ist durch die anhaltenden Proteste gegen die Einwanderungspolitik der Trump-Administration geprägt. In den letzten Monaten hat sich die Stimmung in der Bevölkerung zugespitzt, was zu einer verstärkten militärischen Präsenz in städtischen Gebieten führte. Trump hatte die Nationalgarde mobilisiert, um zu helfen, die Ordnung aufrechtzuerhalten und die Gefahren im Zusammenhang mit den Protesten zu mindern. Die Entscheidung des Gerichts kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Spannungen in Los Angeles deutlich zugenommen haben, was die Frage aufwirft, wie weit Trump bereit ist zu gehen, um die Kontrolle über militärische Ressourcen zu behalten.
Ein zentraler Punkt in diesem Rechtsstreit ist, ob Trump die notwendigen rechtlichen Schritte eingehalten hat, um die Nationalgarde auf Bundesebene zu mobilisieren. Gesetzliche Bestimmungen verlangen normalerweise, dass der Präsident eine Anordnung "durch den Gouverneur" ausgibt, wenn er plant, die Truppen eines Bundesstaates zu federalisieren. Ein kürzlich ergangenes Urteil des US-Bezirksrichters Charles Breyer hatte den Präsidenten angewiesen, diese Kontrolle zurückzugeben, was zu dem aktuellen Berufungsverfahren führte.
Das 9. US-Berufungsgericht entschied, dass die Anordnung von Trump und Verteidigungsminister Pete Hegseth, die Truppen zu mobilisieren, den gesetzlichen Anforderungen möglicherweise genügt hat, da der kalifornische General als "Agent" des Gouverneurs gilt. Dies wirft grundlegende Fragen zur Autorität und Verantwortung auf, die sowohl auf staatlicher als auch auf Bundesebene bestehen.

Investigative Enthüllungen
Die Entscheidung des Berufungsgerichts hat weitreichende Konsequenzen, nicht nur für die Nationalgarde in Kalifornien, sondern auch für die Beziehung zwischen Bundes- und Landesbehörden. Die Richter, die das Urteil fällten, setzen sich aus zwei von Trump ernannten und einem von Biden ernannten Richter zusammen, was die politische Sprengkraft der Entscheidung unterstreicht. Die Tatsache, dass das Gericht eine "hochsensible" Prüfung des Präsidenten vorgenommen hat, zeigt, dass die Richter die Macht des Präsidenten als Oberbefehlshaber des Militärs anerkennen, jedoch gleichzeitig die Notwendigkeit betonen, diese Macht zu hinterfragen.
Der rechtliche Hintergrund dieser Entscheidung ist kompliziert. Trump berief sich auf das Gesetz 10 USC 12406, das dem Präsidenten erlaubt, die Nationalgarde eines Bundesstaates zu federalisieren, wenn dieser "nicht in der Lage ist, mit den regulären Streitkräften die Gesetze der Vereinigten Staaten durchzusetzen". Diese Auslegung des Gesetzes wurde von den Richtern als rechtmäßig erachtet, obwohl sie auch die Einwände des Gouverneurs zurückwiesen.
Ein weiterer kritischer Aspekt dieser Entscheidung betrifft die Argumentation des Justizministeriums, dass die Gerichte keine Autorität hätten, die Feststellung des Präsidenten zu überprüfen, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die Inanspruchnahme des Gesetzes erfüllt seien. In ihrer Entscheidung stellten die Richter jedoch fest, dass eine solche Überprüfung "äußerst zurückhaltend" sein müsse, was die Grenzen der richterlichen Kontrolle über die Exekutive verdeutlicht.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf das Urteil sind gemischt. Während die Entscheidung Trump einen bedeutenden rechtlichen Sieg beschert, sehen viele Analysten darin einen besorgniserregenden Präzedenzfall für die zukünftige Nutzung der Nationalgarde. Massad Boulos, ein Berater von Trump, wurde zitiert, dass diese Entscheidung ein Zeichen dafür sei, dass Trump bereit ist, die Grenzen seiner Macht auszutesten, um die Kontrolle über die Situation in Kalifornien zu behalten.
Gavin Newsom äußerte sich enttäuscht über die Entscheidung und kündigte an, dass Kalifornien möglicherweise rechtliche Schritte einleiten werde, um die Befugnisse des Präsidenten in dieser Angelegenheit weiter zu prüfen. Die Möglichkeit, dass der Bundesgerichtshof sich in dieser Angelegenheit einmischt, bleibt bestehen, was die rechtlichen Auseinandersetzungen um diese Thematik weiter anheizen könnte.
Die Entscheidung kommt auch in einer Zeit, in der die Situation in Los Angeles sich beruhigt hat. Dennoch wird das Potenzial für zukünftige Spannungen zwischen den Bundesbehörden und dem Bundesstaat Kalifornien weiterhin bestehen. Experten warnen, dass die wiederholte Einberufung der Nationalgarde durch den Präsidenten in der aktuellen politischen Landschaft zu einem gefährlichen Muster führen könnte.
Zukünftige Entwicklungen
Die Entscheidung des Berufungsgerichts hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Nationalgarde in Kalifornien, sondern könnte auch weitreichende Folgen für die bundesstaatliche Kontrolle über militärische Ressourcen insgesamt haben. Sollten die Richter des Obersten Gerichtshofs an diesem Fall interessiert sein, könnte dies zu einer grundlegenden Neubewertung der Beziehungen zwischen Bundes- und Landesregierungen führen.
In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie Kalifornien auf diese Entscheidung reagieren wird. Es gibt bereits Stimmen, die eine Revision der Gesetze zur Einberufung von Nationalgardisten fordern, um sicherzustellen, dass solche Situationen in Zukunft vermieden werden können. Die Situation könnte auch die politische Landschaft in Kalifornien beeinflussen, insbesondere in Hinblick auf die kommenden Wahlen, während die Wähler sich mit der Frage auseinandersetzen, wie ihre Führung mit der Bundesbehörde umgeht.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die rechtlichen Auseinandersetzungen um die Kontrolle der Nationalgarde entwickeln und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die nationale Sicherheit und die politischen Beziehungen zwischen den Bundesstaaten und der Bundesregierung haben werden.