Britische Monarchie erhält laut Jahresbericht rund 118 Millionen Dollar an staatlicher Finanzierung
Die britische Monarchie bleibt ein umstrittenes Thema im Vereinigten Königreich, vor allem wenn es um die Finanzierung geht. Laut dem neuesten Jahresbericht des britischen Königshauses, veröffentlicht am Montag, erhält die Monarchie eine staatliche Finanzierung von 86,3 Millionen Pfund (rund 118,5 Millionen Dollar). Diese Summe, bekannt als Sovereign Grant, wird aus Steuergeldern der britischen Bürger finanziert und dient zur Finanzierung der offiziellen Pflichten der Royals sowie zur Instandhaltung königlicher Paläste.
Die Finanzierung ist nicht nur eine Angelegenheit der Zahlen, sondern wirft auch grundlegende Fragen über die Legitimität und Transparenz der Monarchie auf. Im Gegenzug für diese staatliche Unterstützung übergibt die Monarchin alle Gewinne aus dem Crown Estate, das große Teile Londons, das Ascot-Rennbahn und den Meeresboden rund um England, Wales und Nordirland umfasst, an die Regierung. Diese Regelung reicht bis ins Jahr 1760 zurück und bildet die Basis für die gegenwärtige finanzielle Struktur der Monarchie.
Hintergründe und Kontext
Der Sovereign Grant funktioniert als eine Art Spesenabrechnung für die Monarchie und deckt Kosten wie Reisen, Personal und die Instandhaltung historischer Gebäude ab. Allerdings umfasst er nicht die Sicherheitskosten, die aufgrund der zahlreichen öffentlichen Auftritte und Veranstaltungen der Royals erheblich sind. Laut dem Bericht haben Mitglieder der königlichen Familie im vergangenen Jahr mehr als 1.900 öffentliche Auftritte im Vereinigten Königreich und im Ausland wahrgenommen, während über 93.000 Gäste an 828 Veranstaltungen in offiziellen königlichen Palästen teilgenommen haben.
Die Gesamtsumme von 86,3 Millionen Pfund, die seit drei Jahren unverändert ist, setzt sich aus einem Kernbetrag von 51,8 Millionen Pfund und 34,5 Millionen Pfund zur Finanzierung der Renovierung von Buckingham Palace zusammen. Dieser Palast ist nicht nur die offizielle Residenz der Monarchie, sondern auch eine der wichtigsten Touristenattraktionen in London. Die Renovierungsarbeiten umfassen grundlegende Modernisierungen der elektrischen Verkabelung, Rohrleitungen, Aufzüge und barrierefreier Badezimmer.
In einer Zeit, in der viele Briten mit den wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie und der steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen, erhält die royale Familie weiterhin eine beträchtliche Unterstützung von den Steuerzahlern. Dies hat zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung geführt, insbesondere unter denjenigen, die der Meinung sind, dass die Monarchie eine überholte Institution ist.
Investigative Enthüllungen
Die Finanzierung der Monarchie hat immer wieder zu Protesten und kritischen Stimmen geführt. Die Antimonarchiekampagne Republic fordert die Abschaffung des Sovereign Grant und argumentiert, dass die Briten alle Gewinne des Crown Estate behalten sollten. Graham Smith, ein führender Vertreter der Gruppe, äußerte sich kürzlich: „Das Zuschusssystem ist verrückt. Die Finanzierung steigt nicht aufgrund eines tatsächlichen Bedarfs an zusätzlichem Geld, sondern weil der Zuschuss an die staatlichen Einnahmen aus dem Land, das vom Crown Estate verwaltet wird, gebunden ist.“
Besonders umstritten ist die Verwendung der Gelder für die Renovierung von Buckingham Palace. Smith weist darauf hin, dass dieses Argument bereits vor zehn Jahren genutzt wurde, um den Zuschuss zu verdoppeln. „Es ist an der Zeit, dass eine halbe Milliarde Pfund sinnvoll eingesetzt wird und die Kosten der Monarchie auf einige Millionen Pfund gesenkt werden,“ fügte er hinzu.
Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist die Nutzung von königlichen Privilegien und Vermögenswerten. Die Royals verfügen über mehrere bedeutende Einkommensquellen, darunter den Sovereign Grant, die Duchy of Lancaster und die Duchy of Cornwall, sowie persönliche Vermögenswerte und Investitionen. Die genaue Höhe dieser Vermögen bleibt jedoch oft im Dunkeln, was zu Spekulationen und Misstrauen führt.
Auswirkungen und Reaktionen
Die finanzielle Unterstützung der Monarchie wird nicht nur von der allgemeinen Öffentlichkeit, sondern auch von politischen Entscheidungsträgern kritisch betrachtet. Einige Abgeordnete haben in der Vergangenheit die Notwendigkeit einer umfassenden Überprüfung der finanziellen Praktiken des Königshauses gefordert. Die Frage bleibt: Wie viel sollte eine Institution kosten, die von vielen als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird?
Die Reaktionen auf den aktuellen Finanzbericht sind vielfältig. Während einige Briten die Monarchie als einen wichtigen Teil ihrer nationalen Identität betrachten, sehen andere sie als eine Belastung, die mit Steuergeldern finanziert wird. Die Debatte um die Monarchie hat in den letzten Jahren an Intensität gewonnen, nicht zuletzt durch die Berichterstattung über die Hochzeit von Prince Harry und Meghan Markle und die darauf folgende Medienberichterstattung.
In der Zwischenzeit hat der Keeper of the Privy Purse, James Chalmers, in einer Erklärung zu dem Bericht betont, dass „weiche Macht schwer zu messen ist, aber ihr Wert ist jetzt sowohl im Inland als auch im Ausland fest verankert“, und hebt die Rolle der königlichen Familie in den Dienst am Land und dem Commonwealth hervor.
Zukünftige Entwicklungen
Die Diskussion über die Finanzierung der Monarchie wird voraussichtlich auch in Zukunft präsent bleiben, insbesondere mit den geplanten Modernisierungen und der Umstellung auf umweltfreundliche Technologien. Die königliche Familie hat angekündigt, die Nutzung von nachhaltigem Flugkraftstoff zu erhöhen und die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte fortzusetzen. Diese Schritte könnten als Versuch gewertet werden, das Image der Monarchie zu modernisieren und sich an die Erwartungen einer umweltbewussteren Gesellschaft anzupassen.
Dennoch bleibt die Frage, wie diese Modernisierungen finanziert werden sollen, während die Öffentlichkeit zunehmend Fragen zur Transparenz und zur Relevanz der Monarchie aufwirft. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Monarchie in der Lage ist, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen und sich in einer sich schnell verändernden Welt zu behaupten.
