Ein Monat nach der Einführung eines umstrittenen Hilfsplans, unterstützt von den USA und Israel, hat sich die Situation im Gazastreifen weiter verschärft. Täglich berichten Berichte von Killeraktionen, Schusswechseln und Chaos, während Palästinenser in der Hoffnung auf Hilfe in gefährliche Situationen geraten. Laut Angaben des vom Hamas-regierten Gesundheitsministeriums wurden in den letzten vier Wochen über 500 Menschen getötet und rund 4.000 verletzt, während sie versuchten, humanitäre Hilfe zu erhalten.
Die Aufzeichnungen und Videos, die von verschiedenen Quellen zusammengestellt wurden, zeichnen ein alarmierendes Bild der Realität vor Ort. Die Aufnahmen zeigen nicht nur die alltägliche Panik und das Chaos, sondern auch die Gewalt, die viele der Hilfesuchenden erleben. Zeugen und Mediziner berichten wiederholt von Israeli Streitkräften, die auf Menschenmengen in der Nähe von Verteilungspunkten schießen. Dies wirft dringende Fragen zur Sicherheit und den Bedingungen auf, unter denen humanitäre Hilfe bereitgestellt wird.

Hintergründe und Kontext
Am 18. Mai gab Israel bekannt, dass es die seit elf Wochen bestehende Blockade von Hilfsgütern teilweise aufhebt. Diese Maßnahme wurde von der israelischen Regierung als notwendig erachtet, um Druck auf die Hamas auszuüben, um die Freilassung von Geiseln zu erwirken. Mit der Eröffnung von vier Hilfsausgabestellen, die am 26. Mai ihren Betrieb aufnahmen, wurde ein neues Kapitel im Umgang mit humanitärer Hilfe in Gaza aufgeschlagen. Diese Stellen befinden sich hauptsächlich in vom IDF kontrollierten Gebieten im Südwesten Gazas und in einer zentralen Zone, die als Netzarim-Korridor bekannt ist.
Die Sicherheit der Verteilung wird von Sicherheitsfirmen überwacht, die für die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) arbeiten, während das israelische Militär die Routen und Perimeter sichert. Diese neue Struktur hat jedoch von Anfang an die Vereinten Nationen in eine kritische Position versetzt, die den Hilfsplan als potenzielle Militarisierung der Hilfe beschreibt und warnt, dass dies die bestehenden Verteilungsnetze umgehen könnte.
Die physische Sicherheit der Zivilbevölkerung während des Zugangs zu humanitärer Hilfe hat sich als äußerst fragil erwiesen. Berichte über massive Schusswechsel und tödliche Vorfälle in unmittelbarem Zusammenhang mit den Hilfsausgabestellen haben internationale Aufmerksamkeit erregt. Diese Vorfälle haben nicht nur zu einem Anstieg der Todesfälle geführt, sondern auch zu einer verstärkten Angst unter den Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.

Investigative Enthüllungen
Um die genauen Umstände und die Auswirkungen dieses Hilfsplans zu verstehen, hat BBC Verify Dutzende von Videos analysiert, die aus verschiedenen Teilen Gazas stammen. Die Aufnahmen zeigen ein Bild der Gefahr und des Chaos, jedoch bleibt die Identität der Verantwortlichen für die meisten Schusswechsel unklar. In vielen Fällen berichten Zeugen von Israeli Streitkräften, die auf Menschenmengen schießen, was die Frage aufwirft, ob diese Einsätze gerechtfertigt sind oder nicht.
Die IDF hat wiederholt erklärt, dass sie "Warnschüsse" abfeuern, um auf mögliche Bedrohungen zu reagieren. Diese Aussagen sind jedoch nicht ohne Widerspruch. Der israelische Regierungssprecher David Mencer bezeichnete Berichte über Tode bei der Hilfsausgabe als "eine weitere Unwahrheit", während die GHF jegliche Verantwortung für Vorfälle an den Verteilungspunkten zurückweist. Die Rote Kreuz teilte mit, dass ihr Feldkrankenhaus in Rafah seit dem 27. Mai 20 Mal seine Massenschadenverfahren aktivieren musste, wobei die Mehrheit der Patienten aufgrund von Schusswunden eingeliefert wurde.
Die UN-Menschenrechtskommission hat die Tötung von Palästinensern, die versuchen, Zugang zu Hilfe zu bekommen, als "wahrscheinliches Kriegsverbrechen" eingestuft. Dies wirft grundlegende Fragen über die Einhaltung des internationalen Rechts auf, insbesondere in Bezug auf die Absicht, Zivilisten zu schädigen. Laut der Menschenrechtsanwältin Sara Elizabeth Dill könnte jeder gezielte Angriff auf Zivilisten ernsthafte Verletzungen des Völkerrechts darstellen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen dieser Situation auf die Zivilbevölkerung sind verheerend. Die ständige Bedrohung durch Gewalt und die Unsicherheit über die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und medizinischer Hilfe führen zu einem Klima der Angst und Verzweiflung. Viele Menschen, die bereits unter dem Druck eines jahrelangen Konflikts leben, sehen sich nun mit einer zusätzlichen Herausforderung konfrontiert, da sie gezwungen sind, sich in gefährliche Gebiete zu begeben, um Hilfe zu erhalten.
Die internationale Gemeinschaft hat den Hilfsplan scharf kritisiert und fordert eine Neubewertung der Sicherheitsvorkehrungen. Es gibt Bedenken, dass die Militarisierung der humanitären Hilfe nicht nur das Vertrauen der Zivilbevölkerung in die Hilfsorganisationen untergräbt, sondern auch die Fähigkeit der UN und anderer Organisationen, effektive Hilfe zu leisten.
Zusätzlich haben Berichte über die Tötung von Zivilisten, die auf Hilfe angewiesen sind, zu einem Aufschrei in den sozialen Medien und zu Protesten weltweit geführt. Viele fordern eine sofortige Untersuchung dieser Vorfälle und eine Rückkehr zu einem sichereren und humaneren Ansatz zur Bereitstellung von Hilfsleistungen in Gaza.
Zukünftige Entwicklungen
Angesichts der anhaltenden Gewalt und der sich zuspitzenden Humanitätskrise in Gaza ist die Zukunft des Hilfsplans ungewiss. Die UN und andere Organisationen stehen vor der Herausforderung, ihre Missionen fortzusetzen, während sie auf die Kooperation der israelischen Behörden angewiesen sind. Die Vereinten Nationen haben bereits erklärt, dass sie ohne signifikante Änderungen in der Sicherheitsarchitektur in Gaza nicht in der Lage sind, Hilfe wirksam zu leisten.
Eine Neubewertung des Hilfsplans und der damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen wird dringend erforderlich sein, um weitere Todesfälle zu vermeiden und sicherzustellen, dass die humanitäre Hilfe die Menschen erreicht, die sie brauchen. Zu diesem Zweck müssen alle Beteiligten, einschließlich der internationalen Gemeinschaft, Druck auf Israel ausüben, um die Bedingungen für eine sichere und effektive Verteilung von Hilfsgütern zu schaffen.