Christliche Stadt Taybeh im Heiligen Land nicht mehr sicher wegen Siedlerangriffen

Die palästinensische Stadt Taybeh, die als letzte verbliebene Stadt im Westjordanland gilt, die vollständig von Christen bewohnt ist, steht unter dem Druck zunehmender Angriffe durch israelische Siedler. Jüngste Vorfälle zeigen ein...

Christliche Stadt Taybeh im Heiligen Land nicht mehr sicher wegen Siedlerangriffen

Die palästinensische Stadt Taybeh, die als letzte verbliebene Stadt im Westjordanland gilt, die vollständig von Christen bewohnt ist, steht unter dem Druck zunehmender Angriffe durch israelische Siedler. Jüngste Vorfälle zeigen ein besorgniserregendes Muster von Gewalt, das die Sicherheit der Bevölkerung und die wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt gefährdet. Diese Angriffe sind nicht nur eine direkte Bedrohung für die örtlichen Bewohner, sondern auch ein besorgniserregender Indikator für die sich verschlechternde Situation für die christliche Gemeinschaft im Heiligen Land.

Laut Berichten von ACI MENA, einem Nachrichtenpartner von CNA, haben Siedler vor Kurzem einen neuen Außenposten am östlichen Rand von Taybeh errichtet. Dieser Außenposten wurde auf den Ruinen eines Bauernhauses errichtet, dessen Eigentümer vor etwa einem Jahr vertrieben wurden. Das Gebiet, das 17.000 Dunam (ungefähr 4.200 Acres) umfasst, ist von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Stadt, da es tausende von Olivenbäumen sowie Hühner- und Schafzuchtbetriebe beherbergt.

Father Bashar Fawadleh parish priest Taybeh professional image
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Hintergründe und Kontext

Taybeh liegt östlich von Ramallah und ist eine der wenigen Städte im Westjordanland, in denen die christliche Bevölkerung noch überwiegt. Diese Stadt hat historischen und religiösen Wert für die christliche Gemeinschaft, da sie in den Evangelien als „Ephraim“ erwähnt wird, der Ort, an den Jesus sich zurückzog. Dennoch sieht sich die Stadt einer ständigen Bedrohung durch die Ausweitung israelischer Siedlungen und einer sich verschärfenden Sicherheitslage gegenüber.

Die jüngsten Angriffe sind Teil eines längerfristigen Trends. In den Jahren 2019 und 2020 wurden ähnliche illegale Außenposten errichtet, die häufig von Brandanschlägen auf Felder, Diebstahl von landwirtschaftlichem Equipment und dem gezielten Aussetzen von Vieh zur Zerstörung der Ernte begleitet wurden. Diese Taktiken haben verheerende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage der Bewohner und verschärfen die ohnehin schon angespannte wirtschaftliche Situation in der Region.

Die landwirtschaftlichen Flächen von Taybeh sind etwa 24.000 Dunam (ungefähr 5.900 Acres) groß, von denen ein erheblicher Teil durch die Ausweitung von Siedlungen bedroht ist. Die Olivenernte, die für viele Familien eine wichtige Einkommensquelle darstellt, ist aufgrund dieser Angriffe zunehmend in Gefahr. Während der letzten Olivensaison wurden Landwirte wiederholt gehindert, ihre Felder zu erreichen, insbesondere in der Nähe der Rimmonim-Siedlung, die auf konfiszierten Taybeh-Ländern errichtet wurde.

Die Berichte über Übergriffe sind alarmierend. Fast 20 Familien wurden in den letzten Wochen körperlich angegriffen, während sie versuchten, ihre Felder zu erreichen, und viele von ihnen mussten miterleben, wie ihre Ernte gestohlen oder verwüstet wurde. Die Situation verschlechtert sich weiter, da die israelischen Behörden den Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen und grundlegenden Dienstleistungen einschränken, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen Not führt.

Christianity conflict settlers stock photo
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Investigative Enthüllungen

Die Worte von Pfarrer Bashar Fawadleh, der die Kirche des Erlösers in Taybeh leitet, verdeutlichen die Verzweiflung der Bewohner: „Die Stadt, die im Johannes-Evangelium erwähnt wird, ist heute nicht mehr sicher für ihre Menschen. Wir leben nicht in Frieden, sondern in ständiger Angst und Belagerung.“ Dieser Belagerungszustand hat dazu geführt, dass mehr als 10 Familien seit Oktober 2024 die Stadt verlassen haben, aus Angst vor anhaltender Gewalt und Belästigung.

Zusätzlich zu den physischen Übergriffen haben die israelischen Behörden Eisenbahnen an den Eingängen der Stadt installiert, was den Zugang für die Bewohner zu Arbeitsplätzen und anderen wesentlichen Dienstleistungen erheblich erschwert. Fawadleh betont: „Diese Einschränkungen haben nicht nur die Sicherheit der Menschen gefährdet, sondern auch zu einem massiven wirtschaftlichen Rückgang geführt, der viele dazu zwingt, über eine Auswanderung nachzudenken.“

Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen. Der Anbau von Olivenbäumen und anderen landwirtschaftlichen Produkten ist nicht nur eine Möglichkeit, Einkommen zu generieren, sondern auch ein Teil der kulturellen Identität der Gemeinde. Wenn die Bewohner nicht mehr auf ihre Felder zugreifen können, wird nicht nur ihre wirtschaftliche Basis zerstört, sondern auch das soziale Gefüge der Gemeinschaft.

Berichte über gezielte Angriffe auf die Landwirtschaft werden von den israelischen Behörden meist ignoriert oder als Einzelfälle abgetan. Die Realität jedoch zeigt ein systematisches Muster der Aggression, das darauf abzielt, die christliche Bevölkerung aus dem Heiligen Land zu vertreiben. Laut BBC wurden in den letzten Jahrzehnten etwa 160 Siedlungen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem errichtet, viele davon auf konfiszierten palästinensischen Gebieten.

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Auswirkungen und Reaktionen

Die anhaltenden Angriffe auf Taybeh sind nicht nur ein lokales Problem, sondern werfen Fragen über die Stabilität in der gesamten Region auf. Die christliche Gemeinschaft im Heiligen Land hat in den letzten Jahren stark abgenommen, was teilweise auf die anhaltenden Konflikte und die zunehmenden Einschränkungen zurückzuführen ist. Diese Entwicklung hat das Potenzial, das religiöse und kulturelle Erbe, das viele Jahrhunderte zurückreicht, erheblich zu schädigen.

Die Reaktionen aus der internationalen Gemeinschaft sind gemischt. Während Menschenrechtsorganisationen und einige Regierungen die israelischen Siedlungen als illegal erachten, bleibt die Reaktion auf die Angriffe auf Taybeh oft begrenzt. Viele Christen weltweit zeigen sich besorgt über die Situation, doch konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der betroffenen Gemeinschaften bleiben bislang aus.

Ein Beispiel für die globalen Reaktionen ist die Unterstützung von kirchlichen Organisationen, die versuchen, humanitäre Hilfe zu leisten und das Bewusstsein für die schwierige Lage der christlichen Palästinenser zu schärfen. Solche Bemühungen sind jedoch oft unzureichend, um die tiefgreifenden Probleme, mit denen die Gemeinschaft konfrontiert ist, vollständig zu adressieren.

Zukünftige Entwicklungen

Die Situation in Taybeh könnte sich weiter verschärfen, wenn keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen werden, um die Angriffe zu stoppen und den Schutz der palästinensischen Bevölkerung zu gewährleisten. Mit der fortdauernden Expansion israelischer Siedlungen und den zunehmenden Übergriffen durch Siedler stehen die Bewohner von Taybeh vor einer ungewissen Zukunft. Viele sind gezwungen, ihre Wurzeln aufzugeben und in ein unbekanntes Land zu fliehen, während die christliche Identität der Region weiter gefährdet ist.

Es bleibt abzuwarten, ob die internationale Gemeinschaft auf die anhaltende Gewalt reagieren wird und ob es zu politischen Veränderungen kommt, die den Schutz der Menschenrechte in der Region gewährleisten. Die Worte von Pfarrer Fawadleh sind ein eindringlicher Appell: „Wir brauchen Frieden, nicht nur für Taybeh, sondern für alle Menschen im Heiligen Land.“ Die Zukunft dieser Stadt und ihrer Einwohner hängt von der Fähigkeit ab, diese Botschaft in die Welt zu tragen und Veränderungen herbeizuführen.

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