Als Präsident Donald Trump am Samstag auf Truth Social verkündete, dass die Vereinigten Staaten drei Standorte im Iran bombardiert hätten, sprach er zu einer gespaltenen MAGA-Gemeinschaft. Während einige seiner leidenschaftlichsten Unterstützer – wie der ehemalige Florida-Abgeordnete Matt Gaetz und die radikale politische Aktivistin Laura Loomer – seine Entscheidung lobten, standen andere, darunter der Medienpersönlichkeit Tucker Carlson, die radikale Kommentatorin Candace Owens und der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon, von Anfang an gegen das Bombardement.
„Ein Bombardement gegen den Iran wird einen Krieg auslösen, und es wird Amerikas Krieg sein“, warnte Carlson seine 16,4 Millionen Follower auf X im März. „Lass dich nicht von den Propagandisten belügen.“ Diese politische Kontroverse schien sich auf einen Kampf zwischen denjenigen zu konzentrieren, die glauben, die Vereinigten Staaten hätten eine Verantwortung gegenüber ihren ausländischen Verbündeten, und denen, die Trumps Entscheidung als Verrat an seinem Versprechen einer „Amerika zuerst“-Politik betrachteten.
Doch hinter dieser Spaltung innerhalb der MAGA-Anhänger verbirgt sich ein weiteres, weniger offensichtliches Motiv. Diese tiefere Kluft über die Intervention im Nahen Osten ist nicht nur geopolitischer Natur, sondern hat auch eine erhebliche theologische Dimension, die innerhalb der Gemeinschaft der christlichen Nationalisten und ihrer Überzeugungen über die „Endzeit“ oder das bevorstehende Ende der Welt existiert.
Hintergründe und Kontext
Im Großen und Ganzen – trotz gewisser Ausnahmen – identifizieren sich viele der leidenschaftlichsten Unterstützer von Trumps Entscheidung, den Iran zu bombardieren, als christliche Zionisten. Diese Gruppe glaubt, dass Israel und das jüdische Volk eine zentrale Rolle bei der Herbeiführung der Wiederkunft des Messias spielen werden. Matthew Taylor, ein führender Wissenschaftler am Institute for Islamic, Christian, and Jewish Studies in Baltimore und Autor von „The Violent Take It by Force: The Christian Movement That Is Threatening Our Democracy“, erklärt: „Die Mission, sozusagen, besteht darin, die Juden zurück nach Israel zu bringen und sich dort niederzulassen.“
„Dann erfüllt man die Voraussetzungen – oder eine der Voraussetzungen – für die Wiederkunft“, führt Taylor weiter aus. Während seiner ersten Amtszeit stellte er fest, dass Trump starke Verbindungen zu einflussreichen Persönlichkeiten aus der New Apostolic Reformation (NAR) knüpfte. Diese charismatische christliche Bewegung lehrt, dass die Anhänger „Herrschaft“ über alle Aspekte der Gesellschaft, einschließlich der Regierung, ausüben sollen. In den letzten zehn Jahren hat sich der christliche Zionismus zu einem wichtigen Bestandteil der NAR-Theologie entwickelt.
Diese Verschmelzung von Glauben und Politik zeigt sich auch in den Gottesdiensten, wo einige Anhänger nun jüdische Gebetsschals tragen und Schofare blasen – die Widderhörner, die die alten Israeliten zur Kriegsanrufung verwendeten und noch immer in einigen jüdischen Feiertagen vorkommen. Taylor beschreibt dies als philosemitism – die Idee, jüdische Bräuche und Kulturen zu lieben. Doch innerhalb der Endzeits-Theologie verbirgt sich eine dunkle Seite der Fixierung der christlichen Zionisten auf das Judentum. Viele sind überzeugt, dass die Juden nach der Ankunft des Messias massenhaft zum Christentum konvertieren werden; in vielen Versionen werden diejenigen, die sich nicht bekehren, sterben.
Investigative Enthüllungen
Der Kontext dieser Überzeugungen wirft ernste Fragen über die Motive der Unterstützer auf und wie diese Überzeugungen die politische Agenda im Hinblick auf den Nahen Osten beeinflussen. Bevor die Bomben am Samstag fielen, strömten die christlichen Zionisten bereits zu den sozialen Medien, um einen möglichen Angriff als göttlich verordnet zu feiern. Dazu gehört auch der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, der derzeit als US-Botschafter in Israel fungiert und sich in einem Podcast als „unapologetischer, unreformierter Zionist“ bezeichnete. Huckabee behauptet, „dass es so etwas wie Palästina nicht wirklich gibt“ und bezeichnet das Westjordanland ausschließlich mit seinem biblischen Namen, „Judäa und Samaria“.
Auf der Liste der einflussreichsten christlichen Zionisten im Jerusalem Post belegt Huckabee den zweiten Platz, direkt hinter der ehemaligen Minnesota-Abgeordneten Michele Bachmann. Letztere hat kürzlich ein Israel-Institut an der Regent University, einem christlichen College in Virginia Beach, Virginia, ins Leben gerufen. Am 17. Juni, nur vier Tage bevor die Vereinigten Staaten den Iran bombardierten, textete Huckabee Trump: „Es ist Zeit für ein großartiges Signal an den Iran.“
Diese Aussagen und Handlungen werfen ein Licht auf die tief verwurzelten Überzeugungen innerhalb der MAGA-Bewegung und wie eng politische Entscheidungen mit religiösen Ansichten verwoben sind. Allerdings ist es nicht nur Huckabee, der in dieser Thematik eine Rolle spielt. Auch andere prominente Figuren innerhalb der christlichen Nationalisten sind besessen von der Vorstellung, dass ein Konflikt im Nahen Osten nicht nur unvermeidlich, sondern auch notwendig ist, um die biblischen Prophezeiungen zu erfüllen.
Die Verquickung von Theologie und Politik führt dazu, dass viele christliche Nationalisten nicht nur die bombastischen Angriffe auf den Iran unterstützen, sondern sie auch als Teil eines göttlichen Plans betrachten, was die Diskussion innerhalb der MAGA-Gemeinschaft extrem polarisiert.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf Trumps Entscheidung und die sich entwickelnde theologische Spaltung innerhalb der MAGA-Bewegung sind vielschichtig. Während einige der prominentesten Stimmen der Bewegung, wie Gaetz und Loomer, sich nachdrücklich für militärische Maßnahmen aussprechen, warnen andere, wie Carlson und Owens, vor den schwerwiegenden Konsequenzen eines solchen Vorgehens. Diese Differenzen zeigen nicht nur unterschiedliche Ansichten über die Außenpolitik, sondern auch über die Rolle der Religion in der Politik.
Experten betonen, dass die Auswirkungen dieser theologischen Kluft weitreichend sind. Die Spaltung könnte nicht nur die Unterstützung für Trump verringern, sondern auch die gesamte MAGA-Bewegung destabilisieren. Laut Pew-Studien glauben viele Amerikaner, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern komplex ist und dass es keine einfache Lösung gibt. Diese Ansichten sind jedoch nicht unbedingt repräsentativ für die Meinungen innerhalb der MAGA-Bewegung, wo eine unmissverständliche Unterstützung für Israel oft als eine Voraussetzung für den Glauben angesehen wird.
Die Spaltung zeigt sich auch in den sozialen Medien, wo die Debatte über die Bombardierung und die damit verbundenen theologischen Überzeugungen hitzig geführt wird. Auf Plattformen wie Twitter und Facebook äußern sich viele MAGA-Anhänger leidenschaftlich über ihre Ansichten, was zu einer zunehmenden Fragmentierung der Bewegung führt. Immer mehr Menschen fragen sich, ob sie sich weiterhin mit einer Bewegung identifizieren können, die anscheinend von extremen religiösen Überzeugungen geleitet wird.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft dieser Kluft innerhalb der MAGA-Bewegung steht auf der Kippe. Wenn der Iran-Konflikt weiter eskaliert, könnte dies nicht nur die Unterstützung für Trump und seine Politik beeinflussen, sondern auch die gesamte Dynamik innerhalb der republikanischen Partei verändern. Experten warnen, dass, wenn die MAGA-Bewegung sich nicht mit den unterschiedlichen Sichtweisen ihrer Anhänger auseinandersetzt, sie Gefahr läuft, sich selbst zu zerreißen.
Die tiefere theologische Spaltung könnte auch Auswirkungen auf die Wahlen 2024 haben. Wenn Trumps militärische Entscheidungen weiterhin umstritten sind, könnte dies dazu führen, dass er wichtige Wählergruppen verliert, die sich von extremen religiösen Überzeugungen abwenden. Die Frage bleibt, ob die MAGA-Anhänger in der Lage sind, eine gemeinsame Position zu finden, die sowohl ihre politischen als auch ihre religiösen Überzeugungen berücksichtigt.
In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen und religiöse Überzeugungen untrennbar miteinander verbunden sind, wird es entscheidend sein, wie die MAGA-Gemeinschaft auf diese Herausforderungen reagiert. Ob sich die Spaltungen vertiefen oder ob ein Dialog und eine Versöhnung möglich sind, wird weitreichende Auswirkungen auf die amerikanische Politik und die Gesellschaft als Ganzes haben.
