Einleitung
In Nevada gibt es ein einzigartiges und besorgniserregendes Phänomen: Ein Abtreibungsverbot aus dem Jahr 1911, das Frauen für selbstverwaltete Abtreibungen kriminalisiert. Obwohl sich die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert haben, bleibt dieses Gesetz bis heute bestehen. Der folgende Artikel beleuchtet die Gründe, warum Nevada nicht in der Lage war, dieses veraltete Gesetz aufzuheben, und welche Auswirkungen dies auf die Frauenrechte in den USA, insbesondere in Europa, hat.

Der Fall von Patience Frazier
Ein erschütterndes Beispiel für die Konsequenzen des 1911er Gesetzes ist der Fall von Patience Frazier, die im Jahr 2018 nach einer Fehlgeburt verhaftet wurde. Frazier wurde beschuldigt, Drogen konsumiert zu haben, um eine Schwangerschaft nach der 24. Woche zu beenden. Die rechtlichen Konsequenzen dieser Entscheidung führten zu einer zweijährigen Haftstrafe, die erst 2021 nach Berufung aufgehoben wurde. Ihr Fall ist jedoch weiterhin offen und könnte erneut vor Gericht gebracht werden.

Gesetzliche Rahmenbedingungen
Nevada ist der einzige US-Bundesstaat, der Frauen explizit für die Beendigung ihrer Schwangerschaften kriminalisiert. Die Strafen reichen von einer Anklage wegen Totschlags bis zu 10 Jahren Gefängnis. In anderen Bundesstaaten können Frauen zwar unter anderen Vorschriften verfolgt werden, doch die spezifische Kriminalisierung in Nevada stellt eine besondere Herausforderung dar [1].

Politische Entwicklungen
Im Januar 2023 wurde ein Gesetzesentwurf zur Aufhebung des alten Abtreibungsgesetzes von der demokratischen Senatorin Rochelle Nguyen vorgestellt. Der Vorschlag erhielt jedoch keine Unterstützung und wurde nie zur Anhörung gebracht. Es wird berichtet, dass Befürworter von reproduktiven Rechten entschieden haben, den Gesetzesentwurf nicht zu unterstützen, um die Verabschiedung einer Verfassungsänderung zur Kodifizierung des Zugangs zu Abtreibungen nicht zu gefährden [2].
Die Rolle der Wähler
Eine bedeutende politische Entwicklung in Nevada ist die Verfassungsänderung, die das Recht auf Abtreibung bis zur Lebensfähigkeit des Fötus, die etwa in der 24. Woche angenommen wird, gewährleisten soll. Diese Maßnahme, bekannt als Frage 6, wurde im November 2022 mit 64 % der Stimmen angenommen, muss jedoch in der nächsten Wahl erneut genehmigt werden [3].
Auswirkungen auf Europa
Die Situation in Nevada wirft wichtige Fragen über die Frauenrechte in der ganzen Welt auf, einschließlich Europa. Während viele europäische Länder relativ fortschrittliche Abtreibungsgesetze haben, zeigt der Fall von Nevada, wie veraltete Gesetze weiterhin eine Bedrohung für die Autonomie von Frauen darstellen können. Das Beispiel erinnert uns daran, wie wichtig es ist, bestehende Gesetze regelmäßig zu überprüfen und anzupassen, um den sich verändernden gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden.
Schlussfolgerung
Die anhaltende Gültigkeit des Abtreibungsverbots von 1911 in Nevada ist ein alarmierendes Beispiel für die Komplexität von Reproduktionsrechten in den USA. Die politische Zurückhaltung, das Gesetz aufzuheben, zeigt die Schwierigkeiten, mit denen Befürworter von Frauenrechten konfrontiert sind. Gleichzeitig ist es wichtig, dass europäische Länder aus diesen Entwicklungen lernen, um sicherzustellen, dass die Rechte der Frauen nicht gefährdet werden und dass gesetzliche Regelungen an die Bedürfnisse der Gesellschaft angepasst werden.
Quellen
- [1] The Surprising Reason Nevada Hasn't Repealed a 1911 Abortion Ban
- [2] Nevada abortion laws: Restrictions still possible in pro-choice Silver State
- [3] In Nevada, Only Voters Can Ban Abortions - Nevada Globe
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.