In den Tagen vor der überraschenden Ankündigung von Präsident Donald Trump, die meisten der zuvor angekündigten Strafzölle auf ausländische Länder auszusetzen, fanden sich mehr als ein Dutzend Kongressabgeordnete inmitten von Tausenden von Dollar an Aktiengeschäften wieder. Eine Analyse von CNN zeigt, dass am 7. April, nur zwei Tage bevor Trump die Zölle aussetzte, sieben Demokraten und drei Republikaner bedeutende Transaktionen meldeten, während der US-Aktienmarkt im freien Fall war.
An diesem besagten Tag verbreitete sich ein irreführender Beitrag auf X, der andeutete, dass die Zölle bereits ausgesetzt worden seien. Dies führte zu einem dramatischen Rückgang der Aktienkurse und versetzte die Märkte in einen Zustand der Turbulenz. Am folgenden Tag, dem Vorabend von Trumps Zollerlass, waren sieben Republikaner und vier Demokraten in Transaktionen verwickelt, während das Weiße Haus bekanntgab, dass es hohe Zölle auf China verhängen würde und der S&P 500 bei seinem bisher tiefsten Stand in diesem Jahr schloss.

Hintergründe und Kontext
Am 9. April twitterte Trump auf seiner Plattform Truth Social: „BE COOL!“ und „DAS IST EIN GROSSARTIGER MOMENT ZUM KAUFEN.“ Diese Äußerungen fielen zeitlich mit der Ankündigung seines Büros zusammen, eine 90-tägige Pause für Zölle auf zahlreiche Länder (außer China) einzuführen. Diese Entscheidung ließ den S&P 500 einen massiven Anstieg verzeichnen, der den größten Tagesgewinn seit Oktober 2008 darstellte.
Die Reaktionen auf Trumps Handelskrieg sind ebenso vielschichtig wie die politischen Verstrickungen, die damit einhergehen. Gesetzgeber beider Parteien haben in der Vergangenheit in Aktien investiert, doch die jüngsten Aktivitäten werfen Fragen über ethische Standards und Transparenz auf. Laut einer Datenbank über Finanztransaktionen von Kongressabgeordneten, die von Capitol Trades erstellt wurde, wurden zwischen dem 31. März und dem 9. April 35 Abgeordnete (19 Republikaner und 16 Demokraten) mit Käufen im Wert von insgesamt etwa 8,6 bis 27,9 Millionen Dollar und Verkäufen im Wert von etwa 5,9 bis 22,4 Millionen Dollar in Verbindung gebracht.
Einige der herausragenden Transaktionen waren die des demokratischen Abgeordneten Ro Khanna, der mit 438 Transaktionen die meisten meldete. Im Gegensatz dazu meldete der republikanische Abgeordnete Kevin Hern die höchste Einzeltransaktion von bis zu 5 Millionen Dollar am 4. April. Diese Zahlen verdeutlichen die hohe Aktivität bei Handelsgeschäften, die unmittelbar auf die volatilsten Tage des Marktes fielen.

Investigative Enthüllungen
Die Untersuchung zeigt, dass viele der Gesetzgeber, die an diesen Transaktionen beteiligt waren, behaupten, keine Vorabinformationen über die Zollanpassungen erhalten zu haben. Dennoch bleibt der Eindruck bestehen, dass sie durch ihre Positionen im Kongress möglicherweise einen unfairen Vorteil erlangten. Experten argumentieren, dass der Zugang zu nicht-öffentlichen Informationen, selbst wenn er unabsichtlich genutzt wird, den Verdacht der Interessenkonflikte schürt.
Die Tatsache, dass Gesetze es Abgeordneten erlauben, Aktiengeschäfte zu tätigen, während sie gleichzeitig über wichtige wirtschaftliche Entscheidungen abstimmen, wirft grundlegende Fragen über die Ethik und Integrität der Legislative auf. Professorin Donna Nagy von der Indiana University Maurer School of Law, die mehrfach vor dem Kongress über dieses Thema ausgesagt hat, weist darauf hin, dass solche Wahrnehmungen schädlich für das öffentliche Vertrauen in die Institutionen sind.
„Die Öffentlichkeit kann nicht anders, als zu befürchten, dass die Mitglieder des Kongresses ihren Zugriff auf Informationen nutzen, um persönlichen Profit zu erzielen“, erklärte Nagy. „Egal, ob diese Wahrnehmung wahr ist oder nicht, sie ist destruktiv und trägt zu einem giftigen Glauben bei, dass Abgeordnete ihre Positionen für persönliche Vorteile und nicht im Interesse der Öffentlichkeit nutzen.“

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die neuesten Enthüllungen sind gemischt. Während einige Gesetzgeber und ihre Vertreter beteuern, dass die Handelsgeschäfte von Dritten ohne ihr Wissen getätigt wurden, gibt es Stimmen, die eine umfassende Reform der Handelspraktiken im Kongress fordern. Analytiker warnen, dass die Unsicherheit über zukünftige Handelsbeziehungen und die Möglichkeit kurzfristiger Marktveränderungen die Glaubwürdigkeit des Gesetzgebers untergraben könnten.
Die Diskussion über die Regulierung von Finanzgeschäften im Kongress ist nicht neu. Allerdings hat die aktuelle Situation durch die Vielzahl der Transaktionen und die damit verbundenen Fragen nach dem Timing der Käufe und Verkäufe an Dringlichkeit gewonnen. Ein Teil der Gesetzgeber hat bereits angekündigt, dass sie sich für strengere Regeln einsetzen werden.
„Wir brauchen mehr Transparenz“, sagt eine Senatorin, die anonym bleiben möchte. „Die Bürger müssen darauf vertrauen können, dass ihre Vertreter nicht aus ihrer Position schöpfen, um sich selbst zu bereichern.“ Diese Stimmen werden immer lauter, während die öffentliche Aufmerksamkeit auf die finanziellen Aktivitäten der Abgeordneten wächst.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Monate könnten entscheidend dafür sein, ob und wie sich die Gesetzgebung rund um Aktiengeschäfte im Kongress ändern wird. Vor dem Hintergrund eines sich ständig verändernden wirtschaftlichen Klimas und des zunehmenden Drucks auf die Gesetzgeber, sich transparenter zu verhalten, könnten neue Regelungen in Aussicht stehen.
Mit dem Fokus auf die Notwendigkeit von Veränderungen wird die Diskussion um die Ethik im Kongress weiter an Bedeutung gewinnen. Die Frage, ob Abgeordnete im Markt spekulieren sollten, wird wahrscheinlich auch in zukünftigen Sitzungen und Anhörungen behandelt werden.
In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie sich die Märkte entwickeln und ob das Vertrauen der Öffentlichkeit in die politischen Institutionen langanhaltend beeinträchtigt wird. Angesichts der Ereignisse rund um Trumps Handelskriege und deren direkte Auswirkungen auf die Aktienmärkte stehen sowohl die Wirtschaft als auch die Politik vor einer kritischen Phase.