Am Donnerstag hat der ehemalige afghanische Vizepräsident Amrullah Saleh scharfe Kritik an General Michael Erik Kurilla, dem Kommandeur von CENTCOM, geübt. Kurilla hatte Pakistan während seiner Aussage vor dem US-Kongress als einen „phänomenalen Partner“ im Kampf gegen den Terrorismus bezeichnet. Saleh konterte, dass die USA niemals ernsthaft gegen die Taliban gekämpft hätten und beschuldigte die amerikanische Regierung, das Doha-Abkommen sei nichts anderes als ein von der NATO unterstützter Regimewechsel gewesen.
„Präsident Trump hat recht, wenn er sagt, dass das US-Militär niemals wirklich gegen die Taliban gekämpft hat – es war ein Tom-und-Jerry-Spiel“, schrieb Saleh auf X. „Wenn die US-Armee ein Aktienportfolio wäre, hätte es nach der Aussage von General Kurilla 50 Prozent an Wert verloren, da dieser die Opfer der Verbündeten und vielleicht auch mancher seiner eigenen Soldaten missachtet, um in einer unklaren geopolitischen Situation eine Rolle zu spielen.“
Saleh hinterfragte die Glaubwürdigkeit des US-Ansatzes im Kampf gegen den Terrorismus und stellte fest: „Das ist der Grund, warum ich argumentiere, dass das Doha-Abkommen ein konspirativer Deal war, ähnlich einem Coup-Versuch, der von den USA und der NATO unterstützt wurde, und nicht ein echtes Friedensprozedere.“ Dies ist eine ernste Anschuldigung, die das Vertrauen in die US-amerikanische Außenpolitik im Hinblick auf Afghanistan weiter untergräbt.

Hintergründe und Kontext
Die Spannungen zwischen den USA und Afghanistan, insbesondere nach dem chaotischen Abzug der Amerikaner aus Kabul im August 2021, sind bis heute spürbar. Die Kritik an der Biden-Administration wächst, da zahlreiche ehemalige US-Generäle die chaotischen Abzugsbedingungen und die damit verbundenen Konsequenzen für die afghanische Bevölkerung anprangern. Die Situation ist komplex und die Rolle Pakistans im Afghanistan-Konflikt nicht zu unterschätzen.
Das Doha-Abkommen, das im Februar 2020 unter der Trump-Administration unterzeichnet wurde, sollte einen geordneten Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan ermöglichen. Es wurde jedoch von vielen Seiten als einseitig kritisiert. Kritiker argumentieren, dass es die moralische Grundlage der afghanischen Regierung untergräbt und den Taliban zu viel Macht zuspricht. Berichte zeigen, dass die afghanischen Sicherheitskräfte in der Folge gehemmt wurden und das Abkommen die Moral erheblich beeinträchtigt hat.
Salehs Vorwürfe sind nicht isoliert. Viele Afghanen, die die militärischen Interventionen der letzten zwei Jahrzehnte überlebt haben, äußern Bedenken über die Konsistenz und den Fokus der US-Politik in der Region. Die Verbindung zwischen den Taliban und Pakistan ist ein Thema, das immer wieder aufkommt, und Salehs kritische Stimme verdeutlicht die Frustration vieler, die an den Rand gedrängt werden.

Investigative Enthüllungen
Saleh hat auf eine entscheidende Frage hingewiesen: Warum hat die US-Armee es über zwei Jahrzehnte nicht geschafft, die Quetta Shura, das zentrale Führungsgremium der Taliban, zu verfolgen? Während Kurilla betont, dass Pakistan aktiv gegen ISIS-Kämpfer vorgeht, stellt Saleh in Frage, warum die gleichen Anstrengungen nicht gegen die Taliban unternommen wurden. „Wie kann dieser General fünf IS-KP-Agenten an der Grenze verfolgen, aber wusste 20 Jahre lang nicht, wo sich die Quetta Shura befindet? Wem versuchen sie etwas vorzumachen?“
Die Behauptungen Salehs werfen ein dunkles Licht auf die US-Militärstrategie in Afghanistan. Es ist nicht nur eine Frage des Versagens, terroristische Gruppen zu bekämpfen; es geht auch um die tiefere Komplexität der geopolitischen Beziehungen. Die USA stehen vor einer Herausforderung, die nicht nur militärische, sondern auch diplomatische Lösungen erfordert.
Kurilla verteidigte seine Aussagen über die Kooperation mit Pakistan und hob hervor, dass das Land eine entscheidende Rolle im Kampf gegen ISIS-Khorasan spielt. Er erklärte, dass die pakistanischen Streitkräfte zahlreiche hochrangige ISIS-Kämpfer gefangen genommen hätten und dass die Zusammenarbeit mit Islamabad „phänomenal“ sei. Doch die Skepsis bleibt: Kann Pakistan wirklich als Partner im globalen Kampf gegen den Terrorismus betrachtet werden, wenn gleichzeitig Berichte über seine Unterstützung für die Taliban zirkulieren?

Auswirkungen und Reaktionen
Die Kommentare Salehs haben das Potenzial, die Wahrnehmung der US-Strategie in Afghanistan zu verändern und die Diskussion über die Rolle Pakistans zu intensivieren. Die afghanische Diaspora, die sich in den USA und Europa niedergelassen hat, hat die Ankündigungen mit einer Mischung aus Skepsis und Enttäuschung aufgenommen. Viele fühlen sich von der US-Regierung im Stich gelassen und fragen sich, ob die Politik der vergangenen Jahre ernsthaft auf Frieden und Stabilität in Afghanistan abzielte.
Zusätzlich hat Kurillas Aussage über Pakistan auch bei US-Politikern und Militärführern Besorgnis ausgelöst. Einige fragen sich, ob eine zu enge Zusammenarbeit mit Islamabad die USA und ihre Verbündeten in der Region gefährden könnte. Die chaotischen Umstände des Abzugs aus Afghanistan werfen Fragen auf, die über die militärischen Operationen hinausgehen. Es geht um diplomatische Integrität und Vertrauen zwischen den Nationen.
Die Auswirkungen auf die US-Außenpolitik sind weiterhin spürbar, da sich das Land in einem geopolitischen Umfeld befindet, das von Unsicherheiten geprägt ist. Die Diskussion über die Rolle Pakistans und die Glaubwürdigkeit der US-Politik ist somit nicht nur lokal, sondern hat globale Relevanz.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft der US-Politik in Afghanistan und ihre Beziehungen zu Pakistan wird entscheidend von den Reaktionen auf die kontroversen Kommentare von General Kurilla abhängen. Die US-Regierung wird sich fragen müssen, wie sie das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung zurückgewinnen kann, während gleichzeitig die Beziehung zu Islamabad aufrechterhalten werden soll. Eine klare und konsistente Strategie ist unerlässlich, um die geopolitischen Spannungen zu bewältigen.
Obwohl Kurilla auf die Erfolge in der Terrorbekämpfung hinweist, bleibt die Frage, ob diese Erfolge von Dauer sein können, wenn die zugrunde liegenden Probleme nicht angegangen werden. Experten warnen vor weiteren Problemen, wenn die USA nicht bereit sind, die Komplexität der afghanischen Realität zu akzeptieren und darauf zu reagieren.
In der Zwischenzeit wird die afghanische Diaspora weiterhin auf die Entwicklungen achten, da viele Familien und Gemeinschaften unter den Auswirkungen des Abzugs leiden. Die Berichte über die offensichtlichen Widersprüche in der US-Politik werden nicht ignoriert werden können, und es bleibt abzuwarten, ob und wie sich diese Dynamik in den kommenden Monaten ändern wird.