Der mexikanische Senat hat einstimmig ein landesweites Verbot für Delfinshows und andere Aufführungen mit Meeressäugern genehmigt. Dies markiert den Höhepunkt eines dreijährigen legislativen Prozesses, der durch die öffentliche Empörung über gravierende Verstöße gegen das Tierschutzrecht angestoßen wurde. Mit einer Abstimmung von 99 zu 0 wurde das Gesetz am Montag verabschiedet und ändert das Gesetz über die allgemeine Wildtierverwaltung, um die „extraktive Ausbeutung“ von Meeressäugern zu untersagen, es sei denn, es handelt sich um überprüfte wissenschaftliche Forschung.
„Die Forschung muss von einer offiziell registrierten akademischen oder Forschungseinrichtung durchgeführt oder genehmigt werden und ein vom Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen (Semarnat) autorisiertes Protokoll haben“, heißt es in der angenommenen Änderung. Dieses Gesetz kommt in einer Zeit, in der das Bewusstsein für Tierschutz und -wohlfahrt weltweit wächst und spiegelt den Druck wider, dem die politischen Entscheidungsträger ausgesetzt sind.

Hintergründe und Kontext
Die Widerstände von Betreibern von Delfinariums, die in einem Artikel der Mexico News Daily als „Gefängnisse“ bezeichnet wurden, hatten die Umsetzung einer Modifikation des Gesetzes über die allgemeine Wildtierverwaltung aus dem Jahr 2022 verzögert. Diese Modifikation verbot die Verwendung von Delfinen, Robben und anderen Meerestieren in Unterhaltungsshows oder in interaktiven Aktivitäten mit Touristen.
Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum stellte die neue Gesetzgebung während einer Sondersitzung des Kongresses persönlich in den Vordergrund und bezeichnete sie als entscheidend zur Verhinderung von Tiermissbrauch. Diese Sitzung, die am Montag begann und bis zum 2. Juli andauern soll, wurde einberufen, um eine Reihe dringender oder ausstehender legislativer Angelegenheiten zu behandeln — in diesem Fall mehr als 20 ausstehende Gesetze und Reformen. Sheinbaum erklärte: „Wir sind gegen jede Form von Gewalt, aber Tiermissbrauch ist insbesondere ein Spiegelbild dessen, was sich später in Bezug auf Gewalt entwickeln könnte.“
Das neu geänderte Gesetz wurde als „Mincho-Gesetz“ bekannt, benannt nach einem Delfin, der während einer Aufführung im Barceló Maya Grand Resort im Bundesstaat Quintana Roo schwer verletzt wurde. Diese Benennung ist symbolisch für den Kampf für ein besseres Leben der Meeressäuger in Mexiko und steht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Investigative Enthüllungen
Der legislative Durchbruch, der auch die Zucht von Tieren in Gefangenschaft verbietet, es sei denn, es handelt sich um Programme zur Wiedereingliederung, folgt auf verstärkte Durchsetzungsmaßnahmen gegen Verstöße. Diese Maßnahmen waren nach Monaten laxen Handelns nach der ersten Genehmigung durch die Abgeordnetenkammer im Jahr 2022 notwendig. Im März 2023 setzte die mexikanische Bundesanwaltschaft für Umweltschutz (Profepa) die Shows im Barceló Maya aus, nachdem ein Video aus dem Jahr 2020 aufgetaucht war, das einen springenden Mincho zeigte, der hart auf dem Beton landete. Dies geschah vor dem Hintergrund von Berichten über den Tod von zwei weiteren Delfinen, Alex und Plata, im letzten Jahr.
Zu diesem Zeitpunkt gab Profepa eine Pressemitteilung heraus, in der sie ankündigte, dass sie „damit beginnen werde, Inspektionen in allen Delfinarien des Landes durchzuführen, um die würdevolle Behandlung der dort beherbergten Tiere sicherzustellen“. Diese Ankündigung wurde von Tierschutzorganisationen weithin begrüßt, die auf die miserable Behandlung von Meeressäugern in Gefangenschaft aufmerksam machten und auf die Notwendigkeit von Reformen drängten.
Bis Mitte Mai hatte Profepa das Dolphinaris Barceló dauerhaft geschlossen und das Unternehmen mit mehr als 7,5 Millionen Pesos (ca. 395.000 US-Dollar) belegt. Laut Berichten der Riviera Maya News überlebte Mincho den Vorfall, hat jedoch an chronischer Keratitis in beiden Augen gelitten und besitzt nur noch 60% Sehkraft im rechten Auge und 0% im linken. Im Alter von 35 Jahren ist er der älteste Delfin in seinem neuen Delfinarium.
Der Vorfall um Mincho hat landesweite Empörung ausgelöst und zu Forderungen nach der Schließung von Delfinarien in ganz Mexiko geführt. Schätzungen zufolge gibt es im Land etwa 30 Einrichtungen, die Meeressäuger halten, hauptsächlich in Quintana Roo, aber auch in Guerrero, Veracruz, Baja California Sur, Nayarit und Mexiko-Stadt.

Auswirkungen und Reaktionen
Das neue Gesetz verpflichtet zur humanen lebenslangen Pflege für bestehende gefangene Meeressäuger und sieht erhebliche Geldstrafen für die Nichteinhaltung vor. Umweltbehörden bekräftigten während eines Treffens am 18. Juni mit Aktivisten von Empty the Tanks ihr Engagement für die Durchsetzung des Gesetzes und versprachen Überprüfungen der Genehmigungen aller Einrichtungen mit gefangenem Wildtierbestand.
Die Initiative zur Verabschiedung des Gesetzes wurde von verschiedenen Tierschutzorganisationen unterstützt, darunter die Humane World for Animals Mexico, die die einstimmige Genehmigung des Gesetzes als Meilenstein in der Tierschutzgesetzgebung feierten. In den sozialen Medien fanden zahlreiche Kampagnen Unterstützung, die die Öffentlichkeit auf die Missstände in Delfinarien aufmerksam machten und eine breitere Diskussion über Tierschutz und Ethik anregten.
Mexiko gehört zu den weltweit zehn größten Betreibern von Delfinarien, mit etwa 350 gefangenen Delfinen im Land. Die Reaktionen der Betreiber von Delfinariums waren gemischt, während einige die Einhaltung der neuen Regelungen anpriesen, kritisierten andere die Auswirkungen auf das Geschäft und forderten eine Überprüfung der gesetzlichen Bestimmungen. Die Bedenken der Betreiber über wirtschaftliche Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen, da Delfinshows häufig eine bedeutende Einnahmequelle für touristische Ziele sind.
Zukünftige Entwicklungen
Die Verabschiedung des „Mincho-Gesetzes“ könnte einen Präzedenzfall für andere Länder schaffen, die ähnliche Tierschutzgesetze in Betracht ziehen. Die Diskussion über die Haltung von Tieren in Gefangenschaft und ihre Verwendung in der Unterhaltungsindustrie wird weltweit immer lauter. Während der Druck zunimmt, fordert die Gesellschaft von den Regierungen eine verantwortungsbewusste Tierhaltung, die das Wohl der Tiere an erste Stelle stellt.
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, wenn es darum geht, wie effektiv die neuen Bestimmungen durchgesetzt werden können. Die öffentliche Überwachung und die Rolle von Aktivisten werden entscheidend sein, um sicherzustellen, dass die im Gesetz festgelegten Standards tatsächlich eingehalten werden. Wenn die Implementierung erfolgreich ist, könnte dies nicht nur das Schicksal von Delfinen in Mexiko, sondern auch die globalen Praktiken im Umgang mit Meeressäugern beeinflussen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, ob Mexiko mit diesem mutigen Schritt ein Beispiel für den globalen Tierschutz setzen kann, insbesondere in einer Zeit, in der das Bewusstsein für das Wohl der Tiere wächst. Die Verabschiedung des Gesetzes könnte der Beginn einer umfassenderen Reform im Bereich des Tierschutzes in Mexiko sein, die möglicherweise auch andere Bereiche des Tierschutzes beeinflusst.