Der lange gesuchte Standort des Wracks der HMS Endeavour, dem berühmten Schiff von Captain James Cook, wurde nun endgültig identifiziert. Nach Jahren der Erkundung und Forschung haben das Australian National Maritime Museum (ANMM) und das Rhode Island Marine Archaeology Project (RIMAP) die Entdeckung bestätigt. Dies geschieht nachdem die ersten Hinweise bereits 2018 in den Fokus rückten, aber die Premierenmeldung von 2022 wurde als verfrüht kritisiert.
Mit der Veröffentlichung des finalen Forschungsberichts ist es nun amtlich: Der Fundort, der als RI 2394 bekannt ist, wird als das Wrack der Endeavour, einst als Lord Sandwich bekannt, eingestuft. Kieran Hosty, ein Archäologe des ANMM, der den Bericht mitverfasst hat, erklärt: „Die Hölzer sind britischen Ursprungs. Die Größe der Holzstücke stimmt nahezu identisch mit der der Endeavour überein, und zwar innerhalb von Millimetern – nicht Zoll, sondern Millimetern.“ Diese präzisen Angaben untermauern die Authentizität des Fundes.
Hintergründe und Kontext
Das Schiff HMS Endeavour wurde 1764 für die britische Marine in Dienst gestellt. Es wurde berühmt durch die erste Reise von Captain James Cook, die zwischen 1768 und 1771 stattfand. Diese Expedition hatte unter anderem das Ziel, den Transit der Venus vor der Sonne zu beobachten, um den Abstand zwischen Erde und Sonne zu ermitteln. Diese astronomischen Beobachtungen waren Teil einer globalen Anstrengung, die letztendlich zu wesentlichen Fortschritten in der Navigation und Geodäsie führte, obwohl die Ergebnisse weniger schlüssig waren als erhofft.
Während seiner Reise kartierte Cook die Küsten Neuseelands und die Ostküste Australiens. Diese Entdeckungen waren von großer Bedeutung für die europäische Kartographie und beeinflussten die kolonialen Ambitionen Großbritanniens erheblich. Die Endeavour selbst hatte jedoch eine dramatische Wende, als das Schiff während der Amerikanischen Revolution 1778 in der Bucht von Newport, Rhode Island, absichtlich versenkt wurde. Dies geschah als Teil einer britischen Strategie, um die Marine während der Auseinandersetzungen zu schwächen.
Die Suche nach dem Wrack der Endeavour begann ernsthaft in den 1990er Jahren, als Archäologen historische Karten und Schiffsprotokolle auswerteten. Im Jahr 1993 halfen Taucher und Historiker, die genauen Standorte der Schiffe zu identifizieren, die mit der Endeavour gesenkt worden waren. Diese Bemühungen wurden durch die Entdeckung von 18. Jahrhundert Karten und Protokolle unterstützt, die den Historikern halfen, die Wahrscheinlichkeit des Standorts zu erhöhen.
Investigative Enthüllungen
Im Jahr 2016 war RIMAP in der Lage, zehn der dreizehn gesunkenen Schiffe zu lokalisieren, die in den historischen Dokumenten verzeichnet waren. Die Entdeckung von RI 2394, das 14 Meter unter der Oberfläche und 500 Meter vor der Küste Rhode Islands liegt, stellte sich als vielversprechend heraus. Durch Seiten-Scan-Sonar-Technologie konnten die Forscher die Überreste des Schiffs kartieren. Die Herausforderung bestand jedoch darin, dass nur etwa 15 Prozent des Schiffs überlebt hatten.
Die Entdeckung wurde zunächst als potenziell bedeutend, aber nicht endgültig klassifiziert. Die Forscher von RIMAP wiesen darauf hin, dass sie mehr Beweise benötigten, um eine sichere Identifikation vorzunehmen. Diese Herausforderung wurde durch den Zerfall und die Zersetzung des Schiffsholzes im Wasser verstärkt, was bedeutete, dass viele Teile der Überreste möglicherweise nicht mehr erkennbar waren.
Die Situation eskalierte, als das ANMM im Jahr 2022 eine Pressekonferenz einberief, um die Entdeckung des Wrecks öffentlich zu verkünden. Diese Ankündigung stieß auf heftige Kritik von RIMAP, das die Premierenmeldung als vorzeitig ansah und betonte, dass die Forschung noch nicht abgeschlossen sei. Der Streit zwischen den beiden Institutionen verdeutlichte die Herausforderungen, die mit der Identifikation geschichtsträchtiger maritimer Relikte verbunden sind.
Die neuen Beweise, die in dem finalen Bericht präsentiert wurden, brachten jedoch eine Wende. Die Forscher wiesen darauf hin, dass die Übereinstimmung der Hölzer und die speziellen Bauformen des Schiffs, insbesondere der Besatzungsschnitts, eindeutige Merkmale darstellten, die die Identifikation bestätigen. „Wir haben eine Vielzahl von Plänen von Schiffswracks aus dem 18. Jahrhundert durchgesehen und können nichts anderes finden, das so einzigartig ist wie dieser Schnitt“, erklärte Hosty weiter.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Bestätigung des Wracks der Endeavour hat weitreichende kulturelle und historische Implikationen. Die Endeavour ist nicht nur ein bedeutendes Symbol der britischen Marinegeschichte, sondern auch ein wichtiger Teil der Geschichte der indigenen Völker Australiens und Neuseelands. Die Entdeckung wird als Möglichkeit gesehen, das Verständnis über die Auswirkungen der europäischen Expansion auf diese Kulturen zu vertiefen.
Die Reaktion der indigenen Gemeinschaften auf die Entdeckung ist gemischt. Während einige die historische Bedeutung des Wrecks anerkennen, gibt es auch Bedenken über den respektvollen Umgang mit dem Erbe und die Notwendigkeit, die Stimmen der indigenen Völker in den Prozess einzubeziehen. Ein Historiker stellte fest: „Es ist wichtig, dass wir nicht nur die Geschichte der Eroberung betrachten, sondern auch die Perspektiven derer, die unter dieser Eroberung gelitten haben.“
Die Reaktionen der Öffentlichkeit sind ebenfalls vielschichtig. Die Nachricht von der Entdeckung hat das öffentliche Interesse an der maritimen Geschichte neu entfacht und Debatten über den Schutz und die Bewahrung solcher wichtigen historischen Stätten angestoßen. Es gibt eine wachsende Forderung nach klaren Strategien zur Erhaltung des Wrecks, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen von dieser Entdeckung profitieren können.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft des Wracks der Endeavour wird nun in enger Zusammenarbeit zwischen dem ANMM und der Rhode Island Historical Preservation and Heritage Commission gestaltet. Gemeinsam arbeiten sie daran, geeignete Maßnahmen zum Schutz des Standorts zu entwickeln, um sicherzustellen, dass er nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Bildung und das kulturelle Gedächtnis der Gesellschaft zugänglich bleibt.
Experten betonen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen und Ausgrabungen, um noch mehr über das Leben auf der Endeavour und ihre Rolle in der Geschichte der Seefahrt und der Kolonialisierung zu erfahren. „Wir stehen erst am Anfang“, sagt Hosty und fügt hinzu, dass die Erhaltung solcher Stätten von größter Bedeutung ist, um die Geschichten, die sie erzählen, nicht zu verlieren.
In den kommenden Jahren wird die weitere Erforschung des Wracks der Endeavour auch eine entscheidende Rolle in der Diskussion über die Beziehung zwischen Geschichte, Erinnerung und Identität spielen. Die Herausforderungen, die sich aus der Wiederentdeckung und dem Umgang mit einem solch bedeutenden historischen Artefakt ergeben, werden weiterhin im Fokus stehen.
Die Entdeckung des Wracks der HMS Endeavour ist mehr als nur ein archäologischer Triumph; sie ist ein Wendepunkt, der uns zwingt, über unsere Geschichte, unsere Erinnerungen und die Lehren, die wir daraus ziehen können, nachzudenken. Das Erbe der Endeavour wird weiterhin sowohl in der akademischen Welt als auch in der breiten Öffentlichkeit nachhallen, während die Erzählungen über die Entdeckung auf verschiedene Weise fortgeführt werden.
