Einleitung
Am 22. Mai 2023 hat die Europäische Union ihr neues Europäisches Impfstoffzentrum (European Vaccine Hub, EVH) in Siena, Italien, eröffnet. Diese Einrichtung ist das Ergebnis eines einjährigen Prozesses zur Schaffung eines europäischen Zentrums für die Entwicklung, Erprobung und Herstellung von Impfstoffen. Das EVH zielt darauf ab, die Bereitschaft des Kontinents für zukünftige Pandemien zu stärken und dabei wichtige Lehren aus der COVID-19-Krise zu ziehen.

Hintergrund und Finanzierung
Das EVH wird mit 102 Millionen Euro von der Gesundheitsnotfallvorbereitungs- und -reaktionsbehörde (HERA) der Europäischen Kommission im Rahmen des EU4Health-Programms finanziert. Es vereint europäische Führer in der Impfstoffentwicklung und -vorbereitung auf Pandemien, darunter das Pasteur-Institut und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung.

Ziele des Europäischen Impfstoffzentrums
Die Hauptziele des EVH sind:
- Entwicklung von Impfstoffprototypen innerhalb von vier Monaten nach Identifizierung eines neuen Erregers.
- Festlegung effizienter Strategien für die Bereitstellung von Impfstoffen.
- Übernahme der Leitung von präklinischen und klinischen Studien.
- Gewährleistung eines ungehinderten Zugang zum neuen Impfstoffen für die Öffentlichkeit.

Impfstoff-Souveränität der EU
Ein zentrales Anliegen der EU ist die Stärkung ihrer Impfstoff-Souveränität. Trotz eines positiven Handelsbilanzüberschusses für COVID-19-Impfstoffe im Jahr 2021 war die EU weiterhin auf Importe außerhalb der EU in Höhe von 7,8 Milliarden Euro angewiesen. Das EVH soll sicherstellen, dass die Mitgliedstaaten in der Lage sind, ihre Bürger ohne die Abhängigkeit von externen Partnern vor Gesundheitsbedrohungen zu schützen.
Stimmen der Verantwortlichen
Hadja Lahbib, Kommissarin für Gleichstellung, Krisenmanagement und Notfallvorsorge, betonte die Bedeutung dieser Initiative für die europäische Gesundheitspolitik.
Auswirkungen auf die deutschen und europäischen Märkte
Die Gründung des EVH wird weitreichende Auswirkungen auf die deutschen und europäischen Märkte haben. Deutschland, als einer der führenden Akteure in der Biotechnologie- und Pharmabranche, könnte von der verbesserten Impfstoffentwicklung und Produktion erheblich profitieren. Die Möglichkeit, Impfstoffe schneller zu entwickeln und bereitzustellen, wird nicht nur die öffentliche Gesundheit verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im globalen Markt stärken.
Schlussfolgerung
Das Europäische Impfstoffzentrum stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer eigenständigen und effektiven Impfstoffpolitik der EU dar. Durch die Bündelung von Ressourcen und Expertise wird die EU besser gerüstet sein, um zukünftige Gesundheitskrisen zu bewältigen und die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen. Diese Initiative könnte als Modell für eine stärkere Zusammenarbeit innerhalb der EU und darüber hinaus dienen.
Quellen
- EU Guns for Vaccine Sovereignty with its new European Vaccine Hub [1]
- EU4Health call on the European Hub for vaccine development (HERA) [2]
- EU Vaccines Strategy - European Commission [3]
- COVID-19 vaccination - European Centre for Disease Prevention and Control [4]
- COVID-19 vaccines: key facts - European Medicines Agency (EMA) [5]
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.