Einleitung
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht in Frankreich warnt vor einem Phänomen, das als „Entryism“ bezeichnet wird, und hebt dessen potenzielle Gefahren für den nationalen Zusammenhalt hervor. Dieser Begriff beschreibt den Versuch, islamistische Ideologien in staatliche Institutionen einzuführen. Der Bericht, der Präsident Emmanuel Macron am Mittwoch überreicht wurde, legt nahe, dass insbesondere die Muslimbruderschaft zunehmend Einfluss auf öffentliche Einrichtungen wie Schulen und die lokale Regierung ausübt.

Hauptteil
Inhalte des Berichts
Der Bericht, verfasst von zwei hochrangigen Beamten, beschreibt „Entryism“ als eine neue, besorgniserregende Taktik, die sich von separatistischen Ansätzen unterscheidet. Während Separatismus bedeutet, in einer parallelen Gesellschaft zu leben, zielt Entryism darauf ab, sich in die republikanischen Strukturen einzuschleichen und diese von innen heraus zu verändern. Ein anonymer Élysée-Beamter erklärte, dass diese Strategie Täuschung erfordere und von unten nach oben arbeite.

Die Rolle der Muslimbruderschaft
Der Bericht identifiziert die Federation of Muslims of France (FMF) als die Hauptvertreterin der Muslimbruderschaft in Frankreich. Laut den Autoren kontrolliert die FMF 139 Gotteshäuser und hat 68 weitere affiliierte Orte, was etwa 7 % der Gesamtzahl ausmacht. Zudem betreibt die Organisation rund 280 Vereine in den Bereichen Sport, Bildung und Wohltätigkeit sowie 21 Schulen.
Das Ziel dieser Bewegung besteht darin, lokale „Ökosysteme“ zu schaffen, die das Leben von Muslimen von der Geburt bis zum Tod strukturieren. Die Autoren des Berichts warnen, dass religiöse Praktiken strenger werden, was sich in einem Anstieg der Anzahl von Mädchen zeigt, die das Abaya tragen oder Kopftücher anlegen.

Reaktionen auf den Bericht
Die FMF wies die Vorwürfe vehement zurück und bezeichnete die Behauptung, mit einem ausländischen politischen Programm oder einer „Entryism“-Strategie verbunden zu sein, als unbegründet. Sie argumentierten, dass die Vermischung von Islam mit politischem Islamismus und Radikalität nicht nur gefährlich, sondern auch kontraproduktiv für die Republik sei.
Die Ergebnisse des Berichts werden von politischen Akteuren genutzt, die eine strikte Durchsetzung der säkularen Gesetze Frankreichs fordern, die darauf abzielen, Religion aus dem öffentlichen Leben auszuschließen. Innenminister Bruno Retailleau warnte vor einem „unter dem Radar agierenden Islamismus“, der versuche, Institutionen zu infiltrieren, um die gesamte französische Gesellschaft unter das Scharia-Recht zu stellen.
Schlussfolgerung
Die Debatte über den Einfluss von islamistischen Gruppierungen auf die französischen Institutionen wirft auch Fragen über die zukünftige gesellschaftliche Struktur in Europa auf. Angesichts der anstehenden Kommunalwahlen in Frankreich könnte dieser Bericht zu einer verstärkten politischen Mobilisierung führen, die auch in anderen europäischen Ländern Beachtung finden sollte. Es bleibt abzuwarten, wie die französische Regierung auf die Empfehlungen des Berichts reagieren wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einem zunehmend polarisierten Umfeld zu bewahren.
Quellen
- BBC: Französischer Bericht warnt vor islamistischem 'Entryism' [1]
- France24: Muslim Brotherhood movement poses 'threat to national cohesion' [2]
- Reuters: Government-commissioned report on Muslim Brotherhood [3]
- Middle East Eye: French president asks for measures to combat Muslim Brotherhood [4]
- RFI: Report warns of Muslim Brotherhood bid to reshape French society [5]
Über den Autor
Lukas Schneider ist ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten. Seine Berichterstattung umfasst aktuelle Entwicklungen in der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.