Einleitung
In der aktuellen politischen Diskussion gewinnt das Konzept des "angebotseitigen Progressivismus" an Bedeutung. Ezra Klein und Derek Thompson, die Autoren des Buches Abundance, plädieren für einen Paradigmenwechsel in der progressiven Politik, der auf Wachstum und Schaffung von Wohlstand abzielt. Diese Perspektive könnte auch für die deutschen und europäischen Märkte von Relevanz sein, da sie alternative Lösungsansätze für die Herausforderungen in den Bereichen Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit bietet.

Der Rückblick auf progressives Denken
Historisch gesehen lag der Fokus progressiver Bewegungen auf dem Streben nach mehr: mehr Arbeitsplätze, mehr soziale Sicherheit und mehr öffentliche Güter. Die politischen Agenden des New Deal in den USA oder ähnlicher Programme in Europa zielten darauf ab, ein besseres Leben für alle zu schaffen. Doch seit den 1970er Jahren hat sich dieser Fokus verschoben. Stattdessen wurde der Ansatz zunehmend regulativ, was dazu führte, dass politische Maßnahmen oft die Schaffung von Ressourcen behinderten.

Der Wandel von der Fülle zur Regulierung
Mit dem Aufkommen von Politikern wie Jimmy Carter und den damit verbundenen austeritätsorientierten Maßnahmen nahmen Regulierungen zu, die das Wachstum von Gütern und Dienstleistungen einschränkten. Dies führte zu einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, was letztlich zu Engpässen und steigenden Preisen führte. Klein und Thompson argumentieren, dass die Bereitstellung von Subventionen für knappe Güter nicht nur ineffizient ist, sondern auch zu sozialer Unzufriedenheit beiträgt. Sie schreiben: "Giving people a subsidy for a good whose supply is choked is like building a ladder to try to reach an elevator that is racing ever upward." [2]

Das Konzept des angebotseitigen Progressivismus
Klein und Thompson bezeichnen ihren Ansatz als "angebotseitigen Progressivismus". Dies bedeutet, dass der Schwerpunkt auf der Schaffung von Wohlstand und Ressourcen liegen sollte, anstatt nur bestehende Probleme zu regulieren. Sie fordern ein aktives Eingreifen der Regierung, um die Schaffung von Gütern und Dienstleistungen zu fördern, anstatt bestehende Industrien durch übermäßige Regulierung zu hemmen. Dies könnte auch für die deutsche Politik von Bedeutung sein, die oft durch strenge Vorschriften gekennzeichnet ist.
Relevanz für die deutsche Wirtschaft
In Deutschland, wo wirtschaftliche Stabilität und soziale Gerechtigkeit an erster Stelle stehen, könnte das Konzept des angebotseitigen Progressivismus neue Impulse geben. Der Wohnungsbau, die Digitalisierung und die Energiewende sind Bereiche, in denen eine Förderung von Innovation und Schaffung neuer Ressourcen entscheidend ist. Der Ansatz von Klein und Thompson könnte dazu beitragen, die Herausforderungen zu bewältigen, mit denen Deutschland und Europa konfrontiert sind, insbesondere in Zeiten von Inflation und Ressourcenknappheit.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der angebotseitige Progressivismus, wie er von Ezra Klein und Derek Thompson in Abundance vorgestellt wird, eine vielversprechende Perspektive für die zukünftige politische und wirtschaftliche Ausrichtung bieten kann. Insbesondere für Deutschland könnte dieser Ansatz dazu beitragen, den Fokus von reiner Regulierung hin zu einer aktiven Schaffung von Wohlstand zu verschieben. Dies könnte nicht nur die wirtschaftliche Stabilität fördern, sondern auch soziale Spannungen verringern, die durch Mangel und Ungleichheit entstehen.
Quellen
- Abundance Makes the Case for 'Supply-Side Progressivism' - Reason [1]
- Abundance Makes the Case for 'Supply-Side Progressivism' - inkl [2]
- Derek Thompson and Ezra Klein on Abundance - The Atlantic [3]
- Ezra Klein and Derek Thompson Champion Supply-Side Progressivism - University Cube [4]
- Ezra Klein and Derek Thompson Push for 'Abundance' and Supply-Side Progressivism - Deep Newz [5]
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.