Die Hochzeitsreise von Ward Sakeik und Taahir Shaikh sollte der Beginn eines neuen Lebensabschnitts sein. Doch was als idyllische Zeit in den US Virgin Islands begann, verwandelte sich schnell in einen Albtraum, als Sakeik, die seit ihrem achten Lebensjahr in den USA lebt, am Flughafen festgenommen wurde. Jetzt sitzt sie seit Monaten in verschiedenen Haftanstalten des Immigration and Customs Enforcement (ICE) und sieht sich der Bedrohung einer Abschiebung ausgesetzt.
Die Situation ist nicht nur tragisch, sondern wirft auch kritische Fragen über die Praktiken der US-Einwanderungsbehörden auf. Sakeik, die in Saudi-Arabien geboren wurde, ist rechtlich staatenlos und hat nie die Möglichkeit gehabt, einen festen Aufenthaltsstatus oder die Staatsbürgerschaft in den USA zu erlangen. Ihre Familie hatte 2009 Asyl in den USA beantragt, als sie mit einem Touristenvisum einreiste. Trotz der langjährigen Bemühungen, ihren Aufenthalt zu legalisieren, sieht sie sich nun der drohenden Abschiebung ausgesetzt.

Hintergründe und Kontext
Ward Sakeik wurde in Saudi-Arabien geboren, wo die Staatsbürgerschaft nicht automatisch an nicht-saudische Bürger vergeben wird. Laut ihrem Ehemann Shaikh war die Familie in Saudi-Arabien als Flüchtlinge anerkannt, jedoch ohne jegliche Form von Bürgerrechten oder Arbeitserlaubnis. Sie kamen 2009 in die USA und beantragten Asyl, nachdem ihnen die Staatsbürgerschaft in Saudi-Arabien verwehrt worden war.
Im Jahr 2011 wurde Sakeiks Asylantrag abgelehnt, und die Familie erhielt eine Ausweisungsverfügung. Da weder Saudi-Arabien noch Israel oder benachbarte Länder bereit waren, die Familie aufzunehmen, durfte Sakeik unter einer sogenannten "order of supervision" bleiben. Dies ermöglichte ihr eine Arbeitserlaubnis, aber auch die Verpflichtung, sich regelmäßig bei ICE zu melden. Ihre rechtliche Situation ist kompliziert, da sie in der US-Einwanderungsbehörde als staatenlos gilt und keine Aussicht auf eine legale Aufenthaltserlaubnis hat.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für staatenlose Personen sind in den USA besonders restriktiv. Laut Berichten der ACLU befinden sich viele staatenlose Personen in einer rechtlichen Grauzone, in der sie weder über die Rechte eines Flüchtlings noch über die eines regulären Einwanderers verfügen. Diese Unsicherheit hat Sakeik und ihre Familie über die Jahre hinweg begleitet und sie in eine ausweglose Situation gebracht.

Investigative Enthüllungen
Am 11. Februar 2023, nach einer neuntägigen Hochzeitsreise, wurde Sakeik am Flughafen in St. Thomas von den US-Zoll- und Grenzschutzbehörden (CBP) festgenommen. Ihre Inhaftierung war überraschend und kam für das frisch verheiratete Paar völlig unerwartet. Taahir Shaikh schildert die Ereignisse als "schockierend" und "unvorstellbar", insbesondere da sie in einer touristischen Umgebung stattfanden.
Nach mehreren Monaten in verschiedenen ICE-Haftanstalten, darunter das Prairieland Detention Center in Texas, wurde der Versuch unternommen, Sakeik ohne Vorankündigung abzuschieben. Shaikh berichtet, dass sie nur wenig darüber informiert wurde, wo sie hingebracht werden sollte, und dass sie sich in einem "verfahrensrechtlichen schwarzen Loch" befindet, da sie nicht einmal für eine Kaution in Frage kommt.
Die rechtlichen Auseinandersetzungen um ihren Status sind verworren. Sakeik, die als Kind in die USA kam, hat keine Erinnerungen an das Gerichtsverfahren, das ihrer Familie vor mehr als einem Jahrzehnt den Asylstatus verweigert hat. "Sie haben bei ihrer Festnahme gesagt, dass sie ihr Recht auf ein faires Verfahren bereits mit acht Jahren gehabt habe - sie erinnert sich nicht einmal daran," erklärt Shaikh. Dies wirft ernsthafte Bedenken über die Fairness und Transparenz der Verfahren auf.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Inhaftierung von Sakeik hat nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben ihrer Familie und ihres Ehemanns stark beeinflusst. Taahir Shaikh, ein US-Bürger, ist verzweifelt und sieht sich der emotionalen und finanziellen Belastung gegenüber, die die Inhaftierung seiner Frau mit sich bringt. Die Ungewissheit über Sakeiks Zukunft hat die Familie in einen Zustand permanenter Angst versetzt. "Sie haben uns alles genommen," sagt Shaikh, "was bleibt uns noch?"
Der Fall von Sakeik ist kein Einzelfall. Immer mehr Berichte zeigen, dass viele Menschen, die unter ähnlichen Umständen wie sie leben, in ein System geraten, das sie schutzlos macht. Laut HuffPost sind die Bedingungen in vielen ICE-Haftanstalten besorgniserregend, und die Menschenrechte werden oft nicht gewahrt. Es gibt Berichte über unzureichende medizinische Versorgung, psychische Belastungen und die Isolation, die viele Inhaftierte erfahren.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft von Ward Sakeik bleibt ungewiss. Shaikh hat alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und hofft, dass die Medien und die Öffentlichkeit auf ihren Fall aufmerksam werden. Der Druck auf die Behörden, die Situation zu überprüfen und fair zu handeln, wächst. Sakeiks Anwalt, Waled Elsaban, betont, dass die rechtlichen Grundlagen, die ihrer Inhaftierung zugrunde liegen, dringend überdacht werden müssen.
Die Familienangehörigen und Unterstützer von Sakeik planen, eine Petition zu starten, um ihre Freilassung zu fordern und das Bewusstsein für solche Fälle zu schärfen. "Wir müssen sicherstellen, dass niemand in dieser Situation vergessen wird. Es gibt viele, die wie Ward sind, und ihre Geschichten müssen gehört werden," sagt Shaikh entschlossen.
Die Entwicklungen in diesem Fall werden genau beobachtet, und es bleibt abzuwarten, ob die US-Behörden bereit sind, ihre Entscheidungen zu überdenken und die humanitären Aspekte der Einwanderungspolitik zu berücksichtigen. Ward Sakeik ist nicht nur eine weitere Zahl im System; sie ist eine Frau mit einer Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.