ICE hält mit 59.000 Einwanderungshäftlingen einen Rekord, fast die Hälfte ohne Vorstrafen, zeigen interne Daten
Die U.S. Immigration and Customs Enforcement (ICE) hat mit etwa 59.000 Inhaftierten einen neuen Rekord erreicht, was die Zahl der Einwanderungshäftlinge betrifft. Diese Zahl ist das Ergebnis einer aggressiven Durchsetzung der Einwanderungsgesetze unter der Trump-Administration, die sich durch eine signifikante Erhöhung der Festnahmen bemerkbar macht. Interne Regierungsdaten, die CBS News zugespielt wurden, zeigen, dass nahezu die Hälfte der Inhaftierten – 47% – keine Vorstrafen haben und weniger als 30% zuvor wegen eines Verbrechens verurteilt wurden. Diese Entwicklung verdeutlicht die erweiterte Reichweite der Einwanderungspolitik, die von der aktuellen Regierung verfolgt wird.
Laut den Daten hat ICE am Montag, den 23. Juni, eine Inhaftierungsquote von über 140% seiner Kapazität erreicht, da für die Agentur nur 41.500 Betten genehmigt wurden. Diese Überfüllung ist ein weiteres Zeichen für die zunehmenden Spannungen und Herausforderungen innerhalb des US-Einwanderungssystems.

Hintergründe und Kontext
Die aktuellen Zahlen sind Teil einer breiteren Strategie der Trump-Administration, die in den letzten Monaten an Intensität zugenommen hat. Während der Präsidentschaftswahl versprach Donald Trump, „gefährliche kriminelle Einwanderer“ aus dem Land zu deportieren. Allerdings hat die Realität gezeigt, dass auch unbescholtene Migranten von den umfangreichen Razzien betroffen sind.
ICE hat die Befugnis, Einwanderer festzuhalten, die verdächtigt werden, illegal in den USA zu sein, sowie Ausländer, deren rechtlicher Status überprüft wird. Internen Berichten zufolge hat die Agentur in den ersten Wochen des Juni durchschnittlich etwa 1.200 Festnahmen pro Tag durchgeführt, was einen Anstieg im Vergleich zu den ersten 100 Tagen von Trumps zweiter Amtszeit darstellt. An zwei Tagen überschritt die Zahl der Festnahmen sogar 2.000, was den Druck und die Ressourcen, die auf ICE ausgeübt werden, weiter verdeutlicht.
In einem historischen Vergleich liegen die derzeitigen Inhaftierungszahlen weit über dem Höchststand von 2019, als die erste Trump-Administration 55.000 Einwanderer in Haft hatte. Laut Forschern der Syracuse University ist die Zahl von 59.000 die höchste, die jemals in der Geschichte der US-Einwanderungshaft dokumentiert wurde.
Die steigenden Inhaftierungszahlen korrelieren mit einer Zunahme der Razzien in den USA, die nicht nur an der Grenze, sondern auch im Landesinneren durchgeführt werden. Über 70% der Inhaftierten wurden im Inland verhaftet, ein wesentlicher Anstieg im Vergleich zu weniger als 40% zu Zeiten der Biden-Administration.

Investigative Enthüllungen
Die Daten zeigen, dass eine signifikante Anzahl der Inhaftierten keine kriminalisierten Vorgeschichten hat. Dies wirft Fragen über die rechtlichen Grundlagen und die Notwendigkeit der Inhaftierung von Menschen auf, die keine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Experten, wie der Professor Austin Kocher von der Syracuse University, betonen, dass die derzeitigen Zahlen einen neuen Rekord darstellen und dass die Inhaftierung von so vielen unbescholtenen Menschen in einem zivilen Haftsystem besorgniserregend ist.
ICE hat in den letzten Jahren seine Taktiken zur Festnahme von Einwanderern erheblich verändert. Ein Teil dieser Strategie umfasst die Zusammenarbeit mit anderen Bundesbehörden wie der Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP), dem Bundeskriminalamt (FBI) und der Drogenvollzugsbehörde (DEA). Diese Kooperation hat es ICE ermöglicht, in einem größeren Maßstab zu operieren und die Festnahmen zu steigern.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die gesetzliche Grundlage für die Festnahmen. ICE hat seine Zielgruppe erheblich ausgeweitet und umfasst nun auch viele Migranten, die zuvor nicht als gefährlich eingestuft wurden. Dies geschieht in einem Klima, in dem die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen für Migranten zunehmend restriktiver werden.
Die internen Daten zeigen auch, dass ICE während der letzten Jahre fast 90% seiner Festnahmen in Innenstädten und nicht an der Grenze vornahm. Diese Taktik hat zu einer erhöhten Besorgnis in der Gesellschaft geführt, da sie oft auch Familien und unbescholtene Bürger betrifft. Die Kritik an den massiven Razzien hat in der Öffentlichkeit zugenommen, da viele die menschlichen Kosten dieser Politik sehen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die massiven Razzien und die hohe Zahl der Inhaftierten haben nicht nur rechtliche und politische Auswirkungen, sondern auch tiefgreifende soziale Folgen. In vielen Gemeinden, insbesondere in denen mit hohem Migrantenanteil, führt dies zu einem Gefühl der Unsicherheit und Angst. Migrantenfamilien leben in ständiger Sorge, dass sie auseinandergerissen werden könnten.
Proteste und Aufstände in mehreren Städten, insbesondere in Los Angeles, haben als Reaktion auf die aggressiven Taktiken von ICE zugenommen. Diese Proteste zeigen nicht nur die Ablehnung der aktuellen Politik, sondern auch die Solidarität der Gemeinschaften mit den Betroffenen. In einigen Fällen wurden diese Proteste gewaltsam niedergeschlagen, was die Spannungen weiter verschärft hat und die Regierung dazu veranlasste, Truppen zur Unterstützung der Bundesbehörden zu mobilisieren.
Die öffentliche Meinung ist zunehmend gegen die Methoden von ICE und der Trump-Administration. Viele Menschen fordern eine Reform der Einwanderungspolitik, die sowohl humanitäre als auch legale Aspekte berücksichtigt. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der nationalen Sicherheit und den Rechten der Menschen zu finden, die oft ohne Vorwarnung inhaftiert werden.
Zukünftige Entwicklungen
Die aktuelle Situation lässt Fragen offen über die Zukunft der Einwanderungspolitik in den USA. Angesichts der steigenden Inhaftierungszahlen und der breiten Ablehnung der Methoden von ICE könnte es zu einem Umdenken in der politischen Landschaft kommen. Es bleibt abzuwarten, ob die kommenden Wahlen einen Wandel in der Politik herbeiführen werden, der sowohl die humanitären Bedenken als auch die Anforderungen an die nationale Sicherheit berücksichtigt.
Obwohl die Trump-Administration weiterhin an ihrer harten Linie festhält, gibt es immer mehr Stimmen, die eine Reform und eine Neuausrichtung der Einwanderungspolitik fordern. Dies könnte bedeuten, dass die aktuellen Rekordzahlen an Inhaftierten möglicherweise nicht von Dauer sind, wenn ein politischer Wandel eintritt.
Es wird entscheidend sein, die Entwicklungen in den kommenden Monaten genau zu verfolgen, um zu verstehen, wie die US-Regierung auf die steigenden Zahlen von Inhaftierten und die damit verbundenen sozialen Spannungen reagiert. Die Herausforderungen im Bereich der Einwanderung werden weiterhin im Mittelpunkt der politischen Debatten stehen, und die humanitären Auswirkungen dieser Politik werden nicht ignoriert werden können.