Der Iran ist am Dienstag in einen nahezu vollständigen Internet-Ausfall gestürzt, während die militärischen Angriffe Israels auf das Land an Intensität gewannen. Laut zwei Unternehmen, die die globale Internetkonnektivität überwachen, Kentinc und Netblocks, fiel die Internetverbindung im Iran um 17:30 Uhr Ortszeit drastisch ab. Dies schränkt die Möglichkeiten der Iraner stark ein, Informationen mit der Außenwelt auszutauschen, während sich die Konflikte weiter zuspitzen.
Die Gründe für diesen plötzlichen Rückgang der Internetverfügbarkeit scheinen eher in einer Entscheidung der iranischen Regierung zu liegen als in israelischen Angriffen auf die Infrastruktur. Laut Fatemeh Mohajerani, einer Sprecherin der iranischen Regierung, sei der Zugang zum Internet als Reaktion auf israelische Cyberangriffe eingeschränkt worden. Historisch gesehen hat die iranische Regierung in Zeiten von Unruhen oder Protesten bereits mehrfach die Internetverbindungen gedrosselt oder ganz unterbrochen.

Hintergründe und Kontext
Der Iran hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er bereit ist, das Internet als Werkzeug zur Kontrolle und Unterdrückung seiner Bürger zu nutzen. Im Jahr 2019 erlebte das Land einen sechs Tage währenden vollständigen Internet-Ausfall, während landesweite Proteste gegen die Regierung stattfanden. Berichten zufolge führte dieser Blackout zu mehr als 100 Todesfällen, während die Sicherheitskräfte versuchten, die Proteste zu unterdrücken.
Aktuell hat die iranische Regierung, die bereits in einen militärischen Konflikt mit Israel verwickelt ist, in ihren Bemühungen, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, einen weiteren Schritt unternommen. Die erneuten Angriffe auf Iran, die nach offiziellen iranischen Angaben mindestens 224 Menschen getötet haben, wurden von Israel als Reaktion auf iranische Angriffe auf israelisches Territorium begründet, bei denen mindestens 24 Menschen ums Leben kamen.
Die Drosselung des Internets hat besonders Anwendungen wie Virtual Private Networks (VPNs) betroffen, die häufig verwendet werden, um auf ausländische Websites zuzugreifen. Laut Amir Rashidi, dem Direktor für digitale Rechte und Sicherheit bei der Miaan Group, einer Organisation, die sich für Menschenrechte im Iran einsetzt, seien auch westliche Kommunikationsapps wie WhatsApp und Instagram sowie die App-Stores von Apple und Google im Land blockiert worden.

Investigative Enthüllungen
Trotz der Einschränkungen bleibt das iranische Nationale Informationsnetzwerk weitgehend zugänglich. Dieses Netzwerk enthält eine Vielzahl von genehmigten Websites, die nicht mit dem globalen Internet verbunden sind und von der Regierung kontrolliert werden. Diese Strategie ermöglicht es der Regierung, die Kontrolle über die Informationsflüsse im Land zu behalten.
Die aktuelle Situation zeigt auch die vulnerablen Punkte der Infrastruktur des Landes auf. Daten von Cloudflare, einem Unternehmen für Internetdienste, offenbarten, dass zwei große iranische Mobilfunkanbieter effektiv vom Netz getrennt waren. Dies könnte weitreichende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, die auf mobile Kommunikation angewiesen ist, um Informationen auszutauschen und sich zu organisieren.
Inmitten dieser Herausforderungen haben einige Online-Aktivisten und Bürger Elon Musks Satelliteninternetdienst, Starlink, aufgefordert, in den Iran einzutreten, um eine stabile Internetverbindung zu gewährleisten. Musk reagierte am Freitag mit einem kurzen Tweet: „Die Strahlen sind an.“ Dies könnte eine Hoffnung für viele Iraner darstellen, die sich nach Informationen und Kommunikation mit der Außenwelt sehnen.
Trotz der Anfragen hat die iranische Regierung die Nutzung von Starlink-Terminals offiziell verboten und warnt, dass deren Einsatz dazu verwendet werden könnte, israelische Angriffe zu steuern. Die Saed Nachrichtenagentur des Landes veröffentlichte entsprechende Warnungen, um die Bevölkerung von der Nutzung dieser Technologie abzuhalten.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen dieser Internetbeschränkungen sind tiefgreifend. Iraner, die versuchen, die Wahrheit über die aktuellen Konflikte zu erfahren oder internationale Unterstützung zu mobilisieren, sehen sich mit extremen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Störungen, die durch die Drosselung des Zugangs verursacht werden, tragen zur Verbreitung von Desinformation und Panik bei, da Menschen nicht in der Lage sind, verlässliche Informationen zu erhalten oder zu verbreiten.
Einer der erschreckendsten Aspekte dieser Situation ist die Möglichkeit, dass Sicherheitskräfte unter dem Vorwand der Cyberattacken gegen die eigene Bevölkerung vorgehen. In der Vergangenheit erlebte der Iran, wie die Mobilisierung von Protesten durch die Abschaltung des Internets gestoppt wurde. Dies könnte erneut geschehen, während das Regime versucht, die Kontrolle zu behalten.
Zusätzlich zu den unmittelbaren physischen und psychologischen Auswirkungen auf die Bürger hat die Drosselung des Internets auch wirtschaftliche Folgen. Unternehmen, die auf digitale Plattformen angewiesen sind, um zu operieren, könnten in ihrer Fähigkeit, Geschäfte zu tätigen, stark eingeschränkt werden, was die ohnehin angeschlagene Wirtschaft des Landes zusätzlich belastet.
Zukünftige Entwicklungen
Die Situation im Iran bleibt angespannt und unberechenbar. Während das Land weiterhin mit militärischen Konflikten und internen Unruhen konfrontiert ist, ist es unwahrscheinlich, dass die Drosselung des Internetzugangs in naher Zukunft aufgehoben wird. Experten warnen vor weiteren Eskalationen und betonen die Bedeutung von internationalem Druck auf die iranische Regierung, um die Menschenrechte zu wahren und den Zugang zu Informationen zu gewährleisten.
Der Einsatz von Technologien wie Starlink könnte eine mögliche Lösung sein, um den Iranern zu helfen, sich mit der Welt zu verbinden. Doch ohne eine grundlegende Änderung der politischen und sozialen Dynamiken im Land bleibt das Schicksal der iranischen Bevölkerung ungewiss. Die kommenden Tage und Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln und ob internationale Gemeinschaften bereit sind, aktiv einzugreifen.