Junta-geführtes Mali beginnt Bau einer Goldraffinerie in Partnerschaft mit Russland
In einem bedeutenden Schritt zur Übernahme der Kontrolle über seine natürlichen Ressourcen hat die malische Militärregierung mit dem Bau einer neuen Goldraffinerie begonnen, die von Russland unterstützt wird. Diese Raffinerie, die 62 % im Besitz der malischen Regierung und 38 % vom russischen Unternehmen Yadran gehalten wird, soll einen Wendepunkt in der Geschichte des malischen Bergbaus darstellen und die Abhängigkeit von ausländischen Verarbeitungsanlagen verringern.
Der Interimspräsident Colonel Assimi Goïta äußerte sich während der Grundsteinlegung optimistisch über die Zukunft des malischen Bergbausektors. Die Regierung plant, alle Bergbauunternehmen dazu zu verpflichten, Gold im Inland zu verarbeiten, um die Wertschöpfung zu erhöhen und mehr Einnahmen im Land zu halten. Doch trotz dieser Ambitionen bleibt die Frage nach der Umsetzung und den genauen Zeitrahmen für diese neuen Vorschriften offen, wie Berichte von Reuters zeigen.
Die Raffinerie ist Teil eines umfassenderen Reformprogramms, das Mali seit dem Militärputsch im Jahr 2020 verfolgt. Mit der Raffinerie sollen die bestehenden Strukturen des malischen Bergbaus modernisiert und an internationale Standards angepasst werden, um besser mit internationalen Märkten konkurrieren zu können.

Hintergründe und Kontext
Die Goldproduktion hat für Mali eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Das Land ist der zweitgrößte Goldproduzent Afrikas, exportiert jedoch seit den 1980er Jahren den Großteil seines Goldes unverarbeitet, vor allem an Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Südafrika und die Schweiz. Diese Praxis hat Mali wertvolle Einnahmen gekostet, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes genutzt werden könnten. Präsident Goïta betonte, dass die neue Raffinerie eine Reinheit von 99,5 % erreichen soll, um internationalen Zertifizierungsstandards zu entsprechen.
Die Entscheidung für eine lokale Verarbeitung ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch motiviert. Mali hat in den letzten Jahren eine zunehmende Distanz zu westlichen Ländern und Institutionen gezeigt und strebt stattdessen Partnerschaften mit Staaten wie Russland an. Diese geopolitische Neuausrichtung könnte weitreichende Konsequenzen für die Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes haben.
Der Bau der Raffinerie erfolgt auf einem fünf Hektar großen Gelände in der Nähe des internationalen Flughafens von Bamako und soll eine Verarbeitungskapazität von bis zu 200 Tonnen Gold pro Jahr erreichen. Dies stellt einen erheblichen Anstieg im Vergleich zur aktuellen Verarbeitungskapazität von etwa 50 Tonnen dar. Doch wird es eine Herausforderung sein, die Infrastruktur und das Fachwissen zu entwickeln, um diese Sicherheit zu gewährleisten.

Investigative Enthüllungen
Ein zentraler Aspekt der neuen Raffinerie ist die Bekämpfung von Schmuggel und die Verbesserung der Rückverfolgbarkeit von Gold. Mali hat mit einem massiven Problem der illegalen Goldexporte zu kämpfen, was in einem Land mit einer schwachen Regulierung und begrenzten Ressourcen besonders kritisch ist. Experten warnen davor, dass ohne zertifizierte Raffinerien und effektive Rückverfolgbarkeitssysteme Milliardenverluste durch Schmuggel weiterhin die malische Wirtschaft belasten werden.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet diese Entwicklungen mit Besorgnis, da die Zusammenarbeit mit Russland und die Absage an westliche Partner auch für Mali selbst Risiken birgt. Die militärische Junta hat erklärt, dass die Reformen im Bergbausektor dazu beitragen sollen, den Staat mit geschätzten 950 Millionen Dollar pro Jahr zu unterstützen, was fast 20 % des nationalen Budgets ausmacht. Doch bleibt abzuwarten, ob diese Reformen auch tatsächlich umgesetzt werden und welche strukturellen Herausforderungen dabei bewältigt werden müssen.
Die malische Regierung steht unter Druck, konkrete Ergebnisse zu liefern. Die enttäuschenden Leistungen der bestehenden Raffinerien, die die Standards der London Bullion Market Association nicht erfüllen können, sind ein deutliches Zeichen für die Herausforderungen, die noch überwunden werden müssen. Die Pläne für die neue Raffinerie müssen daher nicht nur die finanziellen, sondern auch die technischen und logistischen Anforderungen berücksichtigen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf den Bau der neuen Raffinerie ist gemischt. Während einige Beobachter die Bemühungen Malis loben, seine Ressourcen besser zu nutzen, warnen andere vor den potenziellen politischen und wirtschaftlichen Folgen einer engeren Anbindung an Russland. Die geopolitischen Spannungen könnten die Handelsbeziehungen Mals mit westlichen Nationen belasten und den Zugang zu internationalen Märkten und Investitionen erschweren.
Die Reformen im Bergbausektor könnten zudem soziale und wirtschaftliche Auswirkungen für die Bevölkerung haben. Viele Mali-Bürger sind auf die Einnahmen aus dem Goldbergbau angewiesen, und die Frage, ob die neuen Maßnahmen tatsächlich zu einer Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse führen werden, bleibt unklar. Es besteht die Gefahr, dass die Gewinne aus der Goldproduktion nicht in den Ländern verbleiben, wenn die Regierung nicht transparent und rechenschaftspflichtig agiert.
Die malische Junta hat angekündigt, dass die Raffinerie auch dazu beitragen wird, die Kontrolle über die natürlichen Ressourcen des Landes zu stärken. Allerdings gibt es Bedenken, dass diese Kontrolle in der Praxis nur zu einer weiteren Bereicherung einer kleinen Elite führen könnte, während die breite Bevölkerung weiterhin in Armut lebt.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Schritte im Rahmen des Baus der Raffinerie und der damit verbundenen Reformen werden entscheidend sein. Die malische Regierung muss sicherstellen, dass die geplanten Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt werden und dass die Bevölkerung in den Prozess einbezogen wird. Nur dann kann das Land die Vorteile aus seinen natürlichen Ressourcen ziehen und gleichzeitig die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen angehen, mit denen es konfrontiert ist.
Die internationale Gemeinschaft sollte die Entwicklungen in Mali aufmerksam verfolgen. Die geopolitischen Implikationen der Partnerschaft mit Russland könnten weitreichende Folgen für die Stabilität in der Sahelzone haben. Die malische Regierung ist gefordert, verantwortungsvoll mit den ihr anvertrauten Ressourcen umzugehen und die Bevölkerung in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen zu stellen.
Der Bau der neuen Goldraffinerie könnte somit nicht nur für Mali, sondern auch für die gesamte Region ein Sprungbrett für wirtschaftliches Wachstum und Selbstbestimmung darstellen, jedoch müssen die Herausforderungen, die damit verbunden sind, ernsthaft angegangen werden.