Kalifornien steht an einem kritischen Scheideweg. Gouverneur Gavin Newsom hat am Freitag, den 5. August 2024, im Angesicht eines 12-Milliarden-Dollar-Defizits einen umstrittenen Haushaltsplan unterzeichnet, der die Gesundheitsversorgung für low-income Einwanderer ohne rechtlichen Status stark einschränkt. Diese Entscheidung wird als Rückschritt in den Bemühungen um eine universelle Gesundheitsversorgung angesehen, die in den letzten Jahren ein zentrales Anliegen progressiver Gesetzgeber war.
Der neue Haushaltsplan, der ein Gesamtvolumen von 321 Milliarden Dollar umfasst, zielt darauf ab, ein Defizit zu schließen, das Kalifornien in den letzten drei Jahren immer wieder in die Zange genommen hat. Die Entscheidung, den Zugang zur staatlich finanzierten Gesundheitsversorgung für Einwanderer einzuschränken, zeigt die Schwierigkeiten, mit denen der Bundesstaat konfrontiert ist, während er versucht, ein Gleichgewicht zwischen finanzieller Stabilität und sozialer Verantwortung zu finden. Gouverneur Newsom betonte, dass der Haushalt „ausgewogen“ sei und „substanzielle Rücklagen“ aufweise, doch die Realität sieht anders aus.

Hintergründe und Kontext
Kalifornien ist nicht nur der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA, sondern auch ein Zentrum für Einwanderer aus aller Welt. Laut einer Studie des Pew Research Centers machen Einwanderer fast ein Viertel der Bevölkerung des Bundesstaates aus. Viele dieser Menschen leben in prekären Verhältnissen und sind auf staatliche Unterstützung angewiesen, um grundlegende Gesundheitsdienste zu erhalten.
Die gesetzlichen Änderungen im Rahmen des neuen Haushaltsplans sehen vor, dass ab 2026 keine neuen erwachsenen Patienten ohne rechtlichen Status mehr in das staatlich finanzierte Gesundheitsprogramm Medi-Cal aufgenommen werden dürfen. Zusätzlich müssen die verbliebenen Teilnehmer ab Juli 2027 monatliche Prämien von 30 Dollar zahlen. Diese Änderungen sind ein herber Schlag für jene, die auf eine umfassende Gesundheitsversorgung angewiesen sind, und sie werfen Fragen über die soziale Verantwortung des Bundesstaates auf.
In den vorherigen Jahren hatte Kalifornien Fortschritte gemacht, um die Gesundheitsversorgung für alle Einwohner zu erweitern, einschließlich der Erweiterung von Medi-Cal für Dokumentierte und Undokumentierte. Diese Maßnahmen waren Teil eines umfassenderen Ziels, die Gesundheitsversorgung im Bundesstaat gerechter zu gestalten. Der jüngste Haushalt zeigt jedoch, wie schnell politische Prioritäten sich ändern können, insbesondere in Zeiten finanzieller Unsicherheit.

Investigative Enthüllungen
Die Änderungen im Gesundheitsbereich sind Teil eines größeren Trends, bei dem Kalifornien in den letzten Jahren gezwungen war, Progressive Politiken zu revidieren. Die Entscheidung, den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu beschränken, wurde von vielen als politische Notwendigkeit statt als moralische oder soziale Verantwortung angesehen. Laut Berichten der Los Angeles Times haben Gesetzgeber und Analysten vor der Verabschiedung des Haushaltsplans gewarnt, dass die zukünftige finanzielle Stabilität des Bundesstaates auf dem Spiel steht.
Die Budgetverhandlungen wurden von heftigen Debatten begleitet, in denen die Opposition, hauptsächlich aus der republikanischen Fraktion, kritisierte, dass die Demokraten nicht genug taten, um die Probleme anzugehen, die die Wirtschaft des Bundesstaates belasten. Senator Tony Strickland wies darauf hin, dass die gegenwärtige Strategie des „Erhöhens von Krediten“ und des „Abbaus von Rücklagen“ langfristig nicht tragfähig sei. Diese Bedenken wurden von mehreren Experten aufgegriffen, die darauf hinwiesen, dass der Bundessstaat in einer zunehmend unsicheren finanziellen Lage steckt.
Besonders alarmierend sind die geplanten Cuts im Bereich der mentalen Gesundheit, die in dem neuen Budget enthalten sind. Der Entzug von 78 Millionen Dollar für psychische Gesundheitsdienste könnte eine direkte Auswirkung auf die 100.000 Menschen haben, die jährlich auf diese Dienste angewiesen sind. NBC News berichtete über besorgte Stimmen von Psychologen und Sozialarbeitern, die befürchten, dass diese Kürzungen zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit in der Bevölkerung führen könnten.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf den neuen Haushaltsplan waren gemischt. Während die Demokraten versicherten, dass sie das Beste aus einer schwierigen Situation gemacht haben, äußerten viele Aktivisten und Organisationen der Zivilgesellschaft ihren Unmut über die Entscheidungen, die als „Verrat an den Einwanderergemeinschaften“ bezeichnet wurden. Die demokratische Senatorin Maria Elena Durazo, die gegen die Änderungen stimmte, twitterte, dass die Kürzungen „unethisch“ seien und die am stärksten gefährdeten Mitglieder der Gesellschaft im Stich lassen würden.
Die Auswirkungen dieser Kürzungen sind schon jetzt spürbar und werden sich voraussichtlich über die kommenden Jahre hinweg verstärken. Der Plan, das Einkommen und den Zugang zu medizinischen Dienstleistungen zu beschränken, könnte nicht nur die Gesundheit der Betroffenen gefährden, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität des Bundesstaates insgesamt beeinträchtigen. Experten warnen, dass der Rückgang der Gesundheitsversorgung für Einwanderer auch zu einem Anstieg der Gesundheitskosten für alle Kalifornier führen könnte, da mehr Menschen ohne Versicherungsschutz auf Notfalldienste angewiesen sind.
Zusätzlich zu den gesundheitlichen Auswirkungen könnte der Haushaltsplan auch weitreichende soziale und wirtschaftliche Folgen haben. Einwanderer sind oft eine treibende Kraft in der kalifornischen Wirtschaft, und ihre Marginalisierung könnte zu einem Rückgang der Produktivität und des Wirtschaftswachstums führen. Die Brookings Institution hat in früheren Studien gezeigt, dass Einwanderer zur wirtschaftlichen Stabilität Kaliforniens beitragen, indem sie Arbeitsplätze schaffen und Steuereinnahmen generieren.
Zukünftige Entwicklungen
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie Kalifornien mit diesen Herausforderungen umgeht. Es bleibt abzuwarten, ob die Gesetzgeber in der Lage sein werden, neue Wege zu finden, um die Einnahmen zu steigern und das Defizit zu verringern, ohne die am stärksten gefährdeten Mitglieder der Gesellschaft zu opfern. Newsom hat bereits angedeutet, dass er bereit ist, weitere Anpassungen vorzunehmen, um die finanziellen Herausforderungen des Staates zu bewältigen.
Die Wahlen im Jahr 2024 könnten ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die zukünftige Politik Kaliforniens haben. Sollten progressive Kandidaten an Einfluss gewinnen, wäre es möglich, dass einige der Kürzungen rückgängig gemacht werden. Es bleibt jedoch auch zu fragen, ob die allgemeine Stimmung der Wählerschaft die Rückkehr zu einer umfassenderen Gesundheitsversorgung für alle unterstützen wird. Ein weiterer Faktor, der in den kommenden Monaten zu beachten ist, sind die potenziellen bundesweiten politischen Änderungen, die die finanzielle Unterstützung für Staaten wie Kalifornien beeinflussen könnten.
In der Zwischenzeit bleibt die Frage, wie Kalifornien seine finanziellen Herausforderungen in den Griff bekommen kann, während es gleichzeitig die Bedürfnisse seiner vielfältigen und oft verletzlichen Bevölkerung berücksichtigt. Der Weg zur finanziellen Stabilität wird sicherlich kein einfacher sein, und die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, werden die Richtung des Bundesstaates für Jahre bestimmen.