In einem überraschenden Schritt hat Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta die Trump-Administration verklagt. Der Grund: Die Entsendung von Hunderten von Nationalgardisten nach Los Angeles am vergangenen Wochenende. Diese Maßnahme sei laut Bonta nicht nur rechtswidrig, sondern auch ein direkter Eingriff in die Souveränität des Bundesstaates Kalifornien.
Die Klage strebt ein Gerichtsurteil an, das die Entscheidung von Präsident Donald Trump, 2.000 Mitglieder der staatlichen Nationalgarde ohne die Zustimmung von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom zu föderalisieren, als "rechtswidrig" erklärt und aufhebt. Laut Bonta war diese Maßnahme eine Verletzung der Rechte des Gouverneurs als Oberbefehlshaber der kalifornischen Nationalgarde.

Hintergründe und Kontext
Der Streitpunkt liegt in der Einberufung der Nationalgarde, die durchgeführt wurde, um Proteste zu kontrollieren, die sich gegen die Einwanderungspolitik der Trump-Administration richteten. Diese Entscheidung wurde ohne formelle Anfrage des Gouverneurs getroffen und wirft Fragen zur Rechtsgrundlage auf, auf der diese Entscheidung basiert.
Bonta erklärte, dass das Verteidigungsministerium in keiner Weise mit dem Büro des Gouverneurs über die geplante Aktivierung und den Einsatz der kalifornischen Nationalgarde kommuniziert habe. Zudem wurde keine Genehmigung eingeholt, um die Nationalgarde zum Schutz von Bundesagenten und Bundesgebäuden einzusetzen.
Historisch gesehen ist die föderale Aktivierung der Nationalgarde ohne Zustimmung des Gouverneurs selten. Die letzte derartige Aktivierung fand 1965 statt, als Präsident Lyndon B. Johnson Truppen in Alabama einsetzte, um Bürgerrechtsdemonstranten zu schützen. Die rechtliche Grundlage basiert auf einer Klausel, die in der Vergangenheit nur einmal von Präsident Richard Nixon im Jahr 1970 genutzt wurde, um die Nationalgarde während eines Poststreiks zu aktivieren.
Die derzeitigen Proteste, die zunächst als Reaktion auf verschärfte Einwanderungsmaßnahmen der Trump-Administration begannen, eskalierten in den letzten Tagen. Die Stadt Los Angeles war Schauplatz zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Strafverfolgungsbehörden. Diese Eskalation wird von der Trump-Administration als Begründung für ihre Maßnahmen angeführt.

Investigative Enthüllungen
Die Klage von Bonta ist eine deutliche Aufforderung, die Rechtsmäßigkeit der Entscheidung der Trump-Administration zu prüfen. Der Vorwurf lautet, dass Trump versucht habe, durch die Entsendung der Nationalgarde Chaos zu stiften, um von politischen Problemen abzulenken und seine eigene Agenda voranzutreiben.
Eines der zentralen Argumente der Klage ist der Vergleich mit früheren Einsätzen der Nationalgarde. Bonta betonte, dass die jüngsten Proteste in Los Angeles im Vergleich zu früheren Unruhen, wie den Rodney-King-Aufständen 1992, bei denen die Garde auf Antrag des damaligen Gouverneurs Pete Wilson eingesetzt wurde, nicht die gleiche Intensität aufweisen.
Auffällig ist zudem die Wahl der Zielorte für die verschärften Einwanderungsmaßnahmen der Trump-Administration. Diese scheinen sich gezielt gegen große demokratisch regierte Städte wie Los Angeles, Chicago und New York zu richten. Dies legt den Verdacht nahe, dass hier politische Motive eine Rolle spielen könnten.
In einer Pressekonferenz vor der Einreichung der Klage beschuldigte Bonta Trump, eine "Krise zu inszenieren", um seine politische Agenda zu fördern. "Er hofft auf Chaos, um weitere Repressionen, mehr Angst und Kontrolle zu rechtfertigen", erklärte Bonta.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Klage und die Maßnahmen der Trump-Administration sind vielfältig. Während Trump die Nationalgarde dafür lobte, dass sie Ordnung geschaffen habe, betonte Gouverneur Newsom, dass die Entsendung unnötig und übertrieben gewesen sei. Er habe sich gegen die Militarisierung der Reaktion auf die Proteste ausgesprochen und betonte, dass die Eskalation der Gewalt durch den Einsatz der Nationalgarde befeuert worden sei.
Die öffentliche Meinung ist gespalten. Viele Einwohner von Los Angeles befürchten eine weitere Eskalation der Gewalt und eine Verschärfung der Spannungen zwischen der Polizei und der Gemeinschaft. Andere sehen die Entsendung der Garde als notwendige Maßnahme zur Wahrung von Ordnung und Sicherheit in der Stadt.
Trump habe, so die Argumentation seiner Anhänger, durch seine Maßnahmen gezeigt, dass er in der Lage ist, in Krisensituationen schnell zu handeln. Kritiker hingegen werfen ihm vor, durch seine Politik bestehende Spannungen zu nutzen, um politische Vorteile zu erzielen.
Zukünftige Entwicklungen
Die rechtlichen Auseinandersetzungen könnten weitreichende Konsequenzen für das Verhältnis zwischen Bundes- und Staatsmacht in den USA haben. Sollte die Klage von Bonta Erfolg haben, könnte dies den Präzedenzfall schaffen, dass die Bundesregierung in Zukunft stärker eingeschränkt wird, wenn es darum geht, die Nationalgarde ohne Zustimmung des betroffenen Bundesstaates einzusetzen.
Die kommenden Wochen werden zeigen, inwieweit die Trump-Administration auf die rechtlichen und politischen Herausforderungen reagiert. Ein Rückzug von der Entscheidung zur Föderalisierung der Nationalgarde könnte als Schwäche ausgelegt werden, während ein Festhalten an der Maßnahme das Potenzial hat, die Spannungen weiter anzuheizen.
Die Proteste und die Antwort der Regierung darauf bleiben ein empfindliches Thema. In Los Angeles und anderen Städten werden sich die Bürger weiterhin versammeln, um ihre Meinung kundzutun, während die rechtlichen Auseinandersetzungen ihren Lauf nehmen.