In einer überraschenden Wendung der Ereignisse äußern sich einige der einflussreichsten Berater von Vizepräsidentin Kamala Harris kritisch zu den militärischen Aktionen Israels gegen den Iran. Diese Stimmen, die zuvor als Unterstützer von Präsident Donald Trumps diplomatischer Strategie in Bezug auf Teheran auftraten, fordern jetzt eine Deeskalation und eine Rückkehr zur Diplomatie. Insbesondere Phil Gordon, der nationale Sicherheitsberater von Harris, hat Bedenken geäußert, dass die militärischen Angriffe auf iranische Militär- und Nuklearanlagen erhebliche Risiken bergen.
"Ich hätte es als zu riskant empfunden, militärische Gewalt zu initiieren mit all dem, was das auslösen könnte", sagte Gordon in einem Interview. Seine bevorzugte Strategie wäre es gewesen, ein dauerhaftes, diplomatisch ausgehandeltes Abkommen zu erreichen, das den Iran daran hindert, eine nukleare Waffe zu entwickeln.
Die jüngsten militärischen Aktionen Israels haben mehrere hochrangige iranische Militärführer getötet und eine Urananreicherungsanlage in Natanz beschädigt. Doch Gordon und andere Berater stellen die langfristige Strategie Israels in Frage und argumentieren, dass die militärischen Erfolge nicht unbedingt zu einem nachhaltigen strategischen Vorteil führen.

Hintergründe und Kontext
Die Beziehungen zwischen den USA, Israel und dem Iran sind seit Jahren angespannt. Historisch gesehen hat Israel militärische Aktionen gegen den Iran als notwendig erachtet, um die Bedrohung durch Teheran zu neutralisieren. Präsident Trump hatte in seiner Amtszeit eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Iran unter Druck zu setzen, einschließlich des Rückzugs der USA aus dem Atomabkommens von 2015. Diese Entscheidungen wurden von vielen als eine aggressive Politik gegenüber dem Iran interpretiert.
Die diplomatischen Bemühungen, die unter der Obama-Administration initiiert wurden, stellten einen Versuch dar, die Spannungen zu reduzieren und eine friedliche Lösung zu finden. Doch mit dem Wechsel zur Trump-Administration wurden diese Bemühungen zurückgedrängt und das Verhältnis zwischen den USA und dem Iran verschlechterte sich weiter. Gordon war während dieser Zeit als Berater tätig und hat die Entwicklungen sowohl innerhalb der US-Politik als auch im internationalen Kontext aufmerksam verfolgt.
Die jüngsten Angriffe Israels auf iranische Einrichtungen kommen also in einem sensiblen geopolitischen Moment. Während einige Beobachter die Aktionen als notwendig erachten, um die iranische Bedrohung zu minimieren, warnen viele Experten davor, dass solche Maßnahmen zu einer Eskalation führen könnten. Gordon betont, dass die USA eine Rolle als Deeskalator in der Region einnehmen sollten, um weitere Konflikte zu vermeiden.

Investigative Enthüllungen
Die Meinungen von Gordon und anderen Experten werfen grundlegende Fragen über die Motivationen und die langfristigen Ziele Israel auf. Insbesondere wird diskutiert, welches Endziel Israel mit seinen militärischen Aktionen verfolgt. Gordon argumentierte, dass die Angriffe zwar den zeitlichen Rahmen für Irans Nuklearprogramm verlangsamt haben, jedoch nicht dessen Eliminierung bewirken konnten. "Wir wissen nicht, welche Art von Vergeltung wir zu erwarten haben", sagte er. "Der erste Tag ist vorbei, aber die Risiken sind erheblich."
Gordon weist darauf hin, dass es erhebliche Unterschiede zwischen militärischen Erfolgen und strategischen Zielen gibt. Er fragte sich, ob die aktuelle Strategie Israels darauf abzielt, einen dauerhaften Frieden zu erreichen oder ob sie lediglich eine Konfrontation aufrechterhalten möchte. "Was ist der Endzustand hier? Was versuchen Sie zu erreichen? Oder ist das Ziel einfach, in einem ständigen Konflikt zu bleiben?"
Ähnlich äußerte sich auch Ilan Goldenberg, ein weiterer Berater, der während seiner Zeit im Pentagon als Iran-Analyst tätig war. Goldenberg, der Harris während ihrer Präsidentschaftskampagne 2024 unterstützte, betonte, dass die USA nun eine Verantwortung haben, Israel gegen mögliche iranische Vergeltungsmaßnahmen zu unterstützen. "Die Israelis sind operativ hervorragend, aber sie haben manchmal Schwierigkeiten, dies in einen nachhaltigen strategischen Sieg umzusetzen", erklärte Goldenberg.

Auswirkungen und Reaktionen
Die militärischen Angriffe Israels haben nicht nur eine sofortige Reaktion im Iran ausgelöst, sondern auch in der internationalen Gemeinschaft Besorgnis ausgelöst. Die Reaktionen aus dem Iran waren schnell und eindeutig. Führende iranische Politiker haben gedroht, Vergeltung zu üben, was die Spannungen in der Region weiter anheizt. Dies hat nicht nur sicherheitspolitische Implikationen, sondern könnte auch die globalen Märkte destabilisieren, insbesondere im Hinblick auf Energiepreise.
In den USA hat die Kritik an den israelischen Militäraktionen an Fahrt gewonnen, insbesondere unter progressiven politischen Kreisen und Organisationen. J Street, eine einflussreiche pro-israelische Lobbygruppe, hat am Freitag eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ein Ende des "Zyklus der Vergeltung und Eskalation" fordert und die Rückkehr zur Diplomatie zwischen den USA und dem Iran einfordert.
Die politischen Reaktionen auf diese Entwicklungen zeigen eine Spaltung innerhalb der Demokratischen Partei. Während einige Mitglieder des Kongresses die israelischen Angriffe unterstützen, gibt es zunehmend Stimmen, die eine diplomatische Lösung bevorzugen. Diese Divergenz spiegelt die sich verändernde Landschaft der amerikanischen Außenpolitik wider, in der progressive Stimmen immer mehr Gewicht gewinnen.
Zukünftige Entwicklungen
Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Situation im Nahen Osten entwickelt. Gordon und Goldenberg haben betont, dass die USA nun mehr denn je in der Pflicht sind, eine Rolle als Vermittler einzunehmen, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Die Frage bleibt jedoch, ob Präsident Biden und sein Team bereit sind, eine solche Rolle zu übernehmen, insbesondere angesichts der innenpolitischen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind.
Ein weiterer Schlüssel zur Lösung der Krise wird sein, ob es den USA gelingt, eine diplomatische Verbindung zu Teheran aufzubauen, die über bloße Verhandlungen hinausgeht. Die USA müssen möglicherweise auch ihre Perspektive auf die Region und die Akteure darin überdenken, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Die Situation in der Region bleibt angespannt, und die Auswirkungen der aktuellen militärischen Entwicklungen könnten weitreichende Folgen für die zukünftigen Beziehungen zwischen den USA, Israel und dem Iran haben. Die Stimmen von Harris' Beratern zeigen, dass auch innerhalb der US-Regierung ein Umdenken stattfindet, das möglicherweise den Weg für eine neue diplomatische Ära ebnen könnte.