Nur zwei Tage nachdem der US-amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. die gesamte Impfstoffberatungskommission der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) entlassen hatte, hat er eine neue Gruppe von Beratern ernannt. Diese neuen Mitglieder, die stark in der Kritik der bisherigen Covid-19-Reaktionen stehen, sollen in der nächsten Sitzung des Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), die für den 25. Juni angesetzt ist, Empfehlungen zu Impfungen abgeben.
Kennedy begründete die Entlassung des vorherigen 17-köpfigen Panels mit einem Übermaß an Interessenkonflikten. Er kündigte an, neue „hochqualifizierte“ Experten zu benennen, die über die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen umfassend beraten können. In einer Erklärung äußerte Kennedy, dass das neu zusammengestellte Panel definitive Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit verlangen wird, bevor neue Impfempfehlungen ausgesprochen werden.
Die neuen Mitglieder des ACIP
Zu den acht neuen Mitgliedern gehören einige umstrittene Persönlichkeiten. Dazu zählt Dr. Robert Malone, ein Biochemiker, der in der Entwicklung von mRNA-Technologien Pionierarbeit geleistet hat, jedoch in den letzten Jahren als scharfer Kritiker der Covid-19-Impfstoffe aufgetreten ist. Malone hat unter anderem die Sicherheit von mRNA-Impfstoffen in Frage gestellt und wird von vielen als umstrittene Figur in der Impfdebatte betrachtet.
Ein weiterer Neuzugang, Dr. Martin Kulldorff, ist Biostatistiker und Epidemiologe, der zusammen mit Dr. Jay Bhattacharya die Great Barrington Declaration verfasst hat, die eine Strategie zur Erreichung von Herdenimmunität propagierte. Diese Erklärung hat sowohl Befürworter als auch scharfe Kritiker gefunden und gilt als umstritten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Kennedy ernennt auch Dr. James Pagano, einen Facharzt für Notfallmedizin, der sich für evidenzbasierte Medizin stark macht. Dr. Retsef Levi von MIT, der Untersuchungen zu mRNA-Impfstoffen und deren möglichen kardiovaskulären Nebenwirkungen durchgeführt hat, wird ebenfalls Teil des Gremiums. Diese Ernennungen scheinen einen klaren Trend hin zu einer kritischeren Position gegenüber der bisherigen Impfpolitik zu verdeutlichen.
Die Reaktionen auf die Neubesetzungen
Die Reaktionen auf Kennedys Entscheidungen sind gemischt. Während einige in der Bewegung „Make America Healthy Again“ fordern, die Impfstoffe vollständig abzulehnen, warnen andere Experten vor den potenziellen Gefahren, die sich aus der Einstellung des neuen Panels ergeben könnten. Kritiker argumentieren, dass die Zusammensetzung des Panels nicht nur die Impfkampagne gefährden, sondern auch das Vertrauen in die öffentliche Gesundheit untergraben könnte.
So beschreibt Dr. Vicky Pebsworth, die neue Direktorin des Pacific Region für die National Association of Catholic Nurses, ihre eigenen Bedenken über die Impfstoffsicherheit, die sie auf die „ernsten, langfristigen Gesundheitsprobleme“ ihres Sohnes zurückführt, die nach einer Impfung auftraten. Ihre Ernennung wirft Fragen über die objektive Bewertung von Impfstoffen auf, da sie auch im Vorstand der National Vaccine Information Center tätig war, einer Organisation, die eine Verbindung zwischen Impfungen und Autismus behauptet.
Darüber hinaus ist Dr. Michael Ross, ein Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie, der in der Vergangenheit auf den Beiräten der CDC und der FDA tätig war, Teil des neuen ACIP. Ross wird beschrieben als jemand, der über umfassende Erfahrungen in der Biotechnologie verfügt und auf mehreren Biotech-Vorständen gedient hat, was seine Position innerhalb des Gremiums zusätzlich kompliziert macht.
Die Bedeutung von ACIP
Das ACIP, das 1964 gegründet wurde, hat eine entscheidende Rolle in der amerikanischen Impfpolitik gespielt. Das Gremium, das aus Kinderärzten, Immunologen, Forschern und Patientenvertretern besteht, ist verantwortlich für die Überprüfung der Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen sowie für die Entscheidung, wer wann geimpft werden sollte. Die Entscheidungen des ACIP haben weitreichende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Impfpolitik in den USA.
Die jetzige Neubesetzung des Panels könnte einen fundamentalen Wandel in der Impfempfehlungspolitik bedeuten. Die neuen Mitglieder haben sich in der Vergangenheit gegen die weit verbreitete Impfpflicht ausgesprochen und könnten versuchen, die Impfempfehlungen zu lockern oder sogar abzulehnen. Dies könnte ernsthafte Folgen für die öffentliche Gesundheit haben, insbesondere in einer Zeit, in der Impfungen gegen Covid-19 und andere Krankheiten von entscheidender Bedeutung sind.
Konflikte und Bedenken
Die Ernennung der neuen Mitglieder wirft zudem Fragen zu den Interessenkonflikten und den möglichen Auswirkungen auf die wissenschaftliche Integrität des Gremiums auf. Kennedy hat die vorherigen Mitglieder aufgrund von Interessenkonflikten entlassen, doch seine neuen Ernennungen scheinen in eine ähnliche Richtung zu gehen. Mehrere Mitglieder des neuen Panels haben in der Vergangenheit kontroverse Ansichten vertreten, die nicht unbedingt mit den bisherigen Richtlinien der CDC übereinstimmen.
Laut Berichten ist die Frage der Impfstoffsicherheit und der wissenschaftlichen Grundlage für Impfempfehlungen ein zentrales Anliegen für viele Gesundheitsexperten. Sie befürchten, dass die neue Zusammensetzung des ACIP nicht nur das Vertrauen in die Impfstoffe untergräbt, sondern auch die Bereitschaft der Bevölkerung, sich impfen zu lassen, gefährden könnte.
Die neuen Mitglieder scheinen einen Trend zu repräsentieren, der von einer zunehmenden Skepsis gegenüber etablierten medizinischen Praktiken geprägt ist. Dies könnte in Zeiten einer globalen Pandemie, in der wissenschaftliche Konsensentscheidungen von größter Bedeutung sind, als besonders problematisch angesehen werden.
Ausblick auf die Zukunft
Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die neuen Mitglieder des ACIP auf die Impfpolitik auswirken werden. Die nächste Sitzung des Gremiums am 25. Juni wird ein erster wichtiger Test für die neuen Mitglieder sein, bei dem sie über zukünftige Impfempfehlungen diskutieren und abstimmen werden.
Experten warnen, dass die Entscheidungen, die in dieser Sitzung getroffen werden, weitreichende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben könnten. In einer Zeit, in der das Vertrauen in die Impfstoffe bereits durch die Covid-19-Pandemie erschüttert ist, könnte eine kritische Neubewertung der Impfpolitik durch das ACIP erhebliche Konsequenzen haben.
Die öffentliche Gesundheit steht auf dem Spiel, und die Frage bleibt: Werden die neuen Mitglieder in der Lage sein, eine ausgewogene und evidenzbasierte Impfempfehlung zu geben, oder werden sie die bestehenden Spannungen in der Impfdebatte weiter verschärfen?
