Eine neue Untersuchung zeigt alarmierende Fakten über die Auswirkungen von Klimafalschinformationen, die die globale Klimakrise in eine Katastrophe verwandeln könnten. Laut dem Bericht des International Panel on the Information Environment (Ipie) behindern und verzögern falsche und irreführende Informationen, die vor allem von fossilen Brennstoffunternehmen, rechten Politikern und einigen Nationalstaaten verbreitet werden, entscheidende Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel. Die Autoren des Berichts warnen, dass der Druck zur Verbreitung dieser Desinformationen sich in den nächsten Jahren nur verstärken wird, wenn keine entschlossenen Schritte unternommen werden.
Die umfassende Analyse basiert auf 300 Studien, die die Mechanismen und Auswirkungen von Klimafalschinformationen untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kampagnen des Klimawandelleugners zunehmend auf die Diskreditierung von Lösungen ausgerichtet sind, wie beispielsweise die falschen Behauptungen, die erneuerbare Energien für den massiven Stromausfall in Spanien verantwortlich seien. Experten stellen fest, dass Online-Bots und Troll-Armeen eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese falschen Narrative zu verbreiten und zu verstärken.

Hintergründe und Kontext
Die Verbreitung von Falschinformationen über den Klimawandel ist nicht neu, aber die Anzahl der aktiven Akteure und die Komplexität der Kampagnen haben exponentiell zugenommen. Die fossilien Brennstoffunternehmen haben sich nicht nur auf die Leugnung des Klimawandels konzentriert, sondern auch auf die Förderung irreführender Informationen über vermeintlich "saubere" Energiequellen. Wie der Ipie-Bericht feststellt, führt die Doppelstrategie der Industrie dazu, dass die Öffentlichkeit in die Irre geführt wird, indem fossile Brennstoffe als "niedrig-kohlenstoffhaltig" dargestellt werden.
Ein weiteres besorgniserregendes Beispiel ist die Verbreitung bizarrer Verschwörungstheorien, wie der Behauptung, dass die Waldbrände in Südkalifornien absichtlich von Beamten geplant wurden, um angebliche Kinderhandelstunnel zu zerstören. Solche Narrative tragen dazu bei, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft und die Institutionen zu untergraben, die sich mit der Bekämpfung des Klimawandels befassen und dessen Dringlichkeit betonen.
Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte und Klimawandel, Elisa Morgera, hat kürzlich gefordert, dass die Verbreitung von Desinformationen und Greenwashing durch die fossile Brennstoffindustrie kriminalisiert werden sollte. Ihre Aufrufe kamen zur rechten Zeit, da Brasilien, der Gastgeber des bevorstehenden COP30-Klimagipfels, die Nationen dazu anregen will, sich hinter eine separate UN-Initiative zu stellen, die darauf abzielt, Klimafalschinformationen zu bekämpfen.

Investigative Enthüllungen
Die Ipie-Studie hat mehrere kritische Ergebnisse zutage gefördert. Die Forscher fanden heraus, dass die politischen Akteure und sogar Regulierungsbehörden zunehmend Zielscheiben für Desinformationskampagnen sind. Dies macht es schwieriger, entscheidende Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen. Laut Dr. Klaus Jensen von der Universität Kopenhagen, einem der Hauptautoren der Studie, ist es entscheidend, dass die Öffentlichkeit Zugang zu korrekten Informationen hat, um informierte Entscheidungen treffen zu können.
„Wir haben etwa fünf Jahre Zeit, um die Emissionen zu halbieren und bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden“, erklärte Jensen. „Ohne die richtigen Informationen werden wir das nicht schaffen. Die Möglichkeit, dass die Klimakrise in eine Klimakatastrophe umschlägt, ist sehr real, wenn wir das Problem der Integrität klimarelevanter Informationen nicht angehen.“ Dies unterstreicht die Dringlichkeit, die Verbreitung falscher Informationen zu stoppen.
In ihrem Bericht fordert Morgera die Staaten auf, die Informationssysteme von der Einflussnahme der fossilen Brennstoffindustrie zu „entfossilisieren“. Ihre Forderungen sind Teil eines größeren internationalen Versuchs, die öffentliche Meinung über den Klimawandel zu stärken und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung von Falschinformationen zu verhindern.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen von Klimafalschinformationen sind weitreichend und betreffen nicht nur das öffentliche Bewusstsein, sondern auch politische Entscheidungen und letztlich die Umwelt. Laut dem Ipie-Bericht hat die verbreitete irreführende Information das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Klimawissenschaft und andere soziale Institutionen untergraben. Dies führt zu einer Vertrauenskrise, die es den Entscheidungsträgern erschwert, notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft ist bisher gemischt. Während einige Länder, darunter Brasilien, die Initiative ergreifen, um Maßnahmen gegen Klimafalschinformationen zu fördern, bleibt es fraglich, ob andere Länder bereit sind, ähnliche Schritte zu unternehmen. Der UN-Generalsekretär António Guterres hat bereits im Juni 2024 gefordert, die Werbung von fossilen Brennstoffunternehmen zu verbieten, und bezeichnete diese als die „Paten des Klimachaos“. Diese Aussagen könnten jedoch auf Widerstand in den Ländern mit starkem Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie stoßen.
Die UNESCO hat ebenfalls betont, dass die Verbreitung von klimarelevanter Desinformation in sozialen Medien „rampant“ ist, was die Notwendigkeit unterstreicht, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Integrität der Klimainformationen zu gewährleisten. Experten warnen, dass ohne entschlossene Maßnahmen zur Bekämpfung von Falschinformationen die Fortschritte in der Klimapolitik ernsthaft gefährdet sind.
Zukünftige Entwicklungen
Mit dem bevorstehenden Klimagipfel COP30 in Brasilien wird die internationale Gemeinschaft die Gelegenheit haben, einige der diskutierten Maßnahmen auf den Prüfstand zu stellen. Der Fokus wird darauf liegen, wie Länder ihre Bemühungen zur Bekämpfung von Klimafalschinformationen bündeln können. Die Entwicklung eines klaren rechtlichen Rahmens zur Kriminalisierung von Desinformationen könnte ein wesentlicher Schritt in diese Richtung sein.
Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, ob die globale Gemeinschaft in der Lage ist, den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen oder ob sie in dem Strudel der Falschinformationen untergeht, der die Dringlichkeit der Situation verschleiert. Wie Jensen resümiert: „Die Klärung der Informationslage ist entscheidend, um informierte Wahlen und Entscheidungen zu treffen. Wir stehen am Scheideweg.“