In den letzten Wochen haben sich die Unzufriedenheit und der Protest unter Kubas Studenten intensiviert, ausgelöst durch eine drastische Erhöhung der Internetpreise, die von dem staatlichen Kommunikationsmonopol Etecsa angekündigt wurde. Die Studenten fordern nicht nur ein Umdenken in der Internetpolitik, sondern auch Rücktritte und Streiks, um gegen die ständige Belastung durch die Regierung zu protestieren. Diese Entwicklungen werfen ein grelles Licht auf die wachsende Entfremdung zwischen der kubanischen Jugend und der kommunistischen Regierung, die zunehmend in der Kritik steht.
Die Studierenden, organisiert in der Federation der Universitätsstudenten (FEU), haben eine Reihe von Maßnahmen gefordert. Dazu gehören Teilnahmeverweigerungen bei Vorlesungen, Forderungen nach Erklärungen von Regierungsvertretern und sogar die Absetzung ihres eigenen Präsidenten. Diese Forderungen sind Teil einer breiteren Frustration über die wirtschaftliche Misere Kubas, die durch Stromausfälle, Wasserknappheit und steigende Lebensmittelpreise noch verstärkt wird.

Hintergründe und Kontext
Die Wurzel der aktuellen Proteste liegt in einer brutalen Preiserhöhung für mobile Daten, die Etecsa ohne Vorankündigung durchführte. Während zuvor ein Paket mit 6 GB für 360 Pesos (etwa 1 US-Dollar zu Schwarzmarktpreisen) erhältlich war, stieg der Preis für zusätzliche 3 GB auf 3.360 Pesos (9 US-Dollar). Diese plötzliche Erhöhung hat in einem Land, in dem die monatlichen Staatsgehälter bei 2.100 Pesos (5,70 US-Dollar) beginnen, für Empörung gesorgt. Viele Kubaner verlassen sich auf das Internet, um Nachrichten zu beziehen, notwendige Güter zu kaufen und mit Verwandten im Ausland zu kommunizieren.
Gemäß offiziellen Berichten nutzen die meisten Kubaner etwa 10 GB pro Monat, was die Abhängigkeit von digitalen Dienstleistungen in der heutigen Gesellschaft verdeutlicht. Die Studenten beschreiben die Internetpreiserhöhung als einen Funken, der die tiefere Wut über die wirtschaftlichen Bedingungen und die Abhängigkeit von US-Dollar entfacht hat.
Die jüngsten Entwicklungen sind nicht isoliert. In den letzten Monaten hat die kubanische Regierung zunehmend auf harte Währungen zurückgegriffen. Supermärkte, die nur US-Dollar akzeptieren, und Tankstellen, die vom Peso abrücken, sind nur einige Beispiele. Der Druck auf die Bevölkerung wächst, da viele gezwungen sind, ihre Verwandten im Ausland um finanzielle Unterstützung zu bitten, um grundlegende Bedürfnisse zu decken.

Investigative Enthüllungen
Die Studierenden von der Universidad Tecnológica de La Habana (CUJAE) haben in ihrer Erklärung klargestellt, dass die Verantwortung für die wirtschaftliche Misere nicht allein bei den Etecsa-Managern liegt, sondern bei den politischen Entscheidungsträgern, die ein chaotisches wirtschaftliches Modell implementiert haben. “Die ultimative Verantwortung für das Problem liegt nicht bei den Managern und Angestellten [von Etecsa], sondern bei denen, die ein chaotisches, wenn nicht sogar nicht existierendes, wirtschaftliches Modell implementiert haben”, heißt es in einer Erklärung der technischen Abteilung der Universität.
Tania Velázquez, Präsidentin von Etecsa, versuchte auf staatlichem Fernsehen, die Situation zu erklären. Sie sprach von einer “äußerst kritischen Situation”, die durch den Mangel an ausländischer Währung und einen signifikanten Rückgang der Einnahmen in den letzten Jahren verursacht wurde. Doch trotz ihrer Erklärungen waren viele Studenten skeptisch, ob die zusätzliche Einnahme zu Verbesserungen führen würde. Die Studierenden der Fakultät für Mathematik und Computerwissenschaften an der Universität Havanna (Matcom) forderten ein Treffen mit den Verantwortlichen, um die Hintergründe der Maßnahmen zu klären.
Die Reaktion der Regierung auf die wachsenden Proteste war eine Mischung aus Besorgnis und Verwirrung. Präsident Miguel Díaz-Canel bezeichnete die Studenten als “geliebte” Bürger und organisierte Treffen mit ihnen. Dabei deutete er an, dass das Problem vor allem in der Kommunikation liege. Er bot ein neues, stark subventioniertes Paket für Universitätsstudenten an, was von den Ingenieurstudenten der CUJAE jedoch als “Versuch, die studentische Avantgarde zum Schweigen zu bringen” abgelehnt wurde.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Proteste und der Unmut der Studenten stellen eine Abweichung von den üblichen Kritiken der kubanischen Regierung dar, die oft von Exil-Kubanern in Miami geäußert werden. Viele der Protestierenden sehen in der Preiserhöhung von Etecsa einen Bruch mit den Idealen der kubanischen Revolution und berufen sich auf die Worte von revolutionären Helden wie Fidel Castro. Diese Rückbesinnung auf die revolutionären Werte verdeutlicht das Gefühl, dass sich die Regierung von ihren sozialistischen Prinzipien entfernt, ohne gleichzeitig eine wirtschaftliche Liberalisierung zu ermöglichen, die es den Kubanern erlauben würde, selbst ausreichend Einkommen zu erzielen.
Die FEU, die 1922 gegründet wurde und einst gegen die vorrevolutionären Diktaturen kämpfte, war in den letzten Jahrzehnten relativ ruhig geblieben. Die aktuelle Welle des Protests deutet darauf hin, dass die Organisation möglicherweise wieder an Einfluss gewinnt und die Stimme der Jugend in Kuba repräsentiert.
Experten wie Michael Bustamante, Professor für kubanische und kubanisch-amerikanische Studien an der Universität von Miami, betonen die Bedeutung dieser Proteste. “Es ist ein Zeichen für eine neue Welle des politischen Bewusstseins unter den jungen Kubanern. Sie sind bereit, für ihre Rechte und Bedürfnisse zu kämpfen”, sagt Bustamante und verweist dabei auf die zunehmende Wut über die wirtschaftlichen Bedingungen im Land.
Zukünftige Entwicklungen
Die Reaktionen der kubanischen Regierung auf die Proteste und die Forderungen der Studenten werden entscheidend für die weitere Entwicklung der Situation sein. Wenn die Regierung nicht in der Lage ist, auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Bürger einzugehen und die Kommunikation zu verbessern, besteht die Gefahr, dass die Unruhen zunehmen. Ein solcher Anstieg könnte nicht nur die Studentenbewegung, sondern auch andere Teile der Gesellschaft mobilisieren.
Die Situation in Kuba bleibt angespannt und die Forderungen nach Veränderungen werden lauter. Die Internetpreiserhöhung könnte sich als Wendepunkt im Verhältnis zwischen der Regierung und der Jugend des Landes herausstellen, da sich immer mehr junge Kubaner mit den drängenden wirtschaftlichen Herausforderungen und der politischen Repression auseinandersetzen müssen. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die kubanische Regierung bereit ist, auf diese wachsenden Stimmen des Protests zu reagieren oder ob sie weiterhin auf Unterdrückung und Ignoranz setzt.