Ein Gericht in Malta hat am Dienstag zwei Männer zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie den Sprengstoff für den Mordanschlag auf die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017 bereitgestellt haben. Dieses Urteil markiert den vorläufigen Höhepunkt jahrelanger Ermittlungen, die weltweit für Aufsehen gesorgt haben.
Jamie Vella und Robert Agius, die beschuldigt wurden, die Bombe geliefert zu haben, die Caruana Galizia tötete, erhielten die höchstmögliche Strafe, nachdem die Geschworenen sie letzte Woche schuldig gesprochen hatten. Der Anschlag auf die Journalistin erschütterte nicht nur Malta, sondern auch die internationale Gemeinschaft tief.

Hintergründe und Kontext
Der Mord an Daphne Caruana Galizia ereignete sich am 16. Oktober 2017. Sie wurde durch eine Autobombe getötet, die in der Nähe ihres Hauses in Valletta, Malta, explodierte. Caruana Galizia war bekannt für ihre Berichterstattung über Korruption und Misswirtschaft, die sowohl politische als auch wirtschaftliche Akteure in Malta betraf.
Die Bombe, die rund 500 Gramm Gelatinsprengstoff enthielt, wurde unter dem Fahrersitz ihres Autos angebracht und per Mobiltelefon gezündet. Diese Methode, kaltblütig und präzise, wies auf ein ausgeklügeltes Netzwerk hin, das bereit war, für Geld zu töten.
Die Ermittlungen zeigten, dass der Mord von einem Team aus drei Männern ausgeführt wurde. Zwei der Männer, Brüder, wurden 2022 zu jeweils 40 Jahren Haft verurteilt, während ein weiterer Komplize 2021 nach einem Geständnis und der Bereitstellung wichtiger Informationen eine 15-jährige Strafe erhielt.
Die Verurteilung von Vella und Agius ist ein weiterer Schritt in einem langen Prozess der Gerechtigkeit. Ein Unternehmer, der beschuldigt wird, der Drahtzieher des Mordes zu sein, wartet noch auf seinen Prozess. Dieser Mann, der enge Verbindungen zur Regierung des ehemaligen maltesischen Premierministers Joseph Muscat hatte, wurde im November 2019 verhaftet, als er versuchte, Malta auf seiner Yacht zu verlassen.

Investigative Enthüllungen
Die Ermittlungen zu Caruana Galizias Ermordung waren von Anfang an von politischer Brisanz geprägt. Die Journalistin hatte kurz vor ihrem Tod zahlreiche Skandale aufgedeckt, die hohe Regierungsbeamte und Geschäftsleute in Malta betrafen. Ihre Arbeit machte sie zu einer Feindin vieler einflussreicher Kreise, die von ihren Enthüllungen bedroht wurden.
Ein zentraler Aspekt der Untersuchungen war die Frage, wie ein solch komplexer Anschlag organisiert und finanziert wurde. Es stellte sich heraus, dass die Organisation des Mordes ein Netzwerk von Kriminellen und möglicherweise polizeilichen und politischen Versäumnissen umfasste. Die Verurteilung von Vella und Agius wirft ein Schlaglicht auf die Ressourcen, die nötig waren, um eine derart ausgeklügelte Tat auszuführen.
Ein weiteres wichtiges Element der Enthüllungen sind die Verbindungen zu hochrangigen politischen Akteuren. Die Morde und die darauf folgenden Ermittlungen haben eine Debatte über die Integrität der maltesischen Institutionen entfacht, insbesondere hinsichtlich ihrer Fähigkeit, die Rechtsstaatlichkeit zu schützen und gegen Korruption vorzugehen.
Die Rolle von staatlichen Institutionen und deren möglicherweise mangelnde Handlungsfähigkeit wurden ebenfalls kritisch beleuchtet. Die Ermittlungen haben gezeigt, dass es erhebliche Lücken in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden gab, die letztendlich dazu führten, dass die Täter zunächst ungestraft blieben.

Auswirkungen und Reaktionen
Der Mord an Daphne Caruana Galizia hat weitreichende Auswirkungen auf die maltesische Gesellschaft und darüber hinaus. Ihre Ermordung führte zu massiven Protesten auf der Insel und weltweit. Viele Menschen forderten Gerechtigkeit und eine umfassende Untersuchung der Korruptionsvorwürfe, die sie aufgedeckt hatte.
Caruana Galizias Familie, insbesondere ihre Schwester Corinne Vella, hat sich unermüdlich für die Aufklärung des Mordes eingesetzt. Vella betonte, wie wichtig es ist, dass die Justiz nicht nur die Täter, sondern auch die Hintermänner zur Rechenschaft zieht. Sie erklärte, dass die Verurteilungen ein wichtiger Schritt seien, um potenzielle Mörder von Journalisten abzuschrecken, indem sie zeigen, dass es schwere Strafen gibt.
Die internationale Gemeinschaft hat ebenfalls aufmerksam auf die Entwicklungen in Malta geachtet. Die EU und zahlreiche Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt die Bedeutung einer unabhängigen und transparenten Justiz in Malta hervorgehoben und betont, dass der Schutz von Journalisten weltweit Priorität haben sollte.
Zukünftige Entwicklungen
Auch wenn die Verurteilungen von Vella und Agius ein wichtiger Schritt zur Gerechtigkeit für Daphne Caruana Galizia und ihre Familie sind, bleiben viele Fragen offen. Insbesondere die Rolle des mutmaßlichen Drahtziehers, der noch auf seinen Prozess wartet, wirft weiterhin Schatten auf die gesamte Affäre.
Die maltesische Regierung steht weiterhin unter Druck, umfassende Reformen durchzuführen, um die Integrität ihrer Institutionen zu gewährleisten und Vertrauen in der Bevölkerung wiederherzustellen. Dieses Vertrauen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Anschlag in Zukunft nicht wiederholen kann.
Insgesamt bleibt die Ermordung von Daphne Caruana Galizia ein Mahnmal für die Gefahren, denen Journalisten weltweit ausgesetzt sind, wenn sie ihre Arbeit machen, um Machtmissbrauch und Korruption aufzudecken. Die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft wird es sein, diesen Fall weiterhin zu verfolgen und auf umfassende Reformen zu drängen.