CLEVELAND, Ohio – Die jüngsten Entwicklungen innerhalb der US-amerikanischen Nationalparkbehörde werfen besorgniserregende Fragen über den Umgang mit Geschichte und öffentlicher Meinungsäußerung auf. Mit einem neuen Aufruf, Besucher dazu zu ermutigen, abfällige Bemerkungen über Amerikaner zu melden, geht die Nationalparkbehörde in die Offensive. Dies geschieht im Kontext einer politischen Agenda, die von der Regierung Trump geprägt wurde und die als Krieg gegen „Woke-Kultur“ beschrieben werden kann. Die National Parks Conservation Association (NPCA), eine gemeinnützige Organisation, die den Nationalparkdienst unterstützt, warnt vor den möglichen Folgen dieser Maßnahmen.
In verschiedenen Nationalparks im ganzen Land, einschließlich des Cuyahoga Valley Nationalparks, sind Schilder aufgetaucht, die die Besucher auffordern, „negative Bemerkungen über Amerikaner“ zu melden sowie ein unzureichendes Lob über die natürlichen Eigenschaften der Parks. Diese Mitteilungen sind nicht nur besorgniserregend, sondern könnten auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie die Geschichte und die Natur innerhalb dieser Institutionen dargestellt werden.

Hintergründe und Kontext
Der Ursprung dieser kontroversen Schilder geht auf ein Präsidentenbefehl zurück, der unter dem Titel „Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte wiederherstellen“ veröffentlicht wurde. Diese Initiative zielt darauf ab, die Wahrnehmung der amerikanischen Geschichte zu „korrigieren“, indem sie historische Narrative unterdrückt, die als negativ oder kritikwürdig angesehen werden. Die NPCA argumentiert, dass diese Schilder nicht der Wahrheit dienen, sondern stattdessen eine verzerrte Sichtweise der amerikanischen Geschichte propagieren sollen.
In einem Statement äußerte die Präsidentin der NPCA, Theresa Pierno, ihren Unmut über die neue Politik der Nationalparkbehörde. Sie beschrieb die Schilder als „eine Empörung“ und betonte, dass Ranger in der Lage sein sollten, die dunkleren Kapitel der amerikanischen Geschichte – wie die Internierung japanisch-amerikanischer Bürger während des Zweiten Weltkriegs – ohne Angst vor Repressalien zu besprechen. Die Schilder fordern die Besucher auf, gegen die offizielle Geschichtserzählung zu arbeiten und diese zu beschönigen.
Die Internierung amerikanischer Bürger japanischer Abstammung in Lagern wie dem Amache National Historic Site in Colorado ist eine der vielen schwierigen Geschichten, die innerhalb des Nationalparkdienstes dokumentiert sind. Diese Orte sind wichtig, um die komplexe und oft schmerzhafte Realität der amerikanischen Geschichte zu verstehen. Die neue Politik könnte diese wichtigen Erzählungen gefährden.

Investigative Enthüllungen
Die Schilder, die die Besucher auffordern, abfällige Bemerkungen zu melden, wurden in verschiedenen Teilen des Cuyahoga Valley Nationalparks, einschließlich des Boston Mill Visitor Centers und an mehreren Trailheads, aufgestellt. Diese Maßnahmen wurden in einem internen Memo, das Cleveland.com und The Plain Dealer zugespielt wurde, als „dringend“ bezeichnet.
Die Schilder sind so konzipiert, dass sie eine einfache Möglichkeit bieten, negative Kommentare über amerikanische Geschichte oder Natur zu melden, indem sie QR-Codes für die Aufzeichnung solcher „Verstöße“ angeben. Diese Methode der Berichterstattung könnte die Grundlage für ein Algorithmus-gesteuertes Überwachungssystem bilden, das den Diskurs im öffentlichen Raum beeinflusst.
Rob Smith, der nordwestliche Regionaldirektor der NPCA, äußerte seine Bedenken, nachdem er ein Schild im Minidoka National Historic Site in Washington gesehen hatte. Er beschrieb die Probleme, die sich aus der Erzählung von schwierigen historischen Ereignissen ergeben, und wies darauf hin, dass es schwierig sei, die Geschichte der Internierung und der damit verbundenen Behördenreaktionen positiv zu gestalten. „Es ist hart, diese Geschichte in einem positiven Licht darzustellen“, sagte Smith und unterstrich das Dilemma, vor dem Ranger stehen, wenn sie versuchen, die Wahrheit lebendig zu halten.
Diese Schilder sind Teil einer größeren Bewegung, die innerhalb des Nationalparkdienstes und der Bundesregierung stattfindet. Während solche Maßnahmen möglicherweise als Versuch angesehen werden, den Nationalparks ein neues Image zu verleihen, könnten sie auch die tief verwurzelte Tradition der Geschichtserzählung und des Geschichtsbewusstseins gefährden.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Schilder waren gemischt. Während einige Besucher die Änderungen als eine notwendige Maßnahme zur Förderung der nationalen Einheit ansehen, sehen viele andere die Praktiken als eine Bedrohung für die Integrität der Geschichtserzählung. Die NPCA hat sich vehement gegen solche Praktiken ausgesprochen und fordert die US-Regierung auf, diese Schilder sofort abzunehmen. Der Aufruf zur Zensur könnte die komplexe Beziehung zwischen öffentlichen Einrichtungen und der Bürgergesellschaft gefährden, insbesondere in einer Zeit, in der Ehrlichkeit und Transparenz in der Geschichtserzählung gefordert werden.
Die Schilder, die Besucher dazu auffordern, abfällige Bemerkungen über Amerikaner zu melden, könnten auch eine Atmosphäre der Angst schaffen, in der Ranger und Parkmitarbeiter gezwungen sind, sich selbst zu zensieren. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Geschichte in den Nationalparks behandelt wird. Angesichts der Tatsache, dass viele der bedeutendsten Geschichten über Rassismus, Ungerechtigkeit und soziale Probleme in den USA stammen, könnte die Zensur solcher Erzählungen das öffentliche Bewusstsein und die Bildung über diese Themen erheblich beeinträchtigen.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft der Nationalparkbehörde und ihre Haltung zur Geschichtserzählung bleibt ungewiss. Während der öffentliche Druck auf die Regierung und die NPCA steigt, wird sich zeigen, ob die Schilder abgenommen werden und ob es zu einem Umdenken in Bezug auf die Geschichtserzählung innerhalb des Nationalparksystems kommt. Experten warnen vor den langfristigen Folgen einer Zensur, die nicht nur die historische Genauigkeit bedrohen, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung und das Vertrauen in eine Institution untergraben könnte, die für Bildung und Bewahrung stehen sollte.
Die Nationalparkbehörde steht jetzt vor der Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen nationaler Einheit und historischer Wahrheit zu finden. In einer Zeit, in der die Bürger zunehmend über Fragen der Gerechtigkeit und der Geschichte diskutieren, könnte die Behörde, wenn sie in ihrer derzeitigen Form bestehen bleibt, als eine Institution in der Sackgasse wahrgenommen werden. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie die Nationalparkbehörde ihre Rolle in der Gesellschaft definiert.
Die Schilder, die nun in vielen Nationalparks aufgestellt sind, könnten der Beginn eines größeren kulturellen Kampfes sein, der über die Grenzen der Parks hinausgeht. Während die Nation sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, wird die Art und Weise, wie wir diese Geschichten erzählen, entscheidend dafür sein, wie zukünftige Generationen die amerikanische Identität verstehen und schätzen.