CLEVELAND, Ohio – In einem Schritt, der an die düsteren Zeiten der McCarthy-Ära erinnert, hat das US-Innenministerium die Öffentlichkeit aufgefordert, Nationalparkmitarbeiter zu denunzieren, die möglicherweise als unamerikanisch geltende Äußerungen tätigen. Diese Maßnahmen, die Teil einer umfassenderen Kampagne unter der Trump-Administration sind, könnten tiefgreifende und beunruhigende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie die Geschichte in den Nationalparks der USA vermittelt wird.
Die National Parks Conservation Association (NPCA), eine gemeinnützige Organisation, die sich für den Schutz des Nationalpark-Systems einsetzt, warnt, dass die präsentierten Hinweise nicht dazu dienen, "Wahrheit oder Vernunft" wiederherzustellen, sondern vielmehr als Versuch angesehen werden können, die Geschichte zu beschönigen. In den letzten Wochen sind an verschiedenen Nationalparkstandorten, darunter auch im Cuyahoga Valley Nationalpark, Schilder aufgetaucht, die die Besucher auffordern, abfällige Bemerkungen über Amerikaner oder unzureichende Lobpreisungen der Schönheiten der Natur zu melden.

Hintergründe und Kontext
Die neuen Regelungen sind das Ergebnis eines Exekutivbefehls mit dem Titel „Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte wiederherstellen“, der die Haltung der Trump-Administration zur Geschichte und zur nationalen Identität widerspiegelt. Kritiker argumentieren, dass diese Strategie nicht nur gefährlich ist, sondern auch die Integrität und die Bildungsmission der Nationalparks gefährdet. Die NPCA hat die Schilder als einen Angriff auf die wissenschaftliche und historische Genauigkeit der Kommunikation in den Nationalparks bezeichnet.
„Die Schilder ermutigen die Besucher, Ranger zu melden, die über so genannte negative Informationen über Amerika sprechen“, erklärte Theresa Pierno, Präsidentin der NPCA, in einer Stellungnahme. „Das ist ein Skandal. Nationalpark-Ranger haben seit über hundert Jahren die amerikanische Geschichte lebendig gemacht, und die Amerikaner respektieren ihre Arbeit zutiefst.“
Die Vorfälle erinnern an eine Zeit, in der politische Verfolgung und das Bespitzeln von Bürgern als Mittel zur Kontrolle der öffentlichen Meinung weit verbreitet waren. Historisch gesehen war die McCarthy-Ära eine Zeit des Misstrauens und der Unterdrückung, in der viele Menschen aufgrund ihrer politischen Ansichten oder ihrer Zugehörigkeiten verfolgt wurden.
Die Schilder, die in den Nationalparks veröffentlicht wurden, bitten die Besucher um Rückmeldungen zu „Bereichen, die Reparaturen benötigen“ oder „Dienstleistungen, die verbessert werden müssen“. Anschließend werden die Besucher aufgefordert, „Hinweise oder Informationen zu melden, die negativ gegenüber vergangenen oder lebenden Amerikanern sind oder die die Schönheit, Größe und Fülle der Landschaften und anderer natürlicher Merkmale nicht betonen“. Dies geschieht durch einen bereitgestellten QR-Code, der eine einfache Meldung ermöglicht.

Investigative Enthüllungen
Die interne Kommunikation des Innenministeriums, die von cleveland.com und anderen Medien veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Schilder bis spätestens letzten Freitag an allen Standorten des Nationalpark-Systems installiert werden sollten. Dies steht im Widerspruch zu den Grundsätzen, die die Mission der Nationalparks leiten, die darauf abzielt, die Geschichte und das natürliche Erbe der USA zu bewahren und zu teilen.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass das neue Regime die Erzählungen über dunkle Kapitel der amerikanischen Geschichte, wie die Internierung japanisch-amerikanischer Bürger während des Zweiten Weltkriegs, in Frage stellt. Orte wie das Minidoka National Historic Site in Idaho erzählen Geschichten über die ungerechtfertigte Verhaftung und Unterbringung von über 120.000 Menschen. Ranger wie Rob Smith, der regionale Direktor der NPCA, äußerten Bedenken, dass diese neuen Maßnahmen die Fähigkeit von Rangern, wichtige und oft unbequeme historische Themen zu diskutieren, erheblich einschränken könnten.
„Minidoka handelt von der Reaktion auf Pearl Harbor, der darauf folgenden Panik und der „schweren Hand der Regierung“. Es ist ziemlich schwierig, diese Geschichte auf eine positive Weise zu erzählen“, so Smith. „Die Erzählungen über Slavery und die Behandlung der amerikanischen Ureinwohner werden dadurch ebenfalls gefährdet.“
Die Schilder werfen die Frage auf, inwieweit die Erzählungen in diesen historischen Stätten überhaupt noch der Wahrheit entsprechen werden, wenn das Hauptaugenmerk darauf liegt, Kritik zu vermeiden. Diese Ausrichtung könnte die Bildungsmission der Nationalparks untergraben und die Möglichkeit für die Amerikaner, aus der Geschichte zu lernen, erheblich beeinträchtigen.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf diese Schilder waren gemischt. Während einige Besucher die Möglichkeit begrüßen könnten, ihre Wahrnehmungen zu teilen, warnen viele Experten und Historiker vor den potenziellen Gefahren, die aus dieser Politik resultieren könnten. Die NPCA hat deutlich gemacht, dass es ihre Aufgabe ist, die Integrität der Erzählungen in den Nationalparks zu schützen. „Wenn unser Land die dunkleren Kapitel seiner Geschichte auslöscht, werden wir niemals aus unseren Fehlern lernen“, sagte Pierno. „Diese Schilder müssen sofort entfernt werden.“
Die Schilder und die damit verbundene Politik könnten auch weitreichende Auswirkungen auf die Nationalpark-Ranger selbst haben, die möglicherweise unter Druck stehen, ihre Kommunikation zu zensieren oder sogar ihre Stellen zu gefährden. In einem Umfeld, in dem Mitarbeiter Angst haben, ihre ehrlichen Meinungen zu äußern, könnte dies schließlich die Qualität der Bildungsangebote und der Besucherinteraktionen in den Parks beeinträchtigen.
Ein Ranger im Cuyahoga Valley Nationalpark, der anonym bleiben wollte, äußerte sich besorgt über die neuen Richtlinien und sagte: „Es ist beängstigend zu denken, dass wir uns in einem Klima bewegen, in dem wir befürchten müssen, dass das, was wir sagen, gegen uns verwendet werden könnte.“ Diese Besorgnis ist unter den Rangern weit verbreitet und könnte die Beziehung zwischen den Parkmitarbeitern und den Besuchern beeinträchtigen.
Zukünftige Entwicklungen
Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Situation entwickelt. Die NPCA plant, sich weiterhin gegen diese neuen Regelungen zu wehren und fordert die Öffentlichkeit auf, sich ebenfalls zu engagieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung auf den zunehmenden Druck reagieren wird und ob die Schilder an den Nationalparkstandorten bald wieder entfernt werden.
Trotz des Widerstands von Aktivisten und Historikern könnte die Trump-Administration weiterhin an ihrer Politik festhalten, was zu einem tiefgreifenden Riss im Verhältnis zwischen der Regierung und den Nationalparkmitarbeitern führen könnte. Die Frage, ob die Nationalparks weiterhin als Orte der Bildung und des kritischen Denkens fungieren können, hängt von den Entscheidungen ab, die in den nächsten Monaten getroffen werden.
Die aktuellen Ereignisse verdeutlichen die Notwendigkeit, die Integrität und die Wahrheit in der Geschichtserzählung zu schützen. Das Erbe der Nationalparks, das auf der Wahrung der amerikanischen Geschichte und Natur beruht, sollte nicht unter dem Druck politischer Agenden leiden. Es ist an der Zeit, dass die Stimmen der Ranger und der Geschichtenerzähler gehört werden, ohne Angst vor Repressalien.