In einer angespannten Sitzung des US-Senats am 10. Juni wurde Jayanta Bhattacharya, der Direktor der National Institutes of Health (NIH), von Senatoren zu den kürzlich angekündigten Budgetkürzungen und der Stornierung von Forschungsstipendien seiner Agentur befragt. Diese Maßnahmen stehen im Mittelpunkt eines umstrittenen politischen Diskurses über die Zukunft der biomedizinischen Forschung in den USA. Die geplanten Kürzungen für das Jahr 2026 sehen eine Reduzierung des NIH-Budgets um etwa 40 % vor und die Zusammenlegung seiner 27 Institute und Zentren in nur 8 vor.
„Wir können nicht einfach wie gewohnt weitermachen, wenn wir das Vertrauen in die NIH zurückgewinnen wollen“, betonte Bhattacharya während des Hearings. Die Situation wurde durch das Drängen von Wissenschaftlern und Befürwortern, die sich gegen die Kürzungen aussprachen, zusätzlich angeheizt. Unter ihnen war auch Tonya Maurer von der Alzheimer’s Association, die warnte: „Ein solcher Schnitt würde die kritische Alzheimer-Forschung sofort zum Stillstand bringen.“

Hintergründe und Kontext
Die NIH ist die größte öffentliche Förderorganisation für biomedizinische Forschung weltweit. In den letzten Jahren sah sich die Behörde jedoch zunehmendem Druck aus der Politik ausgesetzt, insbesondere unter der Trump-Administration, die die wissenschaftliche Integrität der NIH in Frage stellte. Die Vorwürfe über „politisierten“ Wissenschaften und die Behauptungen, die NIH würde „woke Wissenschaft“ fördern, haben zu einem massiven Rückgang des Ansehens der Behörde geführt.
Während des Hearings traten die Spannungen zwischen den politischen Zielen der Regierung und der wissenschaftlichen Gemeinschaft zutage. Bhattacharya betonte, dass die NIH sich reformieren müsse, um ihr Ansehen wiederherzustellen. Dies geschah im Angesicht von über 300 NIH-Mitarbeitern, die einen offenen Brief unter dem Titel „Bethesda Declaration“ unterzeichnet hatten, in dem sie die massiven Stellenstreichungen und die Stornierung von Forschungsprojekten verurteilten.
Der Brief kritisierte insbesondere die Streichungen von Projekten, die sich mit COVID-19, der Gesundheit von LGBTQ+-Personen und der Erforschung von Impfstoffskepsis befassten. „Wir sind gezwungen, unsere Bedenken zu äußern, wenn unsere Führung politische Impulse über die Sicherheit der Menschen und den verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Ressourcen stellt“, schrieben die Mitarbeiter.

Investigative Enthüllungen
Die Kürzungen treffen nicht nur die NIH, sondern bringen auch die gesamte biomedizinische Forschungslandschaft in Gefahr. Nach Berichten von Wissenschaftlern sind viele laufende Projekte bedroht, und die Innovationskraft der NIH könnte erheblich geschwächt werden. Die NIH-Experten betonen, dass die Stornierungen und Kürzungen nicht nur die Forschung an spezifischen Krankheiten betreffen, sondern auch die zukünftige Entwicklung neuer Therapien und Medikamente.
Bhattacharya äußerte sich während des Hearings optimistisch über die Möglichkeit von Reformen, um die Reproduzierbarkeit der biomedizinischen Forschung zu erhöhen und die akademische Freiheit zu wahren. Dies kommt in einem Kontext, in dem die NIH immer wieder Anschuldigungen über ihre Forschungsprioritäten und die Auswirkungen von politischen Einflüssen auf ihre Entscheidungen ausgesetzt ist.
Die Kürzungen haben auch zu einem Aufschrei innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft geführt, die sich zunehmend Sorgen über die Zukunft der Gesundheitsforschung in den USA macht. Forscher befürchten, dass solche politischen Eingriffe langfristige Konsequenzen für die öffentliche Gesundheit haben könnten, insbesondere in Bereichen, die bereits unterfinanziert sind.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die geplanten Kürzungen sind vielschichtig. Während einige Senatoren, wie die Demokratin Patty Murray, Bhattacharya aufforderten, die Anliegen seiner Mitarbeiter ernst zu nehmen und sicherzustellen, dass es keine Vergeltungsmaßnahmen gegen jene gibt, die ihre Bedenken äußern, bleibt die Zukunft der NIH ungewiss. Murray betonte, dass die öffentliche Gesundheit nicht politisiert werden dürfe und dass die Forschung an kritischen Themen wie Alzheimer und COVID-19 nicht gefährdet werden dürfe.
In der Wissenschaftsgemeinschaft gibt es auch Bedenken, dass die Kürzungen zu einem Brain Drain führen könnten, bei dem talentierte Wissenschaftler die NIH und andere öffentliche Institutionen aufgrund der unsicheren finanziellen Lage verlassen. Experten warnen, dass dies nicht nur die aktuelle Forschung schwächen könnte, sondern auch die Fähigkeit der USA, zukünftige Gesundheitskrisen zu bewältigen.
„Wir haben bereits in der Vergangenheit gesehen, wie politische Entscheidungen die Wissenschaft negativ beeinflussen können“, sagte ein anonymer Wissenschaftler, der um Vertraulichkeit bat. „Wenn wir nicht aufpassen, könnten wir die nächsten großen Entdeckungen im Bereich der Medizin verlieren, einfach weil wir nicht bereit sind, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen.“
Zukünftige Entwicklungen
Die Debatten über die NIH und die geplanten Budgetkürzungen sind noch lange nicht abgeschlossen. Während die Behörde Reformen anstrebt, um ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Entscheidungen auf die zukünftige Forschung auswirken werden. Die NIH könnte gezwungen sein, radikale Änderungen vorzunehmen, um das Vertrauen der Wissenschaftler und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.
In den kommenden Monaten wird die Diskussion über die NIH und die politischen Einflüsse auf die wissenschaftliche Forschung weiter an Intensität gewinnen. Wie Bhattacharya anmerkte, wird es entscheidend sein, dass die NIH auf die Bedenken ihrer Mitarbeiter reagiert und gleichzeitig den Druck von politischen Entscheidungsträgern standhält, die möglicherweise nicht immer im besten Interesse der Wissenschaft handeln.