In Nordkorea wachsen die Spannungen zwischen Lehrern und Bildungseinrichtungen. Die Bildungspolitik des Landes hat eine neue Phase der Überwachung eingeläutet, die Lehrer in ihrem Beruf stark unter Druck setzt. Unangekündigte Inspektionen durch Instruktoren von Lehrerausbildungszentren zielen darauf ab, Unterrichtsressourcen zu überprüfen und die Lehrpläne zu kontrollieren. Diese Maßnahmen, die als Teil des midjährigen Programmreviews der Bildungsbehörden eingeführt wurden, stoßen auf entschiedene Kritik seitens der betroffenen Lehrer.
Eine Quelle aus der Provinz Südhwanghae, die anonym bleiben möchte, informierte Daily NK über eine kürzlich erlassene Direktive der Provinzbehörden: „Unter der Anleitung der Provinzbildungszentren müssen lokale Lehrerausbildungszentren unangekündigte Besuche in Schulen durchführen, um die Unterrichtsmaterialien der Lehrer zu inspizieren und den Unterricht zu beobachten.“ Diese Besuche sind Teil eines umfangreichen Systems, das sowohl die Leistung der Lehrer als auch ihre Vergütung evaluieren soll.

Hintergründe und Kontext
Die neuen Überwachungsmaßnahmen sind nicht isoliert zu betrachten. Sie sind Teil einer breiteren Strategie der nordkoreanischen Regierung, die darauf abzielt, die Bildungsqualität zu verbessern und gleichzeitig die Kontrolle über die Lehrkräfte zu verstärken. Laut Berichten von Korean News and Commentary wurden die Inspektionen zu einem Zeitpunkt eingeführt, als die Bildungsbehörden die Notwendigkeit sahen, die Lehrerkompetenz zu bewerten und die Gehaltsstufen zu überarbeiten.
Die Lehrerziehung in Nordkorea erfolgt durch spezialisierte Trainingszentren, die nicht nur die Lehrerausbildung koordinieren, sondern auch kontinuierlich Überprüfungen des Unterrichts durchführen. Diese systematischen Kontrollen sollen sicherstellen, dass die Lehrer ihren Verpflichtungen nachkommen, werden jedoch häufig als Belastung wahrgenommen. Lehrer berichten, dass die Inspektoren nicht nur Unterrichtsabläufe beobachten, sondern auch Unterrichtsmaterialien und sogar die Präsenzlisten unter die Lupe nehmen.
„Lehrer, die normalerweise ihre Lektionen entspannt angehen, werden von den Zentren zur Rede gestellt und geraten in Angst, vor ihren Kollegen bloßgestellt zu werden“, sagte die Quelle. Diese übermäßige Kontrolle hat eine Atmosphäre geschaffen, in der Lehrer oft bis spät in die Nacht arbeiten müssen, um ihre Unterrichtspläne anzupassen und auf die häufigen Inspektionen vorbereitet zu sein.

Investigative Enthüllungen
Die Inspektionsmaßnahmen werfen die Frage auf, inwiefern sie tatsächlich zur Verbesserung der Bildung beitragen. Während die Behörden behaupten, dass diese Kontrollen dazu dienen, die Lehrer zu fördern und ihre Leistungen zu bewerten, zeigt sich in der Realität, dass die Gehaltsunterschiede zwischen den Bewertungskategorien minimal sind. Lehrer in Nordkorea sind in fünf Gehaltsgruppen eingeteilt, jedoch sind die monatlichen Gehaltsunterschiede so gering, dass sie kaum einen positiven Einfluss auf den Lebensstandard der Lehrer haben.
„Selbst wenn sie die Bewertungen hervorragend bestehen und befördert werden, ändert sich für sie im Alltag kaum etwas“, so die Quelle. „Das führt dazu, dass die meisten Lehrer desinteressiert sind und sich nicht um das Bewertungssystem kümmern.“ Die Einschätzung der Lehrer erfolgt also in einem System, das für die meisten keinen Anreiz zur Verbesserung bietet, was das ursprüngliche Ziel der Inspektionen untergräbt.
Diese Situation hat zur Entstehung einer Kultur der Resignation geführt. Anstatt die Lehrer zu motivieren, schaffen die ständigen Überprüfungen und der Druck ein Gefühl der Frustration und Entmutigung. „Die ständigen Besuche der Instruktoren führen dazu, dass Lehrer als bloße Objekte der Kontrolle betrachtet werden“, stellte die Quelle fest. „Slogans über kreative Lehrmethoden und die Verbesserung der Bildungsqualität erscheinen in diesem Kontext hohl und unglaubwürdig.“

Auswirkungen und Reaktionen
Die ständige Überwachung hat nicht nur Auswirkungen auf die Lehrer, sondern auch auf die Schüler. Die Lehrer sind gezwungen, sich auf die Anforderungen der Inspektoren zu konzentrieren, anstatt innovative und effektive Lehrmethoden zu entwickeln. Dies führt zu einem Unterricht, der sich mehr an den Erwartungen der Aufsichtsbehörden orientiert als an den Bedürfnissen der Schüler.
„Wenn Lehrer sich ständig um ihre Bewertungen sorgen müssen und ihre Pläne unter Druck anpassen, leidet die Qualität des Unterrichts“, betont die Quelle. Die Lehrer fühlen sich überfordert und erschöpft durch die Inspektionen, was zu einem Rückgang der Motivation und Kreativität im Unterricht führen kann. Statt einer positiven Lernerfahrung für die Schüler wird der Unterricht oft zu einer bloßen Formalität, die den Anforderungen des Überwachungssystems genügen muss.
Die Reaktionen auf die Überwachungsmaßnahmen sind gemischt. Einige Lehrer äußern öffentlich ihre Bedenken und kritisieren die übermäßige Kontrolle, während andere aus Angst vor Repressionen schweigen. Diese Atmosphäre der Angst führt zu einer weiteren Entfremdung zwischen den Lehrern und den Bildungseinrichtungen. „Wir sind keine Verbrecher, die ständig überwacht werden müssen“, sagt ein Lehrer, der um Anonymität bittet. „Wir möchten unterrichten und unseren Schülern helfen, aber die Umstände machen es uns unmöglich.“
Zukünftige Entwicklungen
Die kontinuierlichen Überwachungsmaßnahmen und die daraus resultierende Unzufriedenheit der Lehrer werfen die Frage auf, wie die nordkoreanische Regierung auf diese Herausforderungen reagieren wird. Angesichts internationaler Druckmittel und der ständigen Bemühungen, das Bildungssystem zu reformieren, könnte es notwendig sein, dass die Behörden überdenken, wie sie die Lehrer beurteilen und unterstützen.
Es bleibt abzuwarten, ob die nordkoreanische Regierung bereit ist, Veränderungen vorzunehmen, die nicht nur die Lehrer, sondern auch die Qualität der Bildung im Allgemeinen verbessern. Ein System, das auf Angst und Kontrolle basiert, kann langfristig nicht als erfolgreich angesehen werden. Ein Umdenken in der Bildungsstrategie könnte erforderlich sein, um ein nachhaltiges und motivierendes Umfeld für Lehrer und Schüler zu schaffen.
Die derzeitige Situation zeigt, dass echte Reformen im Bildungssystem notwendig sind, um sowohl Lehrer als auch Schüler zu unterstützen. Andernfalls wird die Kluft zwischen den Anforderungen der Regierung und den Bedürfnissen der Lehrkräfte und ihrer Schüler nur weiter wachsen.