Nordkorea hat ein neues Strandresort eröffnet, das von Kim Jong Un als Schlüsselprojekt zur Förderung des Tourismus in dem geheimnisvollen kommunistischen Regime angesehen wird. Das Wonsan Kalma Resort an der Ostküste wird am 1. Juli für inländische Touristen zugänglich sein, mehr als sechs Jahre nach dem ursprünglich geplanten Eröffnungstermin. Die genauen Pläne für die Aufnahme ausländischer Gäste bleiben jedoch unklar.
Kim Jong Un, der in der Küstenstadt Wonsan aufwuchs, hat große Ambitionen für diesen Ort, der einst als Testgelände für Raketen diente. Laut dem staatlichen Nachrichtendienst KCNA soll das Resort Platz für bis zu 20.000 Besucher bieten und einen 4 Kilometer langen Strandabschnitt umfassen, der mit Hotels, Restaurants, Einkaufszentren und einem Wasserpark ausgestattet ist. Diese Angaben können jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
Die nordkoreanische Wirtschaft leidet seit Jahrzehnten unter internationalen Sanktionen aufgrund des Atomwaffenprogramms, was das Land zu einem der ärmsten Länder der Welt macht. Die Regierung investiert den Großteil ihrer Ressourcen in das Militär und in Denkmäler, die den Kult um die Kim-Dynastie fördern, die seit 1948 an der Macht ist. Die Eröffnung des Resorts könnte daher ein strategischer Schritt sein, um dringend benötigte Devisen zu generieren.

Hintergründe und Kontext
Nordkorea hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf den Tourismussektor konzentriert, um Einnahmen zu generieren und die internationale Isolation zu mildern. Die Eröffnung des Wonsan Kalma Resorts ist eine Fortsetzung dieser Strategie, die besonders nach der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Die Schließung der Grenzen seit Anfang 2020 hat den Tourismussektor stark beeinträchtigt und die Einnahmen drastisch reduziert.
Die Grenzen wurden erst Mitte 2023 teilweise wieder geöffnet, als das Land russische Touristen willkommen hieß. Der BBC berichtete, dass die touristische Anziehungskraft Nordkoreas insbesondere für Gruppen aus China und Russland, mit denen das Land traditionell freundschaftliche Beziehungen pflegt, von zentraler Bedeutung ist.
Einige Beobachter sind der Meinung, dass das Wonsan Resort nur eine oberflächliche Maßnahme ist, um den internationalen Eindruck zu erwecken, dass Nordkorea offen für den Tourismus ist. Rowan Beard, Mitbegründer von Young Pioneer Tours, äußerte gegenüber der BBC, dass er hoffte, dies könnte auf eine breitere Wiedereröffnung des internationalen Tourismus hindeuten, jedoch scheine das derzeit nicht der Fall zu sein.
Die Attraktivität Nordkoreas für westliche Touristen bleibt fraglich. Beard betont, dass die Hauptattraktionen für internationale Besucher weiterhin die Hauptstadt Pyongyang und die demilitarisierte Zone (DMZ) sein werden, nicht unbedingt ein Strandresort, das von einem isolierten Regime gefördert wird.

Investigative Enthüllungen
Die Eröffnung des Wonsan Kalma Resorts wirft grundlegende Fragen über die wirtschaftlichen Prioritäten Nordkoreas auf. Während die Regierung behauptet, in den Tourismussektor zu investieren, fließen die meisten Ressourcen weiterhin in das Militär und die Aufrechterhaltung eines autoritären Regimes. Interne Dokumente und Berichte zeigen, dass die meisten Investitionen in Infrastrukturprojekte und touristische Einrichtungen stark von der politischen Agenda der Kim-Dynastie abgeleitet sind.
Die Projektfinanzierung erfolgt oft über staatliche Unternehmen, die wiederum von der militärischen Kontrolle betroffen sind. Kritiker argumentieren, dass die Regierung, anstatt in das Wohlergehen der Bevölkerung zu investieren, den Fokus auf Prestigeprojekte legt, die den internationalen Ruf Nordkoreas verbessern sollen. Dies geschieht in einem Umfeld, das von extremen Lebensbedingungen und einer chronischen Nahrungsmittelknappheit geprägt ist.
Die Tatsache, dass das Resort erst nach mehreren Jahren Verspätung eröffnet wird, deutet auf ineffiziente Planungs- und Baupraktiken hin, die in einem von Korruption geprägten System häufig anzutreffen sind. Das Resort wurde ursprünglich für Oktober 2019 angekündigt, aber Verzögerungen durch Bauprobleme und schließlich die Pandemie führten zu weiteren Rückschlägen. Diese Realität verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, während es versucht, ein Bild des Fortschritts zu vermitteln.
Die geostrategische Lage Nordkoreas hat auch Auswirkungen auf die touristischen Potenziale des Landes. Während die Beziehungen zu Russland in den letzten Monaten gestärkt wurden, bleibt die Frage bestehen, wie sich dies auf Tourismus und wirtschaftliche Zusammenarbeit auswirken wird. Die Eröffnung eines direkten Zugdienstes zwischen Nordkorea und Russland könnte ein Zeichen für eine intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit darstellen, die für beide Länder von Vorteil ist, jedoch auch Risiken birgt.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Eröffnung des Wonsan Kalma Resorts hat sowohl positive als auch negative Reaktionen ausgelöst. Einige Tourismusunternehmen, darunter Uri Tours, haben das Potenzial des Resorts hervorgehoben und argumentiert, dass es eine „nischenattraktive“ Option für Reisende sein könnte, die an ungewöhnlichen Reisezielen interessiert sind. Dies könnte möglicherweise eine neue Zielgruppe anziehen, die bereit ist, die Einschränkungen und Herausforderungen des Reisens nach Nordkorea in Kauf zu nehmen.
Die Reaktionen aus der internationalen Gemeinschaft hingegen sind oft skeptisch. Viele Experten betonen, dass die Attraktivität Nordkoreas für Touristen stark von der politischen Situation und der Sicherheitslage abhängt. Die Berichte über die Menschenrechtslage und die restriktiven Reiserechte im Land halten potenzielle ausländische Besucher oft davon ab, ihre Koffer zu packen.
Einige Touristen, die bereit waren, die Reise nach Nordkorea anzutreten, berichteten von ihrer Erfahrung und den Herausforderungen, die sie während ihres Aufenthalts hatten. Geschichten von abenteuerlustigen Reisenden, die die Geheimnisse des Landes erkunden wollten, stehen oft im Kontrast zu den Berichten über die repressiven Bedingungen, die viele Bürger erleiden müssen. Diese Kluft zwischen den Reiseerfahrungen und der Realität des Lebens in Nordkorea bleibt ein zentrales Thema für die Diskussion über den Tourismus in diesem Land.
Zukünftige Entwicklungen
Die zukünftige Entwicklung des Wonsan Kalma Resorts und des nordkoreanischen Tourismussektors allgemein bleibt ungewiss. Während die Regierung optimistisch ist, dass das Resort ein Erfolg wird, sind viele Experten der Meinung, dass die Herausforderungen, die mit der politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes verbunden sind, die langfristige Attraktivität erheblich einschränken könnten.
Es bleibt abzuwarten, ob Nordkorea in der Lage sein wird, ausländische Touristen nachhaltig anzuziehen und ein positives Bild von sich selbst zu vermitteln, das über die Grenzen des Landes hinausgeht. Die geopolitischen Spannungen und die anhaltenden Sanktionen könnten die Bemühungen um ein florierendes Tourismusgeschäft weiter erschweren.
Der Erfolg des Resorts wird nicht nur an den Besucherzahlen gemessen werden, sondern auch daran, wie gut Nordkorea in der Lage ist, seine internationale Isolation zu durchbrechen und gleichzeitig das Bild einer aufstrebenden Nation zu fördern. Die Augen der Welt sind auf das Wonsan Kalma Resort gerichtet, und das Schicksal des Tourismus in Nordkorea könnte an diesem Ort entscheidend beeinflusst werden.