Am Freitag entschied der Oberste Gerichtshof der USA mit 6 zu 3 Stimmen, dass eine zentrale Bestimmung des Affordable Care Act (ACA) aufrechterhalten bleibt, die es mehr als 150 Millionen Amerikanern ermöglicht, zahlreiche präventive Gesundheitsdienste kostenlos in Anspruch zu nehmen. Diese Entscheidung sichert nicht nur den Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten, sondern könnte auch weitreichende Konsequenzen für die zukünftige Gesundheitsversorgung in den Vereinigten Staaten haben.
Die Mehrheit des Gerichts, bestehend aus Chief Justice John Roberts sowie den Justices Amy Coney Barrett und Brett Kavanaugh, schloss sich den drei liberalen Richtern an und wies die Klage ab, die die rechtliche Grundlage für die kostenlose präventive Versorgung in Frage stellte. Im Mittelpunkt des Falls stand die Befugnis des U.S. Preventive Services Task Force, das über die Bereitstellung dieser Dienste entscheidet.
Die Entscheidung des Gerichts könnte weitreichende Folgen für die Gesundheitsversorgung in den USA haben, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu lebenswichtigen Behandlungen wie der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zur Verhinderung von HIV. Laut CDC ist PrEP eine effektive Methode zur Vorbeugung von HIV, jedoch würde ohne den ACA der Zugang zu diesen lebensrettenden Medikamenten für viele Amerikaner unerschwinglich werden.

Hintergründe und Kontext
Die Bestimmung, die nun Bestand hat, wurde im Rahmen des Affordable Care Act eingeführt, der vor mehr als 11 Jahren in Kraft trat. Dieser Gesetzesrahmen hat Millionen von Amerikanern den Zugang zu präventiven Gesundheitsdiensten ermöglicht, einschließlich Impfungen, Krebsvorsorgeuntersuchungen und anderen lebenswichtigen Behandlungen, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen. Diese Regelung wurde im Lauf der Jahre von vielen als eine der wichtigsten Innovationen des ACA angesehen.
Der Fall, der zu dieser Entscheidung führte, wurde von einer Gruppe von Einzelpersonen und Unternehmen eingebracht, die aus religiösen Überzeugungen gegen die Pflicht zur Bereitstellung von PrEP waren. Sie argumentierten, dass die Bereitstellung dieser Medikamente eine "Ermutigung zu sexuellen Verhaltensweisen und Drogenkonsum" darstellt, die ihren christlichen Werten widerspricht. Braidwood Management, das Unternehmen, das den Fall anführte, wird von dem umstrittenen republikanischen Geldgeber Steven Hotze geleitet, der sich wiederholt abfällig über die LGBTQ+-Gemeinschaft geäußert hat.
Die Klage stützte sich auf die Behauptung, dass die Ernennung der Mitglieder des U.S. Preventive Services Task Force gegen die Ernennungsklausel der US-Verfassung verstoße, da diese nicht vom Präsidenten, sondern vom Sekretär für Gesundheit und soziale Dienste vorgenommen wurde. Zwei untergeordnete Gerichte, die sich mit dem Fall befassten, hatten die Verfassungsmäßigkeit der Ernennung in Frage gestellt, was jedoch vom Obersten Gerichtshof zurückgewiesen wurde.
Justiz Kavanaugh, der für die Mehrheit sprach, stellte klar, dass die Mitglieder der Task Force unter der Aufsicht des Gesundheitsministers stehen, der dem Präsidenten verantwortlich ist. Diese Begründung festigte die Entscheidung des Gerichts und stellte sicher, dass die bestehenden Regelungen zur präventiven Versorgung weiterhin gelten.

Investigative Enthüllungen
Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs könnte mehr als nur den Zugang zu PrEP und anderen präventiven Diensten sichern; sie könnte auch als grundlegender Präzedenzfall fungieren, der den Rahmen für zukünftige Rechtsstreitigkeiten bezüglich des ACA und anderer gesundheitsbezogener Regelungen festlegt. Experten warnen, dass eine Rückkehr zu einem System ohne diese Bestimmungen katastrophale Folgen für die öffentliche Gesundheit haben könnte.
Dr. Mark Fendrick, ein Professor für Medizin und öffentliche Gesundheit an der Universität von Michigan, äußerte in einer Stellungnahme: "Es gibt kaum eine andere Gesundheitsrichtlinie, die mehr Amerikaner betrifft als die Vorschrift zu präventiven Dienstleistungen." Die Befürchtung, dass eine Streichung dieser Vorschrift zu einem Anstieg von behandlungsbedürftigen Krankheiten führen könnte, ist weit verbreitet. Vor der Entscheidung waren viele Befürworter der präventiven Versorgung besorgt über die finanziellen Barrieren, die Menschen davon abhalten könnten, notwendige medizinische Dienste in Anspruch zu nehmen.
Die rückläufige Nutzung präventiver medizinischer Leistungen ist bereits ein bestehendes Problem. Laut Studien haben viele Menschen während der COVID-19-Pandemie auf Routineuntersuchungen verzichtet, was zu einem Rückgang der Diagnosen von Krankheiten geführt hat, die bei frühzeitiger Erkennung besser behandelbar sind. Die Entscheidung des Gerichts könnte helfen, diesen Trend umzukehren und den Zugang zu wichtigen Gesundheitsdiensten wiederherzustellen.
Die rechtlichen Herausforderungen, die auf den ACA abzielen, sind jedoch noch lange nicht vorbei. Die Klage, die die aktuelle Entscheidung hervorgebracht hat, ist nur ein Beispiel für die widerkehrenden Angriffe auf das Gesetz, das als eines der bedeutendsten gesundheitspolitischen Vorhaben in der Geschichte der USA gilt. Weitere rechtliche Auseinandersetzungen sind wahrscheinlich, insbesondere wenn sich die politische Landschaft ändert.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs waren gemischt. Während Befürworter des ACA und der präventiven Gesundheitsversorgung die Entscheidung als Sieg für die öffentliche Gesundheit feierten, äußerten Gegner Bedenken über die rechtlichen Implikationen und die Möglichkeit einer Überregulierung durch die Regierung. Viele konservative Gruppen warnen, dass die Aufrechterhaltung dieser Vorschrift die religiösen Freiheiten der Amerikaner gefährden könnte.
Die Entscheidung könnte jedoch auch erhebliche finanzielle Auswirkungen auf das Gesundheitssystem haben. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass die Ersparnisse durch präventive Gesundheitsversorgung die Kosten für die Behandlung von Krankheiten, die ohne diese Vorsorgemaßnahmen auftreten könnten, weit übersteigen. Gesundheitsökonomen argumentieren, dass präventive Maßnahmen langfristig nicht nur Leben retten, sondern auch die Gesundheitskosten senken können.
Das Urteil könnte auch Auswirkungen auf andere bestehende präventive Dienstleistungen haben, die unter dem ACA abgedeckt sind, darunter Blutdruckscreenings, Geburtenkontrolle, Krebsvorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Die Aufrechterhaltung dieser Bestimmungen könnte dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung vieler Amerikaner weiterhin zu verbessern und die allgemeine öffentliche Gesundheit zu fördern.
Zukünftige Entwicklungen
Obwohl die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vorerst eine Stabilität für die präventive Versorgung unter dem Affordable Care Act bietet, bleibt abzuwarten, wie sich die politischen und rechtlichen Landschaften in den kommenden Jahren entwickeln werden. Da die kommenden Wahlen eine neue Dynamik in der Gesundheitsversorgung bringen könnten, ist es wahrscheinlich, dass der ACA weiterhin im Mittelpunkt politischer Debatten stehen wird.
Künftige Klagen, die sich auf die Bestimmungen des ACA konzentrieren, könnten in den nächsten Jahren zunehmen, insbesondere wenn sich die Zusammensetzung des Obersten Gerichtshofs oder der Kongress ändert. Befürworter der Gesundheitsreform planen bereits, sich auf die Mobilisierung von Wählern zu konzentrieren, um den ACA zu verteidigen und seine Vorteile zu bewahren.
Die Entscheidung des Gerichts bietet jedoch auch Anlass zur Hoffnung. Sie zeigt, dass der Zugang zu präventiven Gesundheitsdiensten, die für das Wohl vieler Amerikaner entscheidend sind, nicht so leicht aufgegeben werden kann. Die Abstimmung könnte als Signal für die Wichtigkeit der Gesundheitsversorgung im Wahlprozess dienen und die Diskussionen über die Zukunft des ACA und der Gesundheitsversorgung in den USA anregen.