Einleitung
In den letzten Jahren hat sich ein bemerkenswerter Trend unter jungen Männern in den USA entwickelt: Immer mehr von ihnen finden ihren Weg zu orthodoxen Kirchen, insbesondere zu den russisch-orthodoxen Gemeinden. Diese Kirchen bieten eine Form von Maskulinität, die für viele ansprechend ist und als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Gesellschaft angesehen wird. Dieser Artikel untersucht die Hintergründe dieses Phänomens und seine möglichen Auswirkungen auf die religiöse Landschaft in den USA sowie auf die europäische Perspektive.

Hintergrund und Anziehungskraft
Ein zentraler Akteur in dieser Bewegung ist der Priester Vater Moses McPherson, der eine virile Form der Männlichkeit propagiert. In seinen Videos kritisiert er moderne Verhaltensweisen, die er als „zu feminin“ empfindet, wie das Tragen von Skinny Jeans oder das Verwenden von Make-up. Stattdessen fördert er ein Bild von Männlichkeit, das durch Stärke und Unerschütterlichkeit geprägt ist. Diese Botschaft zieht viele junge Männer an, die sich in der heutigen Gesellschaft oft unter Druck gesetzt fühlen.

Wachstum der orthodoxen Kirchen
Die russisch-orthodoxe Kirche außerhalb Russlands (ROCOR) hat in den letzten Jahren ein signifikantes Wachstum erlebt. Nach Angaben von BBC hat sich die Anzahl der Konvertiten in den letzten sechs Monaten verdoppelt. In einer Zeit, in der viele traditionelle Kirchen mit sinkenden Mitgliederzahlen kämpfen, verzeichnet die ROCOR einen Rückgang des Interesses an liberalen Werten und eine Rückkehr zu konservativeren Glaubensvorstellungen.

Soziale und kulturelle Dimensionen
Die Anziehungskraft der orthodoxen Kirchen für junge Männer kann auch als Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen verstanden werden. Viele Männer, die sich zu diesen Kirchen hingezogen fühlen, berichten von einem Gefühl der Leere und Entfremdung in ihrem bisherigen Leben. Beispielsweise beschreibt ein Software-Ingenieur, dass er trotz beruflichem Erfolg und einer glücklichen Ehe innerlich unzufrieden war. Diese Unzufriedenheit wird oft durch das Gefühl verstärkt, dass die Gesellschaft Männer in ihren traditionellen Rollen kritisiert.
- Die Zahl der Männer, die sich orthodoxen Kirchen anschließen, ist laut einer Studie des Pew Research Centers von 46% im Jahr 2007 auf 64% gestiegen [2].
- Einige Konvertiten entscheiden sich für das Homeschooling ihrer Kinder, um eine religiöse Erziehung zu fördern und Werte zu vermitteln, die sie in der modernen Gesellschaft vermissen [1].
- Die ROCOR gilt als eine der konservativsten orthodoxen Jurisdiktionen in den USA und hat ihre Wurzeln in der Emigration nach der Russischen Revolution von 1917 [3].
Schlussfolgerung
Die Zunahme junger Männer, die sich den orthodoxen Kirchen anschließen, spiegelt nicht nur einen persönlichen Glaubenswandel wider, sondern auch eine breitere gesellschaftliche Bewegung hin zu traditionellen Werten und Männlichkeitsbildern. In Europa könnte dieser Trend ähnliche Resonanz finden, insbesondere in Ländern, in denen die orthodoxe Kirche eine bedeutende Rolle spielt. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird und welche langfristigen Auswirkungen er auf die religiöse und kulturelle Landschaft in Europa haben könnte.
Quellen
- Orthodox Christianity: Young US men joining 'masculine' Russian churches [1]
- Young US men are joining Russian churches promising 'absurd levels of manliness' [2]
- Young men are converting to Orthodox Christianity in droves [3]
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.