In einer kontroversen Entscheidung hat das Pentagon angekündigt, den Namen des historischen LGBTIQ-Aktivisten Harvey Milk von einem Marine-Schiff zu entfernen. Verteidigungsminister Pete Hegseth erklärte, die Umbenennung des U.S.N.S. Harvey Milk sei notwendig, um „die Politik aus der Namensgebung von Schiffen zu entfernen“. Stattdessen wird das Schiff künftig nach Oscar V. Peterson, einem Medal of Honor-Empfänger für Tapferkeit im Zweiten Weltkrieg, benannt.
Der Zeitpunkt des Ankündigung, die während des Pride-Monats fiel, hat bei vielen für Empörung gesorgt. Hegseth hatte in der Vergangenheit bereits die Überprüfung von Navy-Schiffen angeordnet, die nach bekannten Bürgerrechtlern benannt sind, und die Entscheidung wird von einem hochrangigen Verteidigungsbeamten als Teil einer größeren Strategie zur Einschränkung von Programmen für Vielfalt, Gleichheit und Inklusion innerhalb der Regierung interpretiert.
Hintergründe und Kontext
Harvey Milk war nicht nur ein angesehener Navy-Veteran, sondern auch einer der ersten offen schwulen Politiker der USA. Nach seinem Dienst in der Navy, der unter anderem während des Koreakriegs auf einem U-Boot-Rettungsschiff beinhaltete, wurde er ein Symbol für die LGBTIQ-Rechte in Amerika. Im Jahr 1977 wurde er als erster offen schwuler Mensch in ein politisches Amt gewählt, als er in den San Francisco Board of Supervisors eintrat.
Sein Engagement für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit machte ihn nicht nur zu einer ikonischen Figur in der LGBTIQ-Bewegung, sondern auch zu einem Ziel von politischen Kräften, die sich gegen Fortschritte in der Gleichberechtigung stellten. Milk wurde 1978 ermordet, und im Jahr 2009 erhielt er posthum die Presidential Medal of Freedom, die höchste Auszeichnung für Zivilisten, verliehen von Präsident Barack Obama.
Im Jahr 2021 wurde das Tankerschiff, das nun seinen Namen verliert, nach Harvey Milk benannt. Es war das erste Navy-Schiff, das zu Ehren eines offen schwulen Menschen benannt wurde, ein bedeutender Schritt für die Anerkennung von LGBTIQ-Veteranen in der militärischen Geschichte der USA. Der damalige Marine Secretary Carlos Del Toro betonte bei der Taufe des Schiffs die Wichtigkeit dieser Geste für die zukünftige Unterstützung von LGBTIQ-Personen im Militär.
Die Entscheidung, den Namen zu ändern, erfolgt in einem Kontext, in dem die US-Regierung unter der Führung von Präsident Trump ein starkes Interesse an der Reduzierung von Diversitätsprogrammen zeigt, was die Umbenennung des Schiffes als Teil einer politischen Strategie erscheinen lässt.
Investigative Enthüllungen
Die Umbenennung des Schiffs wurde von verschiedenen Aktivisten und Politikern als politisch motiviert kritisiert. Jennifer Pike Bailey, die Direktorin für Regierungsangelegenheiten der Human Rights Campaign, bezeichnete die Entscheidung als „eine Schande“, insbesondere in Anbetracht der aktuellen nationalen Sicherheitsbedrohungen, mit denen die USA konfrontiert sind. „Es ist inakzeptabel, dass der Verteidigungsminister Zeit und Steuergelder aufwendet, um unser Land zu spalten und das Militär zu politisieren“, erklärte sie in einer Stellungnahme.
Malcolm Kenyatta, ein Staatsgesetzgeber aus Pennsylvania und stellvertretender Vorsitzender des Demokratischen Nationalkomitees, äußerte sich ebenfalls kritisch. Er betonte, dass Harvey Milk „tapfer in Uniform gedient hat und danach unermüdlich daran gearbeitet hat, die besten Werte dieses Landes für alle zu verwirklichen, unabhängig davon, wer sie sind oder wen sie lieben“. Diese Aussagen zeigen, dass die Entscheidung, den Namen des Schiffs zu ändern, nicht nur eine Änderung in der Namensgebung darstellt, sondern auch die tiefen gesellschaftlichen Spaltungen reflektiert, die das Land derzeit prägen.
Ein hochrangiger Verteidigungsbeamter, der anonym bleiben wollte, erklärte, dass die Überprüfung der Namensgebung bei Schiffen eine Reaktion auf die veränderten politischen Prioritäten unter der Trump-Administration sei. Hegseth wies darauf hin, dass der Fokus seiner Entscheidung nicht auf politischen Aktivisten liege, sondern auf der Schaffung eines Schiffs, auf das die Bevölkerung stolz sein könne. Diese Argumentation wirft Fragen auf, wie die Regierung die Historie und das Erbe von Personen, die für Gleichheit und soziale Gerechtigkeit kämpfen, bewertet.
Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Umbenennung des Schiffs sind gemischt. Viele Unterstützer von Harvey Milk und der LGBTIQ-Bewegung sehen in dieser Entscheidung einen Rückschritt und eine weitere Marginalisierung von Teilen der Gesellschaft, die historisch benachteiligt wurden. Kritiker argumentieren, dass die Entscheidung die Bemühungen um Vielfalt und Gleichheit im Militär untergräbt und die Erinnerung an bedeutende Persönlichkeiten wie Milk verblassen lässt.
Die langfristigen Auswirkungen dieser Entscheidung könnten schwerwiegende Folgen für die Rekrutierung und Integration von LGBTIQ-Personen in die Streitkräfte haben. Militärische Einrichtungen, die in der Vergangenheit Fortschritte im Bereich Gleichheit gemacht haben, könnten durch solche Entscheidungen in ihrer Glaubwürdigkeit und Attraktivität beeinträchtigt werden. Experten warnen, dass diese Maßnahmen nicht nur die morale der Truppen beeinflussen, sondern auch die öffentliche Wahrnehmung des Militärs als eine inklusive Institution formen, die alle Amerikaner repräsentiert.
Die Diskussion über die Umbenennung des Schiffs wirft auch Fragen darüber auf, wie Geschichte in der modernen Gesellschaft interpretiert wird. Während einige argumentieren, dass man sich auf die militärischen Verdienste von Persönlichkeiten wie Peterson konzentrieren sollte, sind andere der Ansicht, dass die Geschichte und das Erbe von LGBTIQ-Personen ebenfalls einen Platz in der militärischen Anerkennung verdienen.
Zukünftige Entwicklungen
Die Entscheidung des Pentagons zur Umbenennung des U.S.N.S. Harvey Milk wird voraussichtlich nicht die letzte ihrer Art sein. Angesichts der derzeitigen politischen Stimmung und des Drucks von konservativen Gruppen könnte es in Zukunft weitere Änderungen in der Namensgebung anderer militärischer Schiffe oder Einrichtungen geben. Die laufenden Überprüfungen könnten auch andere prominente Namen betreffen, die mit sozialen Bewegungen oder Persönlichkeiten in Verbindung stehen, die nicht dem aktuellen politischen Klima entsprechen.
Die Reaktionen von Aktivisten, Politikern und der breiten Öffentlichkeit werden entscheidend sein, um den Druck auf die Regierung aufrechtzuerhalten, die Geschichte inklusiv zu gestalten. Die kommende Debatte könnte auch Auswirkungen auf zukünftige politische Wahlen haben, insbesondere wenn es um Themen wie Gleichheit und soziale Gerechtigkeit geht. Die Entscheidung könnte sich als ein entscheidender Wendepunkt in der Art und Weise erweisen, wie das Militär und die Regierung mit Fragen der Identität und Anerkennung umgehen.
In einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen bleibt abzuwarten, wie diese und ähnliche Entscheidungen die zukünftige Beziehung zwischen dem Militär und seinen Mitgliedern, besonders aus der LGBTIQ-Community, beeinflussen werden.
