In den letzten Wochen hat die chinesische Polizei einen beispiellosen Crackdown auf Autorinnen von homosexuellen Romanen, insbesondere aus dem populären "Boys Love"-Genre, durchgeführt. Diese Maßnahmen haben zu zahlreichen Verhaftungen, Geldbußen und möglichen Gefängnisstrafen geführt. Die betroffenen Schriftstellerinnen, viele von ihnen Studenten, wurden wegen des Postens und Teilens ihrer Werke auf Online-Plattformen wie Haitang, einer taiwanesischen Seite für Fans dieser Literatur, vorgeladen.
Die rechtlichen und sozialen Implikationen dieser Aktionen sind für die betroffenen Autorinnen und die LGBTQIA+-Gemeinschaft in China alarmierend. Laut Berichten wurden mindestens 100 Schriftstellerinnen, die der "Boys Love"-Fiktion frönen, ins Visier genommen. Wenn sie verurteilt werden, drohen ihnen Haftstrafen oder drastische finanzielle Strafen. Dies stellt nicht nur einen Angriff auf die kreative Freiheit dar, sondern auch auf die persönliche Sicherheit und Identität der betroffenen Frauen.

Hintergründe und Kontext
Das "Boys Love"-Genre, das romantische Beziehungen zwischen männlichen Charakteren thematisiert, hat in China in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Viele der Geschichten beinhalten intime und oft sexuelle Szenen, was sie sowohl bei Lesern als auch bei Zensurbehörden umstritten macht. Die aktuelle Welle der Verhaftungen ist nicht das erste Mal, dass Schriftstellerinnen dieses Genres ins Visier genommen werden. Bereits im vergangenen Jahr wurden mehrere Autorinnen in der Provinz Anhui wegen des Vorwurfs der Verbreitung obszöner Inhalte angeklagt.
Der Hintergrund dieser repressiven Politik ist vielschichtig. In China werden kulturelle Ausdrucksformen, die von der Norm abweichen, oft als Bedrohung für die gesellschaftliche Stabilität betrachtet. Seit der Aktualisierung der chinesischen Gesetze über "digital obszönes" Material im Jahr 2010 ist die Regierung ermächtigt, Inhalte zu zensieren, die als schädlich für die öffentliche Moral angesehen werden. Diese Regelungen ermöglichen es der Polizei, Autorinnen ohne klare Beweise zu verhaften, allein aufgrund von Beschwerden.
Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Homosexualität in China ist durch einen tief verwurzelten sozialen Stigma geprägt. Viele LGBTQIA+-Menschen sehen sich mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert. So schildert eine Autorin unter dem Pseudonym Sijindejin, dass sie trotz harter Arbeit und wenig Einkommen nie dachte, dass das Schreiben ihrer Geschichten sie in Schwierigkeiten bringen könnte. Ihre Aussage verdeutlicht die ernsten Konsequenzen für junge Schriftstellerinnen, die ihre Kreativität ausleben möchten.

Investigative Enthüllungen
Die Berichte über die Verhaftungen und den Crackdown sind alarmierend. Berichten zufolge wurden in der Provinz Gansu mindestens 10 Autorinnen inhaftiert, nachdem sie von der Polizei zur Vernehmung vorgeladen worden waren. Einige der betroffenen Schriftstellerinnen haben ihre Erfahrungen auf sozialen Medien wie Weibo dokumentiert, was auf eine weitreichende Repression hinweist, die nicht nur auf den literarischen Ausdruck abzielt, sondern auch auf die persönliche Freiheit und Identität der Betroffenen.
Die rechtlichen Schritte gegen diese Autorinnen sind oft unberechenbar. Eine Autorin berichtete, dass sie aufgrund ihrer kreativen Arbeit mit drohenden Gefängnisstrafen konfrontiert wird. Die Angst vor Repressalien hat viele Schriftstellerinnen in die Unsichtbarkeit gedrängt. Die rechtlichen Vertreter der betroffenen Autorinnen haben die Behörden aufgefordert, die Repression zu stoppen und die Rechte der Künstler zu respektieren. Jedoch scheint die Regierung unbeeindruckt von diesen Appellen.
Die Schwere der Strafen ist nicht zu unterschätzen. In einem Fall wurde eine Autorin im Jahr 2018 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie einen Roman veröffentlicht hatte, der als obszön eingestuft wurde. Laut Berichten hat die betroffene Schriftstellerin, Liu Yuanyuan, durch ihre Arbeit über 150.000 Yuan (etwa 32.200 US-Dollar) verdient. Dieser Fall zeigt, wie schwerwiegend die Konsequenzen für Schriftstellerinnen sein können und stellt die Frage nach der Definition von "Obszönität" im Kontext von Kunst und Literatur.
Die staatliche Kontrolle über das, was als akzeptabel angesehen wird, ist ausgeprägt. Die chinesische Regierung hat strenge Regeln für die Verbreitung von Inhalten auf digitalen Plattformen erlassen. Diese Regeln besagen, dass jede Veröffentlichung, die mehr als 5.000 Klicks generiert oder über 5.000 Yuan (etwa 1.072 US-Dollar) einbringt, als kriminell gelten kann. Diese restriktiven Maßnahmen schränken nicht nur die Freiheit der Kreativen ein, sondern auch die Möglichkeiten, wirtschaftlich von ihrer Arbeit zu profitieren.

Auswirkungen und Reaktionen
Die jüngsten Ereignisse haben eine Welle der Empörung und Besorgnis innerhalb der LGBTQIA+-Gemeinschaft und darüber hinaus ausgelöst. Viele Menschen äußern sich in sozialen Medien und fordern eine Neubewertung der Gesetze, die die kreative Freiheit und die Rechte von Künstlerinnen einschränken. Die betroffenen Autorinnen sind nicht nur für ihr eigenes Schicksal besorgt, sondern auch für die Generation von Schriftstellerinnen, die nach ihnen kommen könnten.
Die gesellschaftlichen Reaktionen sind gemischt. Während einige die Repression als notwendigen Schutz der öffentlichen Moral betrachten, sehen viele andere darin einen Angriff auf die künstlerische Freiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Experten warnen vor den langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Kultur- und Kreativwirtschaft in China. Die Repression könnte dazu führen, dass talentierte Schriftstellerinnen das Land verlassen oder sich gezwungen sehen, ihre Werke ins Verborgene zu drängen.
Einige Organisationen und Aktivisten haben begonnen, sich zu mobilisieren, um auf die Situation aufmerksam zu machen. In einer Stellungnahme forderten sie die chinesischen Behörden auf, die Verhaftungen sofort zu beenden und die Rechte der Autorinnen zu respektieren. Die Reaktionen auf diese Forderungen sind jedoch von der Regierung oft mit Ignoranz bestraft worden, was Zweifel an der Bereitschaft aufwirft, den Kurs zu ändern.
Zukünftige Entwicklungen
Die Zukunft der "Boys Love"-Fiktion in China bleibt ungewiss. Wenn die repressiven Maßnahmen anhalten, könnte dies das Ende eines Genres bedeuten, das vielen jungen Menschen als Ausdruck ihrer Identität und ihrer Träume gedient hat. Die Autorinnen, die weiterhin ihre Geschichten erzählen wollen, sehen sich einem enormen Risiko ausgesetzt, während die Zensurmaßnahmen zunehmend härter werden.
Viele Beobachter glauben, dass internationaler Druck und Unterstützung für die LGBTQIA+-Gemeinschaft in China notwendig sein werden, um Veränderungen zu bewirken. Die Sichtbarkeit dieser Themen auf globaler Ebene könnte dazu beitragen, das Bewusstsein für die Repressalien zu schärfen und die chinesische Regierung unter Druck zu setzen, ihre restriktiven Maßnahmen zu überdenken. Die nächsten Monate werden entscheidend dafür sein, ob diese Autorinnen ihre Stimmen weiterhin erheben können oder ob sie in der Dunkelheit der Zensur verschwinden werden.