Eine Regel an der Olabisi Onabanjo Universität im Südwesten Nigerias hat landesweit für Aufsehen und Empörung gesorgt, nachdem ein Video viral ging, das zeigt, wie weibliche Studierende vor Prüfungen von Mitarbeitern der Universität berührt werden, um zu prüfen, ob sie einen BH tragen. Diese umstrittene Vorgehensweise hat nicht nur die akademische Gemeinschaft, sondern auch Menschenrechtsaktivisten alarmiert, die die Maßnahme als anstößig und sexistischer Übergriff kritisieren.
Im besagten Video, das in sozialen Medien weit verbreitet wurde, sind Mitarbeiterinnen der Universität zu sehen, die während der Warteschlange zur Prüfung an den Oberkörper der Studentinnen fassen, was als Teil der Durchsetzung einer „Dresscode“-Regel interpretiert wird. Trotz der weitreichenden Kritik und des öffentlichen Aufschreis hat die Universität bislang nicht auf die Vorwürfe reagiert. Der Vorsitzende der Studentenvertretung, Muizz Olatunji, verteidigte jedoch die Regelung und erklärte, dass sie darauf abziele, eine „lenkende und respektvolle Lernumgebung“ zu fördern.

Hintergründe und Kontext
Die Olabisi Onabanjo Universität, die 1982 als Ogun State University gegründet wurde und 2001 nach dem früheren Gouverneur des Bundesstaates benannt wurde, hat seit ihrer Gründung verschiedene Regulierungen und Verhaltenskodizes implementiert. Diese Regulierungen wurden oft kritisiert, da sie als überholt und nicht mehr zeitgemäß angesehen werden. Die neueste Maßnahme, die als „Kein BH, keine Prüfung“-Regel bekannt wurde, verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen in Bezug auf Gendergerechtigkeit und den Umgang mit weiblichen Studierenden in Nigeria.
Bisher gibt es keine offizielle Erklärung der Universität zu den Vorfällen oder zur politischen und sozialen Relevanz dieser Regel. Kritiker argumentieren, dass die Regel nicht nur eine Verletzung der persönlichen Freiheit darstellt, sondern auch das Recht auf Bildung und eine respektvolle Behandlung untergräbt. Laut einem Bericht von BBC könnte die Universität theoretisch rechtlich belangt werden, da unbefugte Berührungen als Körperverletzung angesehen werden können.
Ein Student, der anonym bleiben möchte, äußerte sich gegenüber Tyla und erklärte, dass die Universität trotz ihres säkularen Status strenge moralische Richtlinien durchsetze. „Es wird ständig überprüft, ob wir uns an die Regeln halten. Die Regeln sind nicht nur lächerlich, sie sind demütigend“, sagte der Student.

Investigative Enthüllungen
Die weitreichende Verbreitung des Videos hat nicht nur in Nigeria, sondern weltweit eine Debatte über die Rechte von Frauen und den Umgang mit weiblichen Studierenden eröffnet. Die Praktiken der Universität werden als symptomatisch für ein größeres gesellschaftliches Problem betrachtet, das tief in der nigerianischen Kultur verwurzelt ist. Firstpost berichtete, dass die Politik, Kleidung als Maßstab für Moral zu verwenden, nicht neu sei; jedoch habe die Art und Weise, wie diese Regeln durchgesetzt werden, in diesem Fall eine neue Ebene der Empörung erreicht.
Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion oft übersehen wird, ist die Möglichkeit, dass diese Regel einen kulturellen Rückschritt darstellt. Die Regel impliziert, dass das Erscheinungsbild einer Frau direkt mit ihrer Fähigkeit verbunden ist, an einem akademischen Prozess teilzunehmen. Dies wirft Fragen über das Selbstverständnis von Bildungseinrichtungen auf und darüber, wie weit sie bereit sind, sich an gesellschaftliche Normen anzupassen. Feministische Gruppen und Menschenrechtsaktivisten fordern, dass die Universität umgehend reagiert und diese Maßnahmen sofort abschafft.
Die Reaktionen auf die Regel und das Video sind vielfältig. Während einige Studenten die Regel als notwendig ansehen, um „Schande“ und „Unannehmlichkeiten“ in der akademischen Umgebung zu vermeiden, kritisieren andere die Maßnahmen als veraltet und als eine Form der Kontrolle über den weiblichen Körper. Ein hoher Beamter der Menschenrechtsgruppe Human Rights Network betonte, dass solche Praktiken nicht nur rechtlich fragwürdig sind, sondern auch die psychologische Belastung der betroffenen Schüler verstärken können.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Auswirkungen der Regel sind sowohl psychologisch als auch sozial umfassend. Viele Studentinnen empfinden Angst und Unsicherheit, wenn sie an Prüfungen teilnehmen, und der Druck, sich an die Regeln zu halten, könnte auch die akademische Leistung beeinträchtigen. BBC berichtete, dass die Ungewissheit über die Durchsetzung der Regel auch dazu führt, dass Studierende sich weniger sicher fühlen, was ihre Studienbedingungen betrifft.
Die Universitätsleitung hat bisher wenig unternommen, um die Bedenken der Studierenden zu adressieren. In einem offiziellen Statement behauptete Muizz Olatunji, dass die Universität eine respektvolle Lernumgebung fördern wolle und dass die Maßnahmen zur Vermeidung von „indecent dressing“ dienen. Diese Aussagen wurden jedoch von vielen als unzureichend angesehen und als Versuch, das Problem zu bagatellisieren.
Die negative Resonanz hat auch internationale Menschenrechtsorganisationen auf den Plan gerufen. Es wird darüber diskutiert, ob die Studierenden rechtliche Schritte gegen die Universität einleiten könnten. Ein Aktivist erklärte, dass solche Maßnahmen nicht nur gegen die Menschenrechte der Studierenden verstoßen, sondern auch das Recht auf Bildung und die persönliche Autonomie beeinträchtigen.
Zukünftige Entwicklungen
Angesichts der anhaltenden Empörung über die Regel ist es offensichtlich, dass die Universität auf die Vorwürfe reagieren muss. Viele Studierende und Menschenrechtsaktivisten fordern eine sofortige Überprüfung und Aufhebung der Regel. Die Universität könnte sich in der Zukunft gezwungen sehen, ihre Richtlinien zu überdenken und möglicherweise sogar die gesamte Führungsebene zu hinterfragen, um sicherzustellen, dass solche Übergriffe in der Zukunft vermieden werden.
Die öffentliche Debatte über die „Kein BH, keine Prüfung“-Regel könnte ein Wendepunkt für die Hochschulbildung in Nigeria sein. Wenn die Universität nicht auf die Forderungen der Studierenden und der Öffentlichkeit reagiert, könnte dies nicht nur ihren Ruf, sondern auch ihre Einschreibung gefährden. Die kommenden Wochen werden entscheidend dafür sein, ob die Universität bereit ist, sich in einer Weise zu reformieren, die den Bedürfnissen und Rechten ihrer Studierenden Rechnung trägt.
In der Zwischenzeit bleibt abzuwarten, wie sich diese Kontroversen auf die allgemeine gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlechterrollen und Bildung in Nigeria auswirken werden. Es ist klar, dass die Diskussion um Frauenrechte und die Überwachung von weiblichem Verhalten in akademischen Institutionen eine fortwährende Herausforderung darstellt, die nicht ignoriert werden kann.