In einem überraschenden Schritt hat der Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. am Montag alle 17 Mitglieder eines entscheidenden Gremiums der Regierung, das Impfstoffberater umfasst, entlassen. Dieser unerwartete Schritt könnte das Vertrauen in Impfungen in den USA weiter erschüttern. Kennedy, ein bekannter Impfkritiker, begründete die Maßnahme mit dem Bedarf an einem "klaren Schnitt", um das öffentliche Vertrauen in die Impfstoffwissenschaft wiederherzustellen.
Die Entlassungen betreffen das Beratende Komitee für Immunisierungspraktiken (ACIP), das die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Impfstofffragen berät. Dieses Gremium überprüft Impfstoffdaten und gibt Empfehlungen ab, die bestimmen, wer für Impfungen in Frage kommt und ob Versicherer diese abdecken sollten. Die Mitglieder des ACIP sind unabhängige medizinische und öffentliche Experten, die ihre Empfehlungen auf wissenschaftlicher Grundlage und Beweisen basieren.
Es ist unklar, wen Kennedy als neue Mitglieder ernennen wird. In einer Mitteilung erklärte das Gesundheitsministerium, dass das ACIP dennoch ein geplantes Treffen vom 25. bis 27. Juni abhalten werde, um Empfehlungen auszusprechen. Eine mit der Materie vertraute Person, die anonym bleiben möchte, erklärte gegenüber CNBC, dass neue Mitglieder dieses Treffen leiten werden.

Hintergründe und Kontext
Die Entscheidung, alle Mitglieder des ACIP zu entlassen, ist der jüngste Schritt von Kennedy, um Impfpolitiken in den USA zu verändern. Seit er die Leitung des Gesundheitsministeriums übernommen hat, wurden bereits mehrere Programme gestoppt, die auf die Entwicklung neuer Impfstoffe abzielten. Zudem wurde die Empfehlung für routinemäßige Covid-19-Impfungen für gesunde Kinder und Schwangere zurückgezogen.
Kennedy argumentiert, dass das derzeitige Gremium von Interessenkonflikten geplagt sei und kaum mehr als ein Abnickgremium für Impfstoffe sei. Dennoch haben alle Gesundheitsbehörden der USA strenge Richtlinien zur Vermeidung von Interessenkonflikten, und es gab in den letzten Jahren keine diesbezüglichen Probleme. Die Mitglieder der föderalen Impfstoffberatungsgremien sind verpflichtet, potenzielle Interessenkonflikte offenzulegen.
Bemerkenswert ist, dass einige der Mitglieder des Komitees zuletzt vom Biden-Team ernannt wurden. Kennedy betonte, dass ohne die Entlassung dieser Berater die Trump-Administration keinen Einfluss auf die Zusammensetzung des Gremiums bis 2028 gehabt hätte.

Investigative Enthüllungen
Die Entlassung aller Mitglieder des ACIP könnte weitreichende Folgen haben. Experten warnen davor, dass die Neubesetzung des Gremiums zu politisierten Empfehlungen führen könnte, die eher auf die Risiken von Impfungen als auf deren Vorteile hinweisen. Solche Empfehlungen könnten das Vertrauen der Wissenschaftler und der Öffentlichkeit in die CDC und die Trump-Administration weiter erschüttern.
Das ACIP hat in der Vergangenheit Impfstoffe genau geprüft, oft im Gegensatz zu dem, was Kennedy und andere Regierungsvertreter argumentieren. In einigen Fällen hat das Gremium eine eingeschränktere Nutzung von Impfstoffen empfohlen, als von der Food and Drug Administration (FDA) genehmigt. Ein Beispiel hierfür ist der HPV-Impfstoff von Merck, der von der FDA für Personen im Alter von 9 bis 45 Jahren zugelassen wurde. Die CDC empfiehlt jedoch seine Anwendung nur bei Patienten im Alter von 9 bis 26 Jahren, weil der öffentliche Gesundheitsnutzen bei Personen über 26 Jahren geringer ist.
Dr. Lakshmi Panagiotakopoulos, eine führende Expertin für pädiatrische Infektionskrankheiten, trat kürzlich als Co-Leiterin des ACIP zurück. Sie gab an, dass sie nicht mehr in der Lage sei, den schutzbedürftigsten Mitgliedern der US-Bevölkerung zu helfen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf Kennedys Entscheidungen sind geteilt. Einige sehen darin einen notwendigen Schritt, um das Vertrauen in die Impfstoffentwicklung wiederherzustellen, andere kritisieren den potenziellen Schaden, den dies für die öffentliche Gesundheit mit sich bringen könnte. Die Entlassung des ACIP könnte dazu führen, dass wichtige wissenschaftlich fundierte Empfehlungen ins Wanken geraten, was die Impfstoffakzeptanz in der Bevölkerung weiter gefährden könnte.
Gesundheitspolitiker äußerten ihre Besorgnis darüber, dass diese drastischen Maßnahmen das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Impfstoffe und die Glaubwürdigkeit des CDC ernsthaft beschädigen könnten. Ohne ein unabhängiges und wissenschaftlich fundiertes Gremium könnten Impfstoffempfehlungen politisiert und voreingenommen sein.
Die öffentliche Sorge, dass solche Veränderungen zu einem Rückgang der Impfraten führen könnten, ist berechtigt. Viele befürchten, dass dies zu einem Wiederauftreten von Krankheiten führen könnte, die durch Impfungen kontrolliert werden.
Zukünftige Entwicklungen
In den kommenden Wochen wird entscheidend sein, wie das neu besetzte Gremium seine Aufgaben erfüllen wird. Die erste Herausforderung besteht darin, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Unabhängigkeit und wissenschaftliche Integrität des Gremiums zu gewinnen. Ob Kennedy in der Lage sein wird, qualifizierte und unabhängige Experten zu finden, die die öffentlichen Interessen über politische Agenden stellen, bleibt abzuwarten.
Die nächste Sitzung des ACIP im Juni wird entscheidend sein, um zu beobachten, wie die neuen Mitglieder die Impfempfehlungen gestalten. Die zukünftige Impfpolitik in den USA könnte von diesen Entscheidungen erheblich beeinflusst werden. Es bleibt zu beobachten, ob diese Veränderungen tatsächlich das Vertrauen der Öffentlichkeit stärken oder ob sie zu einer weiteren Polarisierung in der Impfstoffdebatte führen werden.
In einer Zeit, in der die Welt noch immer mit den Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie kämpft, könnte diese Neuordnung der Impfstoffberatung weitreichende Auswirkungen auf die globale Gesundheitspolitik haben.