Einleitung
Die russische Wirtschaft steht vor einem wachsenden Risiko einer systemischen Bankenkrise, warnen Experten des staatlich verbundenen Zentrums für Makroökonomische Analyse und Kurzfristige Prognosen (CMASF). Während eine umfassende Krise derzeit noch nicht eingetreten ist, zeigen mehrere Warnsignale, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses steigt.

Aktuelle Risiken im russischen Bankensektor
In ihrem jüngsten Bericht beschreibt das CMASF die gegenwärtige Lage als eine „Resonanz“ negativer wirtschaftlicher Signale. Zu diesen Signalen zählen:
- Steigende faule Kredite
- Frühe Anzeichen eines Abzugs von Einlagen durch Kunden
- Wachsende Belastungen für Unternehmen und Verbraucher durch hohe Zinssätze

Kriterien für eine systemische Bankenkrise
Laut CMASF würde eine systemische Bankenkrise eintreten, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
- Nicht leistungsfähige Kredite, die 10 % der gesamten Bankaktiva überschreiten
- Ein signifikanter Abzug von Geldern durch Einleger
- Umfangreiche Rekapitalisierungen von Banken, die 2 % des BIP des Landes übersteigen
Obwohl bisher keines dieser Kriterien erfüllt ist, zeigen die zugrunde liegenden Risiken einen stetigen Anstieg, was die Situation besorgniserregend macht [1].

Herausforderungen der Zentralbank
Die Russische Zentralbank hat eine strenge Geldpolitik aufrechterhalten, um die Inflation zu bekämpfen. Diese hohen Zinssätze belasten das Finanzsystem erheblich. Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Schulden zu bedienen, während Haushalte in einem wachsenden Maß an problematischen Krediten stecken [2].
Entwicklungen im Kreditmarkt
Die Kreditvergabe verlangsamt sich, und Anzeichen von Kreditstress zeigen sich bei den beiden größten Banken des Landes, Sberbank und VTB. Die Zentralbank identifizierte in einem aktuellen Stabilitätsbericht zwei der sechs Hauptverwundbarkeiten im Finanzsystem: Unternehmensrisiken und Verbraucherüberschuldung. Es wurde ein signifikanter Anstieg der Kosten für Kreditrisiken und eine Verschlechterung der Rückzahlungsraten festgestellt, insbesondere bei Privatkunden [3].
Folgen für den europäischen Markt
Die potenziellen Auswirkungen einer Bankenkrise in Russland könnten auch die europäischen Märkte betreffen. Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Russland und Europa könnten Unsicherheiten in der russischen Wirtschaft zu einer Instabilität im gesamten europäischen Finanzsystem führen. Analysten warnen, dass eine Bankenkrise in Russland bereits bestehende wirtschaftliche Spannungen in Europa verstärken könnte [4][5].
Schlussfolgerung
Die Warnungen der Ökonomen des CMASF verdeutlichen die anhaltenden Risiken im russischen Bankensektor. Während die Zentralbank Maßnahmen ergreift, um die Situation zu stabilisieren, bleibt die Frage, wie lange sie die negativen Entwicklungen aufhalten kann. Die Möglichkeit einer systemischen Bankenkrise könnte nicht nur Russland, sondern auch die europäischen Märkte betreffen und erfordert daher besondere Aufmerksamkeit.
Quellen
- Pro-Kremlin Economists Have Predicted A Banking Crisis In Russia
- Russian Economy Faces 'Creeping Crisis', Economists Warn
- Tanks vs. banks: Russia faces a financial crisis
- Russia faces banking crisis as sanctions bite
- Russia: are financial stability risks starting to crystallise?
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.