Einleitung
Ein kürzliches Urteil des Schweizer Bundesgerichts hat für Aufsehen gesorgt: Es wurde entschieden, dass kein Kanton eine Altersgrenze für die Erteilung einer Arzterlaubnis festlegen darf. Diese Entscheidung hat weitreichende Implikationen für die medizinische Praxis in der Schweiz und könnte auch Auswirkungen auf die deutschen und europäischen Märkte haben.

Das Urteil im Detail
Das Gericht entschied, dass das Gesetz des Kantons Neuenburg, das eine Altersgrenze von 80 Jahren für die Erneuerung der Arzterlaubnis vorsieht, nicht mit dem Bundesrecht konform ist. Der Kläger, ein Arzt, der 1944 geboren wurde, hatte im April 2023 die Erneuerung seiner Erlaubnis beantragt. Allerdings wurde die Gültigkeit seiner Lizenz auf Ende August 2024 begrenzt, als er 80 Jahre alt werden würde. Dies wurde nun für unrechtmäßig erklärt [1].

Präzedenzfall für die Schweiz
Das Urteil könnte als Präzedenzfall für andere Kantone dienen, da Neuenburg anscheinend der einzige Kanton ist, der eine absolute Altersgrenze in seinen Vorschriften hat. Der Anwalt des Arztes, Alexandre Zen-Ruffinen, betonte, dass der Sieg auch den Patienten zugutekommt, da der Arzt über 1.500 Patienten betreut und von vielen als kompetent angesehen wird.

Regulierungen und Sicherheitsmaßnahmen
Das Bundesgericht stellte klar, dass es den Kantonen erlaubt ist, temporäre Erlaubnisse auszustellen, um regelmäßig zu überprüfen, ob die Voraussetzungen für die Berufsausübung weiterhin erfüllt sind. Dies könnte auch beinhalten, dass eine fachliche Beurteilung gefordert wird. Philippe Eggimann, Vizepräsident der Schweizerischen Ärztegesellschaft, betonte, dass bereits ausreichend Maßnahmen vorhanden sind, um die ordnungsgemäße Praxis älterer Ärzte sicherzustellen [2].
Auswirkungen auf den deutschen und europäischen Markt
Die Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts könnte auch für Deutschland und andere europäische Länder von Bedeutung sein. Angesichts des demografischen Wandels und des zunehmenden Ärztemangels in vielen Regionen könnte eine ähnliche Regelung in Deutschland diskutiert werden. In der Bundesrepublik sind viele Ärzte ebenfalls über 60 Jahre alt, und die Frage der Altersgrenzen könnte auch hier aufkommen.
- In Deutschland sind 25% der praktizierenden Ärzte über 60 Jahre alt.
- Der Ärztemangel in ländlichen Regionen könnte durch die Erlaubnis, ältere Ärzte länger praktizieren zu lassen, gemildert werden.
Schlussfolgerung
Das Urteil des Schweizer Bundesgerichts zur Altersgrenze für Ärzte eröffnet neue Perspektiven für die medizinische Praxis. Es zeigt, dass die Qualität der medizinischen Versorgung nicht allein vom Alter eines Arztes abhängt, sondern vielmehr von dessen Fähigkeiten und der kontinuierlichen Überprüfung seiner Praxis. Für Deutschland und andere europäische Länder könnte dies ein Anstoß sein, die eigenen Regulierungen zu überdenken und an die sich verändernden demografischen Realitäten anzupassen.
Quellen
- Swiss court rules no age limit to practice medicine [1]
- Swiss court rules no age limit to practice medicine - Flipboard [2]
- Health professions legislation - Bundesamt für Gesundheit BAG [3]
Über den Autor
Der Autor dieses Artikels ist Lukas Schneider, ein erfahrener Wirtschaftsjournalist mit Schwerpunkt auf internationaler Handelspolitik und Technologiemärkten.