Inmitten wachsender Bedenken über die Kosten und die Transparenz beim Kauf von 36 F-35-Kampfflugzeugen hat die Schweizer Parlamentskommission eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Diese wird sich insbesondere mit der Frage des Festpreises für die Flugzeuge befassen, der in den letzten Wochen in den Fokus der öffentlichen Diskussion gerückt ist.
Die Aufsichtskommission des Nationalrats hat beschlossen, die Managementpraktiken der verantwortlichen Behörden während der Vertragsverhandlungen zu überprüfen. Die Kommission wird speziell die Handhabung von Expertisen und die Kommunikation der Regierung mit dem Parlament und der Öffentlichkeit unter die Lupe nehmen. Der Ermittlungsprozess wird von einem Unterausschuss der Kontrollkommission geführt und stellt eine Fortsetzung der Prüfungen aus dem Jahr 2022 dar, als der Evaluierungsprozess für die neuen Kampfflugzeuge im Mittelpunkt stand.
Die Untersuchung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Berichte über unterschiedliche Interpretationen des Festpreises zwischen den USA und der Schweiz ans Licht gekommen sind. Die Frage, ob die Regierung bei den Verhandlungen um die F-35-Kampfflugzeuge Fehler gemacht hat, wird nun intensiv debattiert.

Hintergründe und Kontext
Der Kauf der F-35 ist ein Teil der umfassenden Bemühungen der Schweiz, ihre Luftstreitkräfte zu modernisieren. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten in Europa hat sich die Schweiz entschieden, in moderne Kampfflugzeuge zu investieren. Die F-35, die vom US-amerikanischen Rüstungsunternehmen Lockheed Martin hergestellt werden, gelten als eines der fortschrittlichsten Luftfahrzeuge der Welt. Doch die hohen Kosten und die Komplexität der Verträge werfen Fragen auf.
Bereits im Jahr 2022 gab es erste Bedenken hinsichtlich der Kostenentwicklung und der Transparenz des Beschaffungsprozesses. Die Kontrollkommission des Nationalrats hatte damals erste Prüfungen eingeleitet, die nun in die aktuelle Untersuchung münden. Experten warnen, dass die intransparenten Prozesse rund um den F-35-Kauf das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung und ihre Entscheidungen gefährden könnten.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass der Festpreis, der ursprünglich als stabil und verlässlich galt, nun umstritten ist. Die US-amerikanischen Behörden und ihre Schweizer Partner haben offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber, was der Festpreis für die 36 F-35 tatsächlich umfasst. Dies könnte schwerwiegende finanzielle Implikationen für die Schweiz nach sich ziehen, die sich auf die gesamte Verteidigungsstrategie auswirken würden.

Investigative Enthüllungen
Die Parlamentarier der Kontrollkommission haben bereits erste Informationen über die möglichen Versäumnisse der Regierung erhalten. Experten haben darauf hingewiesen, dass die Kommunikation der Regierung bezüglich des Festpreises irreführend gewesen sein könnte. Es wird vermutet, dass die Verantwortlichen nicht ausreichend über die Unsicherheiten bei den Preisverhandlungen informiert waren, was die Entscheidungsträger im Parlament in eine prekäre Lage brachte.
Die Kommission wird sich daher auch mit der Rolle des Verteidigungsministeriums und dessen Kommunikation zu den Festpreisverhandlungen befassen. Wurden die politischen Entscheidungsträger über potenzielle Risiken und Unsicherheiten in den Verträgen ausreichend informiert? Oder gab es eine bewusste Entscheidung, diese Informationen zurückzuhalten, um den Kauf der F-35 zu erleichtern?
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Behandlung der Expertisen, die im Vorfeld der Vertragsverhandlungen erstellt wurden. Die Kommission möchte herausfinden, ob diese Berichte tatsächlich die Risiken und Herausforderungen ausreichend abgebildet haben oder ob sie beschönigt wurden, um den Kauf als unproblematisch darzustellen.

Auswirkungen und Reaktionen
Die Reaktionen auf die Ankündigung der Untersuchung sind durchweg kritisch. Bürgerrechtler und Verteidigungsexperten haben bereits Bedenken geäußert, dass die Regierung nicht nur beim F-35-Kauf, sondern auch in anderen Bereichen der Verteidigungspolitik an Transparenz gewinnen muss. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Verteidigungsausgaben ohne entsprechende Kontrolle und Aufsicht steigen“, sagte ein Sprecher einer Bürgerrechtsgruppe.
Die Debatte wird auch von politischen Akteuren in der Schweiz intensiv geführt. Mehrere Parteien haben bereits angekündigt, die Ergebnisse der Untersuchung genau zu verfolgen. Kritiker befürchten, dass die F-35 Beschaffung zum „größten Verteidigungsflop“ der Schweiz werden könnte, wenn die Ergebnisse der Untersuchung negative Aspekte aufdecken.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der F-35-Affäre könnten ebenfalls weitreichend sein. Ein möglicherweise höherer Preis für die F-35 könnte bedeuten, dass weniger Mittel für andere wichtige Bereiche der Bundeswehr zur Verfügung stehen. Zudem könnten die öffentliche Meinung und das Vertrauen in die Regierung durch die laufenden Untersuchungen nachhaltig beschädigt werden.
Zukünftige Entwicklungen
Die Parlamentskommission plant, in den kommenden Monaten regelmäßig über den Fortschritt der Untersuchung zu berichten. Erste Ergebnisse werden laut internen Quellen bereits in den nächsten Wochen erwartet. Die Kommission wird dabei versuchen, die entscheidenden Fragen zu klären und die Verantwortlichkeiten festzustellen.
Die Herausforderungen bei der Beschaffung von Verteidigungsgütern sind nicht neu, und auch andere Länder haben ähnliche Probleme erlebt. Experten befürchten jedoch, dass die Schweiz, wenn sie diese Probleme nicht angemessen angeht, in eine tiefere Vertrauenskrise stürzen könnte. Eine klare Kommunikation und Transparenz sind entscheidend, um den Bürgern die Gewissheit zu geben, dass ihre Steuergelder verantwortungsvoll eingesetzt werden.
Schließlich wird diese Situation nicht nur die Luftwaffe, sondern auch die gesamte Schweizer Sicherheitsarchitektur in den kommenden Jahren prägen. Die Fragen, die jetzt aufgeworfen werden, könnten weitreichende Konsequenzen für die zukünftige Verteidigungspolitik der Schweiz haben und darüber hinaus.
In einer Zeit, in der geopolitische Spannungen zunehmen und militärische Ausgaben kritisch hinterfragt werden, wird es für die Schweizer Regierung von entscheidender Bedeutung sein, diese Angelegenheit transparent zu behandeln und die notwendigen Lehren aus der F-35-Affäre zu ziehen.